es geht auch kür­zer

felix schwenzel

manch­mal quält mich das schrei­ben. be­son­ders quä­lend ist es, wenn man mal was ge­schrie­ben hat, was ei­nem ganz gut ge­fällt und man merkt, das das ni­veau am nächs­ten tag nicht mal an­satz­wei­se zu hal­ten ist. dann schreibt man sich nen wolf und her­aus kommt nur lang­at­mi­ger quark, den an­de­re schon längst bes­ser auf­ge­schrie­ben ha­ben oder von an­de­ren kom­plett do­ku­men­tiert wur­de. frü­her half es mir beim ver­ste­hen von vor­trä­gen oder dis­kus­sio­nen un­ent­wegt no­ti­zen zu ma­chen, da­nach al­les run­ter­zu­schrei­ben und da­bei über das ge­sag­te nach­zu­den­ken und zu re­flek­tie­ren. mitt­ler­wei­le re­flek­tie­re ich lie­ber ohne mich mit dem schrei­ben zu quä­len.

aber ich woll­te was ganz an­de­res sa­gen. ich habe ge­merkt, dass ich die kur­zen zu­sam­men­fas­sun­gen vom drit­ten tag der re­pu­bli­ca, die ich ges­tern im zug von ber­lin nach ham­burg zu­sam­men­ge­schrie­ben habe, auch kür­zer (≤140 zei­chen) fas­sen kann, bei­na­he ohne er­kennt­nis­ver­lust:

lang: „jim­bo“ wales
auf ei­nes war auf der re­pu­bli­ca ver­lass: auf den ter­min­ka­len­der konn­te man sich nicht ver­las­sen. das pass­te heu­te früh ganz gut, statt zum vor­trag von jim­my wales zu spät zu kom­men („jim­bo wales“ stand im pro­gramm — ich fin­de den spitz­na­men ja ein biss­chen ob­zön), war ich dann viel zu früh, ob­wohl ich ei­gent­lich zu spät war. nach­dem ich ein­mal vor ein paar wo­chen ge­hört hat­te was herr wales als ho­no­rar fü ei­nen vor­trag nimmt, wa­ren mei­ne er­war­tun­gen an den vor­trag je­doch ei­nen tick zu hoch. für ei­nen saal vol­ler email-aus­dru­cker wäre der vor­trag si­cher eine sen­sa­ti­on ge­we­sen, so war er nur so, naja mit­tel­mäs­sig. im­mer­hin ken­ne ich jetzt alle mög­li­chen sta­tis­ti­schen eck­da­ten der wi­ki­pe­dia und von wi­kia, habe ei­ni­ges über das we­sen von en­zy­klo­pä­dien ge­lernt (sie sind nicht al­les an­de­re) und er­fah­ren, dass es sich loh­nen könn­te mal nach mup­pets und ma­trix zu goog­len und dass es min­des­tens ei­nen be­su­cher auf der re­pu­bli­ca gab, der nicht wuss­te das „wiki“ auf ha­waian­isch „schnell“ heisst.
kurz: jim­my wales, egal wie­viel ho­no­rar er be­kom­men hat, war sein geld nicht wert. im­mer­hin kenn ich jetzt die kenn­zah­len der wi­ki­pe­dia.

