re:den

felix schwenzel

von der re­pu­bli­ca gabs ges­tern ei­gent­lich nichts zu be­rich­ten. es ist nichts be­mer­kens­wer­tes pas­siert, aus­ser dass den gan­zen tag lang ge­re­det wur­de. viel­leicht kann man die re­pu­bli­ca tat­säch­lich ge­nau so zu­sam­men­fas­sen:

vom 1. bis zum 3 april re­de­ten in ber­lin sehr vie­le leu­te mit­ein­an­der.

ich bin üb­ri­gens zur re­pu­bli­ca ge­gan­gen ohne vor­her ei­nen blick ins pro­gramm zu wer­fen und ohne ir­gend­et­was zu er­war­ten. aus­ser na­tür­lich, ein paar leu­te zu tref­fen die re­den und de­nen man zu­hö­ren kann und selbst ein biss­chen zu re­den, zu es­sen und zu trin­ken. in­so­fern sind mei­ne er­war­tun­gen nicht ent­täuscht wor­den.

ein paar din­ge ha­ben mich ges­tern (und vor­ges­tern) dann aber doch über­rascht. zum bei­spiel das wet­ter. oder die er­fah­rung, dass ra­de­ber­ger um 15 uhr bes­ser schmeckt, als um 23 uhr. ich über­le­ge ob ich mei­nen le­bens­rhyt­mus künf­tig um­stel­len soll­te, denn ich habe in den letz­ten wo­chen auch be­merkt, dass das mit­tag­essen um 10:30 bes­ser schmeckt als um 13 uhr. in­so­fern sind mei­ne er­war­tun­gen ges­tern so­gar über­trof­fen wor­den.

ges­tern habe ich be­merkt, dass man auch mal gut ei­nen tag ganz ohne in­ter­net ver­brin­gen kann.
naja fast. der vor­trag von pe­ter gla­ser war so in­spi­rie­rend, dass ich mich da­nach fast eine stun­de lang in den hof ge­setzt habe und per umts mei­nen rss-rea­der leer­zu­le­sen. da­bei habe ich mich wohl recht oft ge­räus­pert. naja, ein paar emails hab ich auch ge­le­sen und ge­schrie­ben, dann hab ich noch die fritz­box mei­ner el­tern über ei­nen ssl-tun­nel ein biss­chen um­kon­fi­gu­riert, 1und1 ver­flucht und ver­sucht den sup­port von 1und1 zu kon­tak­tie­ren. aber ins in­ter­net hab ich nix ge­schrie­ben, we­der auf twit­ter noch hier. gab ja auch kaum in­ter­net ges­tern. geht ja auch ohne in­ter­net. nicht.

es wur­de sehr viel ge­re­det ges­tern. ei­gent­lich be­steht die­se re­pu­bli­ca fast nur aus re­den. pe­ter schaar, man­che nen­nen ihn auch „den schah“, fing mor­gens an zu re­den, was hübsch an­zu­se­hen war was ganz in­ter­es­sant war, aber doch die ent­schei­den­de fra­ge of­fen liess: wie kön­nen wir ei­gent­lich un­se­re da­ten schüt­zen? wenn ich pe­ter schaar rich­tig ver­stan­den habe, geht das (noch) nicht. ganz schreck­lich wur­de es nach pe­ter schaar, beim zwei­ten vor­trag des ta­ges. da quäl­ten drei deut­sche sich und ihr pu­bli­kum, weil sie den ein­druck er­we­cken woll­ten, dass sie ihre vor­trä­ge auf eng­lisch vor­tru­gen. es gibt fast nichts pein­li­che­res, als wenn ein deut­scher „ztu­di­wieh­zieh“ oder „ztu­di­wieh­zett“ sagt, wenn er über stu­diVZ re­det. ach doch. wenn man das pu­bli­kum auf eng­lisch fragt ob „na­ti­ve spea­k­ers“ an­we­send sei­en und man dann, wenn sich nie­mand mel­det, un­ver­dros­sen wei­ter eng­lisch stam­melt (trotz­dem war die twit­ter­le­sung toll!).

