kos­ten­lo­s­kul­tur?

felix schwenzel

vor ein paar wo­chen, mit­ten im ur­laub auf rü­gen, klin­gel­te mein te­le­fon. am te­le­fon war ca­th­rin-he­g­ner, die ver­ant­wort­li­che re­dak­teu­rin von screen.tv, ei­nem von der pro7-sat1-me­dia-dings fi­nan­zier­tem on­line-ma­ga­zin. sie sag­te mir, dass sie un­ter an­de­rem die­sen und an­de­re flattr-ar­ti­kel von mir ger­ne ge­le­sen hät­te und frag­te mich ob ich nicht ei­nen ar­ti­kel über flattr — oder ge­nau­er — über die „chan­cen von paid con­tent im in­ter­net“ für screen.tv schrei­ben wür­de. es gäbe auch ein ho­no­rar und ste­fan nig­ge­mei­er und peer scha­der hät­ten auch schon für screen.tv ge­schrie­ben. aus­ser­dem kön­ne ich schrei­ben was ich wol­le, in­halt­li­che vor­ga­ben zum ar­ti­kel gäbe es nicht. screen.tv ver­ste­he sich als un­ab­hän­gi­ger „ideen­ge­ber“ rund um das the­ma be­wegt­bild.

dass ste­fan nig­ge­mei­er mal für screen.tv ge­schrie­ben hat, ver­such­te ihm spä­ter ein spie­gel-re­dak­teur um die oh­ren zu hau­en, aber da ich be­kann­ter­mas­sen eh käuf­lich und un­se­ri­ös bin, wird der spie­gel si­cher­lich nicht ver­su­chen mit dreck nach mir zu wer­fen. scha­de ei­gent­lich.

zu­rück aus dem ur­laub hab ich zu­ge­sagt.

den ar­ti­kel selbst habe ich mir an ein paar aben­den aus der nase ge­zo­gen und als er fer­tig war, habe ich er­schreckt fest­ge­stellt, dass er we­der be­son­ders gut, lus­tig, noch, wie ge­for­dert, un­ter zehn­tau­send zei­chen lang war. ca­th­rin he­g­ner hat ihn dann ein biss­chen ge­kürzt und ir­gend­wie prä­gnan­ter ge­macht (wie auch im­mer sie das ge­schafft hat), das büro li­ni­en­treu hat ihn auf­ge­hübscht, auf print ge­bürs­tet und ziem­lich stark ver­schwen­zelt und jetzt liegt er hier und ge­fällt mir so­gar ein biss­chen:

screen.tv: so­fort-kul­tur!


mei­ne haupt­the­se im text ist alt­be­kannt: ix bin der fes­ten über­zeu­gung, dass me­di­en­kon­su­men­ten für ih­ren me­di­en­kon­sum be­reit sind zu zah­len und wenn es ein­fach und un­kom­pli­ziert mög­lich ist auch tun. des­halb woll­ten wir un­be­dingt ei­nen flattr but­ton un­ter den text set­zen (der flattr-but­ton dort und hier ist iden­tisch), qua­si als ab­stim­mung oder mei­nungs­bild zum rea­lis­mus mei­ner the­se.

da ich für den text be­reits ein an­stän­di­ges ho­no­rar kas­siert habe, möch­te ich den be­trag der even­tu­ell durch den flattr but­ton zu­sam­men­kommt wei­ter­ge­ben. für vor­schlä­ge an wen ich den be­trag spen­den könn­te bin ich dank­bar, an­sons­ten den­ke ich der­zeit an die­ses pro­jekt von chris­ti­an ja­ku­betz oder dass ich die dar­ben­de fern­seh und film­in­dus­trie un­ter­stüt­ze, in­dem ich das kom­plett­set von the wire kau­fe.

kom­men­ta­re un­ter den ar­ti­kel bei screen.tv ein­zu­bau­en er­schien al­len be­tei­lig­ten et­was kom­pli­ziert, des­halb soll hier der ort zum kom­men­tie­ren des screen.tv-ar­ti­kels sein. aus­ser­dem wer­de ich hier links und ar­ti­kel nach­tra­gen, die mir zum the­ma zu pas­send er­schei­nen.