lang: rech­te kann man nicht es­sen
da­nach sprach cory doc­to­row, ohne rech­ner und ohne power­point, nur mit ein paar zer­knüll­ten pa­pier­fet­zen vor sich. cory doc­to­row kann ich stun­den­lang zu­hö­ren und all sei­ne ar­gu­men­te ge­gen DRM, „ta­ke­down no­ti­ces“ udn die­sen gan­zen co­py­right-wahn­sinn, die gel­ten­ma­chung von ur­he­ber­rech­ten für will­kür­li­che zen­sur­zwe­cke (ge­ra­de auch wie­der ak­tu­ell von ste­fan nig­ge­mei­er be­leuch­tet und in ei­nem et­was an­de­rem zu­sam­men­hang von der FAZ) sind so ein­leuch­tend, so kris­tall­klar, dass ich mich wun­de­re, dass die ver­ant­wort­li­chen der me­di­enn­dus­trie nicht rei­hen­wei­se mit­glie­der in der pi­ra­ten­par­tei wer­den. ernst­haft.
[sind cory doc­to­rows ro­ma­ne ei­gent­lich le­sens­wert? hat die schon­mal je­mand ge­le­sen?]
kurz: ich bin da­von über­zeugt, dass mu­sik­ma­na­ger oder film­bos­se nach ei­nem vor­trag von cory doc­to­row so­fort mit­glied in der pi­ra­ten­par­tei wür­den.

lang: dada-fa­l­a­fel
der fa­l­a­fel-mann am ora­ni­en­bur­ger tor war auch am zwei­ten tag gross­ar­tig. das haar im scha­warma war glück­li­cher­wei­se lang, dünn und blond — und nicht kurz, dick, ge­kräu­selt und schwarz.
kurz: im dada-fa­l­a­fel am ora­ni­en­bur­ger tor ein haar und ein scha­warma ge­ges­sen. http://is.gd/qHVc

lang: „ka­tho­li­sche femmi­nis­tIn­nen — äh fun­da­men­ta­lis­tIn­nen“
die dis­kus­si­on um die fra­ge „War­um Ba­by­kot­ze ge­nau­so re­le­vant ist wie das iPho­ne“ ist lei­der recht schnell in die 80er jah­re ab­ge­glit­ten. im­mer­hin ent­stand eine leb­haf­te dis­kus­si­on, wo­bei ich nicht ge­nau ver­stand um was es ei­gent­lich ging und war­um der ton­fall teil­wei­se so irre ag­gres­siv war. was ich ver­stan­den habe: es ging nicht um ba­by­kot­ze und nicht ums ipoh­ne, frau­en stel­len ihr licht ger­ne un­ter den schef­fel und krau­len sich nicht ge­gen­sei­tig die eier.
kurz: manch­mal habe ich den ein­druck, dass der gröss­te feind von frau­en die frau­en sind.

lang: po­li­ti­sche blogs
die­se dis­kus­si­on war eine der in­ter­es­san­te­ren, auch wenn sie von ei­nem als cher­no job­atey ver­klei­de­tem und wer­ner hö­fer imi­tie­ren­den falk lue­ke mo­de­riert wur­de. kai bier­mann schreibt über­zeu­gen­der als er spricht, ju­lia se­li­ger ist irre hib­be­lig und kommt auf dem po­di­um ex­akt so rü­ber wie auf twit­ter und ih­rem blog (hu­mor­los, an­griffs­lus­tig), mar­kus be­cke­dahl hat zwar kein cha­ris­ma, kann mich aber im­mer wie­der über­zeu­gen und jens ma­theus­zik war wit­zi­ger als man den­ken soll­te. in­halt­lich ging es in etwa um fol­gen­des: „mensch leu­te! macht doch selbst mal was!“
kurz: falk lue­ke hat sich als cher­no job­atey ver­klei­det. #rp09

lang: der wit­zigs­te ar­ti­kel zur re­pu­bli­ca stand in der taz: „Im Pu­bli­kum sit­zen vie­le be­kann­te Ge­sich­ter der Blogo­sphä­re: Sa­scha Lo­bos Iro winkt aus den Rei­hen, Ste­fan Nig­ge­mei­er quetscht sich durch die Rei­hen.“
kurz: hihi - http://www.taz.de/1/de­bat­te/ko­lum­nen/ar­ti­kel/1/ipho­nestrei­che-auf-gros­ser-bueh­ne/

lang: -
kurz: ich fand die re­pu­bli­ca 2009 ziem­lich gut. das wet­ter auch.