mi­chel­le oba­mas re­de auf dem de­mo­kra­ti­schen par­tei­tag

felix schwenzel

ich hab mir eben die rede von mi­chel­le oba­ma auf dem de­mo­kra­ti­schen par­tei­tag in den­ver an­ge­se­hen (die rede kann man bei der huf­fing­ton-post auch nach­le­sen).

ich fand die rede nicht schlecht, auch wenn ich mir beim gu­cken stän­dig ein­bil­de­te, dem re­den­schrei­ber-team bei der ar­beit über die schul­ter zu schau­en. alle rhe­to­ri­schen knif­fe die ei­nem so ein­fal­len, wur­den in der rede (sehr ge­konnt) ein­ge­setzt: stän­di­ge wie­der­ho­lun­gen und auf­zäh­lun­gen (4 mal „I come here to­night as a …“, 3 mal „It’s what he did …“, etc.), pa­trio­tis­mus ga­lo­re, ver­su­che die men­schen emo­tio­nal zu be­rüh­ren und ein­fa­che, ein­gän­gi­ge sät­ze.

auch schön, sät­ze über die man stol­pert, an de­nen man hän­gen­bleibt, die aber selbst­ver­ständ­lich durch­kom­po­niert sind. so sag­te mi­chel­le oba­ma nicht „I come here as a wife, who loves her hus­band“, son­dern „I come here as a wife, who loves my hus­band“.

the­ma­tisch hat sie alle haus­auf­ga­ben er­le­digt. sie hat sich von ih­rer emo­tio­na­len sei­te ge­zeigt, fa­mi­li­en­wer­te über fast al­les (aus­ser den pa­trio­tis­mus und den dienst am lan­de) ge­stellt und ba­rack als net­ten, ver­ant­wor­tungs­vol­len, fleis­si­gen und ziel­stre­bi­gen mesn­chen dar­ge­stellt, der zwar „ei­nen ko­mi­schen na­men hat“, aber sonst al­les mit­bringt was ein prä­si­dent braucht. auch sei­nen wer­te­ka­non hat sie wun­der­bar idea­li­siert und zu­sam­men­ge­fasst:

And Ba­rack and I were rai­sed with so many of the same va­lues: that you work hard for what you want in life; that your word is your bond and you do what you say you’re go­ing to do; that you tre­at peo­p­le with di­gni­ty and re­spect, even if you don’t know them, and even if you don’t agree with them. [sze­nen­ap­plaus]

dass ich die gan­ze zeit an re­den­schrei­ber den­ken muss­te mag mit mei­nem über­mäs­si­gen kon­sum von „the west wing“ zu­sam­men­hän­gen *) — und in der tat könn­te die rede so auch in „the west wing“ lau­fen — oder, leicht mo­di­fi­ziert, als plä­doy­er in „bos­ton le­gal“. ich wet­te, dass an der rede ein paar die­ser hol­ly­wood-on­kel mit­ge­schrie­ben ha­ben. nur ihr mi­mik-, ges­tik- und ton­fall-coach hat — glau­be ich — bei der ar­beit ein biss­chen viel an den fur­zen­den pre­di­ger ge­dacht. das hat der rede aber trotz­dem nicht all­zu­viel ge­scha­det. schliess­lich hat sie auch nicht ge­pupst. nicht ein­mal.

*) pein­lich aber wahr, beim gu­cken von „the west wing“ kom­men mir re­gel­mäs­sig trä­nen in die au­gen. bei mi­chel­le oba­mas rede pas­sier­te mir das nicht — an­de­ren aber schon.

[nach­trag 27.08.2008]
ba­rack oba­mas mit­ar­bei­ter ver­schi­cken ei­nen ziem­lich per­sön­lich ge­hal­te­nen news­let­ter. be­treff: „Did you see Mi­chel­le?“