mi­chel fried­man ist off­line-af­fin

felix schwenzel

ich habe heu­te mei­ne mit­tags­pau­se im ro­deo club ver­bracht. dort gab es le­cke­ren thun­fisch-tar­tar, hähn­chen­spies­se mit ana­nas, crä­cker mit sal­zi­ger, fet­ti­ger, köst­li­cher creme, lap­tops, brü­chi­ges wlan und leu­te die ge­re­det und ne web­sei­te ge­launcht ha­ben (ge­ra­de ist die web­sei­te wie­der off­line, beta pro­ble­me oder mas­sa­ge wahr­schein­lich). zu­erst gabs mit de­fek­ten mi­kro­fo­nen eine men­ge bull­shit zu hö­ren, zum bei­spiel dass mit die­sem ly­cos-iq-pro-und-con­tra-dings „erst­mals“ eine ge­re­gel­te dis­kus­sio­nim in­ter­net mög­lich sei und mi­chel fried­man gleich den welt­weit ers­ten vor­trag über dis­kus­si­ons­kul­tur im in­ter­net hal­ten wür­de. fried­mans vor­trag war vor al­lem eins: an­ge­nehm kurz. ich konn­te mir so­gar ein, zwei din­ge von dem was er sag­te mer­ken. vor al­lem: mi­chel fried­man fin­det streit „et­was wun­der­ba­res“, vor al­lem wenn er aus­ser­halb der peer-group statt­fän­de. ir­ri­tie­rend fand ich, dass fried­manns hän­de ge­nau­so braun wie sein ge­sicht sind und dass ich mir drei­mal ein­bil­de­te er trü­ge rote so­cken. nun gut, fünf bil­der ge­fli­ckert, ge­ges­sen, ei­nen li­ter o-saft ge­trun­ken und schon war die mit­tags­pau­se um.

abends hat mich oli­ver wag­ner, bzw. ly­cos dann noch zum abend­essen in den ro­deo club ein­ge­la­den, was ich ganz zau­ber­haft fand, konn­te ich so doch dar­auf ver­zich­ten mir, wie wie beim mit­tag­essen, selbst et­was zum es­sen zu kau­fen. nach dem small­talk gabs ne le­cke­re cham­pi­on-creme-sup­pe, nach der ich das klo auf­su­chen muss­te, all­ler­dings nicht we­gen der sup­pe, son­dern we­gen der bla­se. als ich zu­rück­kam stand nicht das es­sen an mei­nem platz, wie sonst so oft, wenn ich in re­stau­rants aufs klo gehe, son­dern mi­chel fried­man. ge­nau­er, er sass mir ge­gen­über.

ich konn­te also in der fol­ge nicht um­hin mit­zu­be­kom­men, wie er ge­stand ein „sup­pen­kas­per“ zu sein, das er vom bor­cherts nicht hiel­te und dass er sein wie­ner-schnit­zel ger­ne ohne po­ma­de pa­na­de und den spar­gel in blät­ter­teig ohne blät­ter­teig be­stell­te. ich konn­te auch nicht um­hin, ihn trotz mei­nes fes­ten vor­sat­zes ihn über­heb­lich und bla­siert fin­den zu wol­len und ihn trotz sei­ner end­lo­ser selbst­dar­stel­lungs- und selbst­er­klä­rungs­re­den, sym­pa­thisch zu fin­den. denn fried­man zwei­felt an al­lem, an al­lem was sei­ne ge­sprächs­part­ner zu­hö­rer sa­gen, an al­lem was als ge­sell­schaft­li­cher kon­sens gilt und vor al­lem an sich selbst. zu­min­dest er­weck­te er mit dem was er sag­te, ge­nau die­sen ein­druck in mir. leu­te die zwei­feln mag ich ein­fach.

als je­mand in der run­de es wag­te ihn vor­sich­tig zu kri­sie­ren, weil er es of­fen­sicht­lich schaf­fe in je­der ge­sprächs­run­de das ge­sprächs­the­ma vor­zu­ge­ben, sag­te er: „nö, stimmt gar nicht, sie kön­nen mit mir über al­les re­den was sie wol­len“ er­griff ich mei­ne chan­ce und frag­te ihn, ob er blogs lese. nein, er las­se sich auch sei­ne emails aus­dru­cken, sag­te er. blogs lese er nicht. ob er die kom­men­ta­re zu sei­nen film­chen auf watch ber­lin lese, oder ob er die an­de­ren film­chen dort schaue? nö, die kom­men­ta­re las­se er sich aber ge­le­gent­lich auch aus­dru­cken, aber die sei­en ja eh meist eher „si­tu­al­tiv“. im üb­ri­gen sei das waqs er dort ma­che ip-tv. die fra­ge, ob er denn dann viel­leicht, so als off­line-af­fi­ner mensch, nicht ex­akt die ziel­grupp­pe von ly­cos „pro und con­tra“ sei, ant­wor­te­te er dann schon di­plo­ma­ti­scher: „kann ja noch wer­den.“ ich hat­te dann kei­ne lust mich mit ihm zu strei­ten, und ver­kniff mir die fra­ge was er da­für be­kom­me, pr für ly­cos „pro und con­tra“ zu ma­chen. ich sage aber was ich da­für be­kam: viel zu trin­ken und viel zu es­sen.

[nach­trag 13.05.2007]
ger­rit von aa­ken über das event.