ir­gend­wann re­de­te mar­kus hünd­gens. sein vor­trag hin­ter­liess mich eben­so rat­los wie herrn klein. was ge­nau woll­te er uns mit­tei­len? ich fil­me, also fil­me ich? hünd­gens wies zwar ziem­lich stolz dar­auf hin, dass er mit twitt­pic bil­der „bis zu ei­ner stun­de schnel­ler als die agen­tu­ren“ ver­öf­fent­li­chen kann, aber die ant­wort auf die fra­ge, wor­in ge­nau der vor­teil die­ser ge­schwin­dig­keit liegt, liess er of­fen. was ist gut an die­sem schnell? nur so ne­ben­bei, ich fand das bild des ab­ge­stürz­ten flug­zeugs im hud­son ri­ver nicht gut weil es schnell war, son­dern weil es gut war.

ich habe dann auch ir­gend­wann, so ge­gen die mit­tags­zeit an­ge­fan­gen zu re­den. auf der trep­pe, an der the­ke, im hof, beim fa­l­af­fel­mann. meis­tens ver­sucht man in den ge­sprä­chen ab­ge­bro­che­ne email-kon­ver­sa­tio­nen wei­ter­zu­füh­ren („tut mir leid, dass das mit den ti­ckets nicht ge­klappt hat“), auf­ge­schnapp­ten tratsch zu ve­ri­fi­zie­ren („bist du jetzt echt wie­der sin­gle?“) oder mit in blogs an­ge­le­se­nem wis­sen zu glän­zen („ist das dein hoch­zeits­an­zug?“). auch wenn ix ges­tern ein paar neue ge­sich­ter ken­nen­ler­nen durf­te („ich bin der den du vor nem jahr mal ge­disst hast“, „ich les dich“), sind die ge­sprä­che und ge­sprächs­part­ner zum gros­sen teil ex­akt die glei­chen wie vor ei­nem jahr. hört sich doof an, ist aber ziem­lich an­ge­nehm. we­ni­ger an­ge­nehm dürf­ten die in­ter­views sein, zu de­nen die ver­an­stal­ter von die­sen be­richt­erstat­tern ge­zwun­gen wer­den. ir­gend­wann ges­tern platz­te es aus aus mar­kus be­cke­dahl raus. in ei­ner in­ter­view-pau­se, mein­te er, dass er ein biss­chen müde sei, im­mer wie­der blogs für über 60jäh­ri­ge zu er­klä­ren.

am bes­ten von al­len re­den konn­te üb­ri­gens law­rence les­sig. teil­wei­se fühl­te ich mich an ei­ner der bes­se­ren fol­gen von „bos­ton le­gal“ er­in­nert. spä­tes­tens als ei­nes mei­ner bos­ton-le­gal-lieb­lings­wör­ter auf die lein­wand fiel: „OU­TRA­GE­OUS“. ge­gen les­sig ist alan shore ne null. na­tür­lich auch, weil shore ohne app­les „key­note“ ar­bei­tet.

was ix mich auch frag­te:

  • wer hat noch­mal ge­sagt, dass wir uns vom qua­li­täts­jour­na­lis­mus hin zum quan­ti­täts­jour­na­lis­mus be­we­gen?
  • wo war frank west­phal?
  • ist jens schrö­der ge­wach­sen?
  • färbt sich don dah­l­mann die haa­re grau?
  • be­kommt ma­rio six­tus den law­rence les­sig-award (in mes­sing), weil er dem 2DF und 3SAT CC-li­zen­zen auf­ge­schwatzt hat?
  • wer hört ei­gent­lich noch ra­dio?
  • war­um be­haup­tet tho­mas knü­wer, hei­ko he­big habe get­wit­tert „Wenn ich groß bin, möch­te ich so vor­tra­gen kön­nen wie Les­sig.“ ob­wohl er nur twit­ter­te „les­sig. rocks.“?