den­ny cra­ne nahm mir die angst vorm auf­quel­len

felix schwenzel

als ich 13 oder 14 war, fand ich es furcht­bar alt zu wer­den. mit dem al­ter ver­band ich da­mals vor al­lem men­schen die ei­nem im bus an­pö­bel­ten, wenn man den platz nicht für sie frei mach­te, men­schen die stän­dig la­men­tier­ten, frü­her sei al­les bes­ser ge­we­sen oder die ein­fach ko­misch wa­ren. ich woll­te nie so wer­den. ich brauch­te eine gan­ze wei­le, bis ich be­griff, dass an­stren­gend, dumm oder mi­se­pe­trig sein nicht un­be­dingt eine ei­gen­schaft des al­ters sein muss. für mich war der au­gen­öff­ner ein al­ter mann im fern­se­hen der sa­chen sag­te die mich be­geis­ter­ten. ich weiss nicht mehr wer das war oder wor­über er ge­nau re­de­te, ich glau­be er war ar­chi­tekt oder phi­lo­soph. was er sag­te be­rühr­te mich, in­spi­rier­te mich. mir fiel auf, die al­ten men­schen die ich bis da­hin wahr­nahm in­spi­rier­ten mich nicht. sie jam­mer­ten, be­klag­ten sich oder schimpf­ten.

als ich die­sen mann im fern­se­hen sah, konn­te ich mir plötz­lich vor­stel­len alt zu wer­den. ich ver­stand plötz­lich, dass man auch im al­ter vor­wärts­ge­wandt und in­spi­rie­rend sein konn­te und dass an­ge­neh­me oder un­an­ge­neh­me chark­ter­ei­gen­schaf­ten nichts mit dem al­ter zu tun ha­ben. und ich ver­stand wie wich­tig es ist, an­de­re men­schen zu in­spi­rie­ren.

heu­te hab ich wie­der was ge­lernt. wie­der im fern­se­hen. als ich wil­liam shat­ner als den­ny cra­ne im „bos­ton le­gal“ sah, habe ich ge­lernt, dass es egal ist wenn man alt und fett ist oder auf­ge­quol­le­ne, trü­be au­gen hat. die haupt­sa­che ist, dass man fä­hig zur selbst­iro­nie und zur lie­be ist. we­ni­ger pa­the­tisch aus­ge­drückt, mis­an­thro­pen in­spi­rie­ren nie­man­den und sind nicht wirk­lich lie­bens­wert.