ku­ckuck

felix schwenzel

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mein va­ter kann vö­gel am ge­sang er­ken­nen. oder am schwanz. oder an der far­be. tote vö­gel hat er frü­her auf­ge­ho­ben und in un­se­re tief­kühl­tru­he ge­legt um sie spä­ter aus­stop­fen zu las­sen. manch­mal wur­de er so­gar an­ge­ru­fen wenn bei uns im dorf ir­gend­wo ein ori­en­tie­rungs­lo­ser vo­gel her­um­lief. ein­mal war es ein eis­vo­gel der wohl ge­gen eine ve­ran­da­tür ge­flo­gen war, sich da­bei ei­nen flü­gel brach und da­nach ori­en­tie­rungs­los im gar­ten rums­ass. wir ver­such­ten ihn auf­zu­päp­peln, ihn zu füt­tern, sei­nen flü­gel zu schie­nen. er starb 2 tage spä­ter und wan­der­te da­nach in die tief­kühl­tru­he. manch­mal wan­de­reten vö­gel aus der tief­kühl­tru­he zum tier­prä­pa­ra­tor und ka­men ein paar wo­chen spä­ter aus­ge­stopft und le­bens­echt, auf ei­nem ast sit­zend zu­rück. das gan­ze zim­mer mei­nes va­ters ist voll mit die­sen aus­ge­stopf­ten, auf äs­ten sit­zen­den vö­geln. fast alle sind op­fer von glas­schei­ben oder au­to­un­fäl­len — plus ein paar erb­stü­cke.

ich habe vie­les von mei­nem va­ter über­nom­men, aber nicht den wunsch vo­gel-lei­chen oder kru­zi­fi­xe in mei­nem wohn­raum zu ver­sam­meln. bis vor ein paar ta­gen, als ich die­se ku­ckucks­uhr von mi­cha­el sans ge­se­hen habe. seit­dem kann ich mir vor­stel­len so­et­was wie ein kru­zi­fix oder ei­nen aus­ge­stopf­ten vo­gel bei mir ins zim­mer zu hän­gen. nur leis­ten wer­de ich ihn mir nicht kön­nen. nix des­to trotz. falls je­mand ei­nen to­ten ku­ckuck fin­den soll­te, ich wür­de mich freu­en wenn er sich mel­den wür­de. dann bau ich das ding nach.

[via kunst­be­trieb und re, dank an mi­cha­el sans für die bil­der]