der spie­gel, ein po­li­zei­staat oh­ne staat

felix schwenzel

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in sei­ner ti­tel­ge­schich­te vom mon­tag über die ver­kom­me­ne welt des in­ter­nets („Wäh­rend an der Ober­flä­che des di­gi­ta­len Reichs tau­send bun­te Blu­men blü­hen, wu­chert im Wur­zel­werk dar­un­ter ein Pilz­ge­flecht aus In­tri­gen, Täu­schung und Ter­ror“) schreibt der spie­gel un­ter an­de­rem:

Das In­ter­net – ein Po­li­zei­staat ohne Staat: Wer sich in das so­zia­le Netz­werk Face­book ein­klinkt, das tun zur­zeit etwa 250 Mil­lio­nen Men­schen, geht sei­ner Per­sön­lich­keits­rech­te oft ver­lus­tig. Der Welt­kon­zern der frei­en Kom­mu­ni­ka­ti­on be­hält sich vor, sämt­li­che In­fos und Bil­der, die von der Ge­mein­de in die Fo­ren ein­ge­stellt wer­den, zu ver­wen­den undauch an Drit­te zu li­zen­zie­ren, bis der Nut­zer sie „löscht“.

Doch auch nach dem „Lö­schen“ blei­ben die Da­ten auf den Ser­vern als Si­che­rungs­ko­pie er­hal­ten. Oft­mals sind pein­li­che Fo­tos zu die­sem Zeit­punkt längst re­pro­du­ziert und an an­de­ren Stel­len im Netz ver­öf­fent­licht wor­den. Men­schen ver­kau­fen ih­ren Schat­ten – um­sonst und für im­mer. Leu­te, die im Über­schwang An­züg­li­ches über sich oder an­de­re preis­ge­ge­ben ha­ben, kön­nen dies nie­mals wie­der zu­rück­ru­fen.

[her­vor­he­bun­gen von mir]

der spie­gel bie­tet sei­nen nut­zern auch mö­gichkei­ten an, bil­der hoch­zu­la­den. un­ter ei­nes­ta­ges.spie­gel.de soll „das kol­lek­ti­ve Ge­dächt­nis un­se­rer Ge­sell­schaft“ ent­ste­hen. um dem spie­gel da­bei zu hel­fen, kann man ge­schich­ten und fo­tos hoch­la­den. die wer­den zwar von „der“ re­dak­ti­on ge­prüft, aber die nut­zungs­be­din­gun­gen von ei­nes ta­ges un­ter­schei­den sich kei­nes­wegs be­son­ders von de­nen die der spie­gel bei face­book an­pran­gert:

4. Sie über­tra­gen SPIE­GEL ON­LINEdas nicht­ex­klu­si­ve, zeit­lich, in­halt­lich und räum­lich un­be­schränk­te Recht, das Werk (Fo­tos, Bil­der, Gra­fi­ken, Vi­de­os, Text, Au­dio)ho­no­rar­freibe­lie­big oft zeit­lich, räum­lich und in­halt­lich un­be­schränkt bei al­len von SPIE­GEL ON­LINE be­trie­be­nen Web­sites zu nut­zen. SPIE­GEL ON­LINE ist ins­be­son­de­re be­rech­tigt, das Werk in On­line­net­zen zuprä­sen­tie­ren und zu ver­öf­fent­li­chen, zu ver­viel­fäl­ti­gen, zu ver­brei­ten, zu ver­mie­ten, es zu di­gi­ta­li­sie­ren und elek­tro­nisch zu spei­chern und in­ter­nen und ex­ter­nen Nut­zern zur Re­cher­che zur Ver­fü­gung zu stel­len so­wie zu ver­lags­üb­li­cher Wer­bung zu ver­wen­den. […]

7. Sie kön­nen Ihre Mit­glied­schaft bei ei­nes­ta­ges durch schrift­li­che Mit­tei­lung an die Re­dak­ti­on be­en­den. Die Re­dak­ti­on sperrt dann Ih­ren Zu­gang, in Ih­rem öf­fent­li­chen Kon­to­be­reich even­tu­ell an­ge­zeig­te per­sön­li­che Da­ten wer­den ge­löscht. Sie er­klä­ren sich mit Ih­rer Zu­stim­mung zu die­sen AGB ein­ver­stan­den, dass Tex­te, Bil­der, Vi­de­os, Au­di­os und alle an­de­ren Wer­ke, die sie als ei­nes­ta­ges-Mit­glied ein­ge­stellt ha­ben, auch nach dem Ende Ih­rer Mit­glied­schaft wei­ter­hin un­ter Ih­rem Na­men auf den Sei­ten von ei­nes­ta­ges öf­fent­lich sicht­bar blei­ben. Ein An­spruch auf Lö­schung von In­hal­ten, an de­nen Sie SPIE­GEL ON­LINE die Nut­zungs­rech­te ein­ge­räumt ha­ben, be­steht nicht.

[her­vor­he­bun­gen von mir, quel­le]

so ist das beim spie­gel. arschi­ges ver­hal­ten ist beim spie­gel OK, bei an­de­ren ist es ver­gleich­bar mit dem wir­ken ei­nes po­li­zei­staa­tes. wo­bei, das ar­gu­ment ist ja be­kannt. jour­na­lis­ten und „qua­li­täts­me­di­en“ wie der spie­gel ver­dam­men ja al­les was kei­ne or­dent­li­che re­dak­ti­on vor­wei­sen kann. denn die re­dak­ti­on stellt si­cher, dass kei­ne feh­ler pas­sie­ren, kei­ne per­sön­lich­keits­rech­te ver­letzt wer­den, kei­ne pein­li­chen bil­der ge­zeigt wer­den und kei­ne exis­ten­zen ver­nich­tet wer­den. aus­ser es be­steht ein jour­na­lis­ti­sches in­ter­es­se dar­an. oder so.