da­mit fan­ge ich dann gleich mal an: vie­le ideen zum the­ma und zum ar­ti­kel habe ich von mar­cel weiss auf­ge­grif­fen. be­son­ders gut ge­fal­len ha­ben mir mar­cels ge­dan­ken zu clay shir­kys neu­em buch ge­fal­len. nach re­dak­ti­ons­schluss hat mar­cel weiss noch­mal et­was zum the­ma fi­nan­zie­rung von me­di­en­an­ge­bo­ten mit spen­den ge­schrie­ben und an­dre­as von gun­ten hat ei­nen le­sens­wer­ten und viel­fach ge­flat­ter­ten ar­ti­kel über „das ge­schwätz von der gra­tis­kul­tur“ ge­schrie­ben. das habe ich auch vor knapp ei­nem jahr ge­tan, al­ler­dings nicht ganz so prä­gnant.

auch die ge­dan­ken von le­an­der wat­tig zum the­ma frei­wil­li­ges be­zah­len fand ich in­spi­rie­rend. et­was un­ter­stüt­zen, zum bei­spiel durch frei­wil­li­ge zah­lung für et­was was man (ge­sell­schaft­lich, per­sön­lich) sinn­voll hält, oder für et­was was ei­nem im wei­tes­ten sin­ne et­was gibt und dem man et­was zu­rück­ge­ben möch­te, ist mit si­cher­heit in uns al­len ver­an­kert. und ich glau­be auch, dass hier nicht nur ge­sell­schaft­li­cher druck et­was zu ge­ben vor­han­den ist, son­dern auch eine art psy­chi­scher druck; wer mir ei­nen ge­fal­len oder et­was gu­tes tut, hat et­was bei mir gut. steckt die­se hal­tung nicht mehr oder we­ni­ger in uns al­len?

so könn­te man statt zah­lungs­druck (oder zah­lungs­zwang) lie­ber ver­su­chen zah­lungs­sog auf­zu­bau­en?

die­ser ar­ti­kel über eine for­schungs­ar­beit des his­to­ri­kers eck­hard höff­ner über die „Ge­schich­te und We­sen des Ur­he­ber­rechts“ hat mich sehr be­ein­druckt, aber kei­nen platz im ar­ti­kel ge­fun­den. ar­ti­kel zum the­ma gab es auch (eng­lisch­spra­chig) in wired und (deutsch) im spie­gel-on­line.

tim pritl­ove hat vor­ges­tern noch­mal in­ter­es­sant über flattr phi­lo­so­phiert und khoi vinh weist dar­auf hin, dass ra­dio­head, bzw. de­ren bas­sist über das pay-what-you-like mo­dell der band phi­lo­so­phiert.


[nach­trag 18:30]
mar­cel weiss wi­der­spricht er­gänzt mei­nen text und ver­tritt die gar nihct mal so un­wahr­schein­li­che an­sicht, dass die ein­nah­men der neu­en ge­schäfts­mo­del­le sehr viel ge­rin­ger aus­fal­len wer­den als bis­her. zu­min­dest für die al­ten play­er, bzw. die gros­sen play­er. ich kann mir zu­min­dest vor­stel­len dass ein­zel­ne oder klei­ne wen­di­ge or­ga­ni­sa­tio­nen durch­aus mehr aus dem markt her­aus­ho­len kön­nen.

die von dirk von geh­len und mar­cel weiss (zu recht) kri­ti­sier­te „merk­wür­di­ge Auf­tei­lung auf meh­re­re Sei­ten“ mei­nes ar­ti­kels bei screen.tv (die den art­kel wohl print­ar­ti­ger wir­ken las­sen soll), kann man üb­ri­gens mit dem „sa­fa­ri rea­der“ au­to­ma­gisch ab­schal­ten.