kunst

felix schwenzel

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her­vor­ra­gen­der text von wolf­gang ull­rich in der ak­tu­el­len brand­eins über eine der zen­tra­len funk­tio­nen der kunst: macht- und über­le­gen­heits­de­mons­tra­ti­on. (text lei­der noch nicht on­line)

So wur­den etwa am Hof von Franz I. in den 1530er Jah­ren Künst­ler da­mit be­auf­tragt, viel­deu­ti­ge und ver­schlüs­sel­te Wer­ke zu schaf­fen. Be­su­cher soll­ten ge­zielt in­tel­lek­tu­ell über­for­dert wer­den. Und so war es das Pri­vei­leg des Kö­nigs, sei­ne Kunst­schät­ze zu in­ter­pre­tie­ren, um auf die­se Wei­se sei­ne Über­le­gen­heit zu be­wei­sen und sei­ne her­aus­ge­ho­be­ne Stel­lung zu recht­fer­ti­gen.
[…]
An­stren­gen­de Kunst ruft bei Au­ßen­ste­hen­den Un­ter­le­gen­heits­ge­fühl­te her­vor — und lässt da­für den­je­ni­gen, der sich da­mit um­gibt umso coo­ler und stär­ker er­schei­nen. […] Auf die­se Wei­se wer­den rät­sel­haf­te Kunst­wer­ke zu Sie­ges­zei­chen und ex­klu­si­ven Tro­phä­en: zu Be­wei­sen da­für, dass der Samm­ler ein her­aus­ra­gen­des Maß an Stär­ke und Vi­ta­li­tät be­sitzt. (quel­le)

das bringt die crux vie­ler spiel­ar­ten der kunst auf den punkt. kunst ist in vie­len fäl­len ein ge­schickt in­sze­nier­tes psy­cho­spiel­chen, das die rei­chen und mäch­ti­gen stützt und sich da­mit selbst hoch­jazzt.

an­de­rer­seits ist es na­tür­lich toll, dass es sa­chen gibt, die ei­nen ver­wir­ren oder nicht auf den ers­ten blick ver­ständ­lich sind und ei­nen zur aus­ein­an­der­set­zung rei­zen. man darf sich nur nicht von kunst ner­vös ma­chen las­sen oder gar dem irr­glau­ben ver­fal­len, der künst­ler oder der samm­ler sei ei­nem über­le­gen. meist ist das ge­gen­teil der fall.

mein per­sön­li­cher zu­gang zu kunst ist üb­ri­gens re­leativ ein­fach und auch für den rest des le­bens ganz hilf­reich: ich kann ganz gut da­mit le­ben, be­stimm­te sa­chen nicht zu ver­ste­hen. oder an­ders­rum: zu mei­nen, man müs­se al­les um ei­nen her­um ver­ste­hen, macht ei­nen mit si­cher­heit fer­tig. auch hilf­reich: sich vor au­gen füh­ren, dass vie­les was man an­fangs nicht ver­steht, im nach­hin­ein pro­fan und pri­mi­tiv ist — hat man es erst­mal ver­stan­den. drei­satz ist so ein bei­spiel. wer es nicht ka­piert staunt bau­klöt­ze über leu­te die da­mit pro­zent­zah­len aus­rech­nen kön­nen. wer es ein­mal ka­piert hat, er­kennt wie pri­mi­tiv und ein­fach es ist.

und apro­pos hoch­jazzen. vor ein paar wo­chen lief auf arte die do­ku­men­ta­ti­on „Die Mil­lio­nen­bla­se — Zer­platz­te Träu­me am Kunst­markt“. dar­in zeigt ben le­wis wie die prei­se und hype-bla­sen im kunst­markt en­ste­hen. auf arte kann man es nicht mehr se­hen, da­für aber (noch?) auf you­tube. auch in der ak­tu­el­len aus­ga­be der brand­eins wird das the­ma von pe­ter lau­den­bach auf­ge­grif­fen und wun­der­bar auf den punkt ge­bracht. wie der text von wolf­gang ull­rich ist auch der von pe­ter lau­den­bach noch nicht on­line. es lohnt sich wirk­lich (wie im­mer) das heft zu kau­fen.

[le­sens­wert ist in die­sem zu­sam­men­hang auch noch die­ser text im frei­tag über da­mi­en hirst.]