fol­ge-mag.com, ix und watch­ber­lin

felix schwenzel

am sonn­tag las ich in der fas ei­nen ar­ti­kel über frerk lintz und sein am­bi­tio­nier­tes pro­jekt fol­ge-mag.com. ge­fragt nach an­de­ren web­sei­ten die vi­de­os on­line an­bie­ten, sag­te er un­ter an­de­rem:

„watch ber­lin?“ bes­ser mal ein gu­tes vi­deo ma­chen als fünf schlech­te.

ix fühl­te mich di­rekt an­ge­spro­chen. „ach du scheis­se“ dach­te ich und dass ich un­be­dingt schrei­ben müss­te: „ich dach­te das merkt kei­ner.“ eine ast­rei­ne ver­dei­di­gungs­stra­te­gie, de­fen­siv zu­ge­ben dass nicht al­les was ich selbst und an­de­re auf watch­ber­lin ma­chen su­per ist und gleich­zei­tig zwi­schen der zei­le an­deu­ten, dass ja auch durch­aus gu­tes da­bei ist. im ar­ti­kel der frank­fur­ter all­ge­mei­nen sonn­tags­zei­tung (lei­der nicht on­line, kann sich nur noch um jah­re han­deln bis auch die faz merkt, dass man mit ei­nem of­fe­nen ar­chiv mehr um­sät­ze macht als mit kos­ten­pflich­ti­gen ar­ti­keln) wur­de lintz pro­jekt enorm ge­lobt. das „schöns­te“ und „in­tel­li­gen­tes­te me­di­en­for­mat“ das im mo­ment in deutsch­land zu fin­den sei, „blog­ger“ über­schlü­gen sich vor be­geis­te­rung, „un­er­reicht im in­ter­net“, „erst­klas­sig pro­du­ziert“. ich ent­schied mich beim le­sen des ar­ti­kels, das pro­jekt auch toll zu­fin­den.

ges­tern hab ich mir das fol­ge-mag dann mal an­ge­schaut: in der tat, al­les ist wun­der­schön, die site so wie ich es mag, ein­fach, viel weiss­raum, ein un­prä­ten­tiö­ses lay­out, al­les sehr ge­schmack­voll und ge­die­gen. ich habe mir dann ges­tern abend die fol­gen mit axel prahl und klaus fie­he an­ge­schaut. viel­leicht war mei­ne wahl un­klug, denn ich fand die bei­den fil­me so über­kan­di­delt und dick auf­ge­tra­gen, dass ich kei­nen der bei­den bis zum ende er­trug. viel­leicht wa­ren die bei­den prot­ago­nis­ten auch zu selbt­ver­liebt, der schnitt zu prä­ten­ti­ös und pa­the­tisch und zu ge­wollt schön — ich er­trug es nicht.

mir kam kurz der ge­dan­ke, ob es manch­mal nicht bes­ser sei, die din­ge ein­fach hin­zu­rot­zen, din­ge ein­fach zu ma­chen, auch wenn man weiss, man könn­te es bes­ser, es ein­fach so las­sen wie es kommt. blog­gen, ins in­ter­net schrei­ben ist oft so: ei­nen ge­dan­ken aus­spre­chen, auch wenn er nicht per­fekt aus­for­mu­liert ist oder hun­dert­pro­zen­tig durch­dacht ist. sich auf die idee kon­zen­trie­ren und nicht auf die form. kei­nen, aus­ser den in­ne­ren, zwän­gen nach­ge­ben zu müs­sen. zu feh­lern, zur im­per­fek­ti­on ste­hen kön­nen, sie aus­hal­ten. auf recht­schrei­bung scheis­sen. nicht al­les so lan­ge fei­len, bis alle kan­ten rund sind und al­les eins zu eins in ein buch oder eine fern­seh­sen­dung oder ei­nen zei­tungs­ar­ti­kel über­nom­men wer­de könn­te. die ge­dan­ken die man hat ein­fach raus­hau­en, ob­wohl man ahnt, dass man es ein paar mo­na­te spä­ter be­reu­en wür­de. ich mag ge­nau das am in­ter­net. man kann den men­schen beim wach­sen, beim dumm­hei­ten be­ge­hen, beim zwei­feln zu­schau­en.

und jetzt das: wun­der­schö­ne bil­der, auf den schnitt pas­sen­de mu­sik, auf­wen­digs­te split­screens, durch­in­sze­niert bis ins letz­te de­tail und doch nix drin, zu­min­dest für mich.

heu­te habe ich mir die sei­te noch­mal an­ge­guckt und den film über den ber­li­ner koch otto pfeif­fer ge­se­hen. ich fand den film gut. kur­ze, knap­pe schnit­te, kei­ne über­trie­be­ne in­sze­nie­rung, schö­ne bil­der und nicht zu viel brim­bo­ri­um. das 5-mi­nu­ten-por­trait hat mir rich­tig gut ge­fal­len. ich fürch­te die 15-mi­nu­ten-ver­si­on nicht zu er­tra­gen, des­halb be­las­se ich es bei der 5-mi­nu­ten-ver­si­on.

ich habe jetzt kom­plett aus dem auge ver­lo­ren, was ich ei­gent­lich sa­gen woll­te, wahr­schein­lich woll­te ich recht­fer­ti­gen, dass es auch schlech­tes ge­ben muss, dass es durch­aus reiz­voll sein kann sich in die scheis­se zu set­zen oder ei­nem da­bei zu­zu­se­hen. oder dass im in­ter­net platz für al­les ist, für das in­sze­nier­te und hoch­wer­ti­ge, aber auch für das schlech­te, den müll — und dass eben auch der müll sei­nen reiz ha­ben kann.

kurz, was ich ei­gent­lich sa­gen woll­te, das bes­te an die­sem watch­ber­lin-film, der am mon­tag bei der vor­stel­lung von zoo­mer.de ent­stand, ist die kür­ze. es dau­ert nur knapp 3 mi­nu­ten. ul­rich wi­kert kommt dar­in vor, man sieht, dass ich fra­gen stel­len kann, aber nicht nach­ha­ken, man sieht wie ich mich nicht ent­schei­den kann und wie ich stamm­le. viel­leicht muss man ein­fach fünf schlech­te vi­de­os ma­chen und dann mal wie­der ein gu­tes?

vi­deo bei watch­ber­lin (flv-di­rekt­link).