mar­kus lü­pertz @ wir al­le ♥ lü­pertz

felix schwenzel

bild von markus lüpertz wie er etwas über sich anschaut

[nach­trag 26.02.2011]
am frei­tag sind die bei­fah­re­rin und ix nach aschaf­fen­burg ge­fah­ren. in würz­burg hat­ten wir ne stun­de, statt ei­ner hal­ben stun­de auf­ent­halt, was uns ge­le­gen­heit gab den un­fass­bar häss­li­chen bahn­hof und bahn­hofs­vor­platz von würz­burg zu be­trach­ten. am ende des vor­plat­zes, am an­fang der fuss­gän­ger­zo­ne, gabs ei­nen bil­lig-bä­cker (oder bes­ser tief­kühl­wa­ren-auf­bä­cker) na­mens „star back“. über den na­men könnt ich mich un­end­lich be­öm­meln, der la­den ist aber of­fen­bar eine in der ge­gend von würz- und aschaf­fen­burg recht weit ver­brei­te­te ket­te, wie in ber­lin oder ham­burg die „back fac­to­ry“. wäh­rend ich mich wei­ter über den na­men be­öm­mel­te, ha­ben wir uns je­weils eine kal­te piz­za aus der aus­la­ge ge­holt, bez­halt hin­ge­setzt und den bahn­hofs­vor­platz wei­ter be­trach­tet.

als wir eine wei­le spä­ter in aschaf­fen­burg an­ka­men, wur­den wir von ei­ner wol­ke aus pos­sier­lich­keit, hüb­schig­keit und auf­ge­räumt­heit ein­ge­ne­belt. ver­mut­lich wirk­te aschaf­fen­burg auch des­halb so hübsch und sym­pa­thisch auf uns, weil wir würz­burgs häss­lich­keit noch frisch im hin­ter­kopf hat­ten. für ber­li­ner au­gen, wirkt die stadt zu­dem so, als ob die aus­schliess­lich von rei­nungs­kräf­ten be­völ­kert ist.

in aschaf­fen­burg re­det man auch um ei­ni­ges sym­pa­thi­scher als in würz­burg. das frän­kisch in aschaf­fen­burg ist stark von ei­nem hes­si­schen dia­lekt durch­zo­gen und so, zu­min­dest in mei­nen oh­ren, um ei­ni­ges sym­pa­thi­scher als das würz­bur­ger frän­kisch. aus­ser­dem sind die rei­ni­gungs­kräf­te in aschaf­fen­burg un­fass­bar freund­lich. die rei­ni­gungs­kräf­te küm­mern sich in aschaf­fen­burg auch lie­be­voll um die öf­fent­li­chen toi­let­ten, die sich alle, aus ir­gend­wel­chen mir nicht ganz nach­voll­zieh­ba­ren grün­den, in park­häu­sern be­fin­den, gen­aus­so sau­ber wie der rest der stadt sind und kei­nen ein­tritt kos­ten. aschaf­fen­burg ist eine äus­serst bla­sen-freund­li­che stadt!

vom bahn­hof sind wir gleich in ir­gend­ei­ne kir­che ne­ben der kunst­hal­le je­sui­ten­kir­che (also wahr­schein­lich die je­sui­ten­kir­che?) ge­gan­gen, in der ein fest­akt zur er­öff­nung der lü­pertz-aus­stel­lung (die sich we­gen frame-ge­döns nicht di­rekt ver­lin­ken lässt) statt­fand, der ins­ge­samt und aus ver­schie­de­nen grün­den ziem­lich un­er­träg­lich war. da mar­kus lü­pertz an­we­send war, trotz sei­ner „zahl­rei­chen an­de­ren ter­mi­ne“, wie die ku­ra­to­rin der aus­stel­lung, frau dr. dings, es aus­drück­te, wur­den wir zeu­ge wie fünf oder sechs per­so­nen nach­ein­an­der und teil­wei­se mehr­fach, ver­bal in mar­kus lü­pertz arsch kro­chen. ein end­darm-fest­akt qua­si. schlim­mer als die arsch­krie­che­rei war nur noch das mu­si­ka­li­sche rah­men­pro­gramm.

da­nach habe ich ei­nen wurst­sa­lat und ein wei­zen­bier im schlap­pe­sep­pel ge­ge­es­sen. die bei­fah­re­rin ass wiss­würs­te, die sie gwis­sen­haft schäl­te. un­se­re aschaf­fen­bur­ger be­glei­tung, ass die weiss­würs­te mit scha­le, was mich ein biss­chen ir­ri­tier­te. mein wurst­sa­lat und mein weiss­bier wa­ren ex­trem le­cker und von dem na­tur­trü­ben bier, hat so­gar die bei­fah­re­rin eins ge­trun­ken und ge­mocht, ob­wohl sie bier nicht lei­den kann. auch im schlap­pe­sep­pel wa­ren die ein­hei­mi­schen rei­nungs­kräf­te sehr, sehr freund­lich, ei­ni­ge von ih­nen ha­ben so­gar be­dient, statt zu put­zen.

nach dem es­sen gin­gen wir rü­ber zum korn­häus­chen, wo die ge­gen­aus­stel­lung zur of­fi­zi­el­len lü­pertz-aus­stel­lung statt­fand. laut pres­se­text lud das korn­häus­chen „Künst­le­rin­nen und Künst­ler ein, sich zum My­thos Mar­kus Lü­pertz künst­le­risch zu äu­ßern“. in echt, war die aus­stel­lung voll mit ar­bei­ten, die sich über lü­pertz mo­kier­ten, ihn ver­al­ber­ten und teil­wei­se wun­der­bar be­schimpf­ten.

ir­gend­je­mand vom korn­häus­chen schaff­te es tat­säch­lich lü­pertz dazu zu brin­gen sich kurz die aus­stel­lung „wir alle ♥ lü­pertz“ an­zu­gu­cken. lü­pertz fand die ar­bei­ten of­fen­bar alle sehr amü­sant, nur an der ar­beit von ing­ke gün­ther, die ca. 30 oder 40 schimpf­wor­te aus ih­rem fun­dus von ins­ge­samt 1405 schimpf­wor­ten sorg­fäl­tig für lü­pertz aus­ge­wählt hat­te und im korn­häus­chen auf­ge­hängt hat­te, hat­te lü­pertz et­was aus­zu­set­zen. „kunst­schwuch­tel“ fand er nicht so toll. über „ober­af­fe“, „lack­af­fe“ oder „luft­er­hit­zer“ be­klag­te er sich aber nicht.

der bür­ger­meis­ter, der beim of­fi­zi­el­len lü­pertz-schmei­chel-fest­akt noch eine ul­ti­ma­ti­ve lob­hud­de­lei auf­ge­sagt hat­te, kam spä­ter auch noch vor­bei und liess sich alle ar­bei­ten er­klä­ren. mit dem bür­ger­meis­ter hat­ten wir spä­ter noch eine stark ir­ri­tie­ren­de be­geg­nung der drit­ten art, auf die ich nicht wei­ter ein­ge­hen möch­te, die aber mei­nen ein­druck, dass die aschaf­fen­bur­ger sehr, sehr freund­lich, viel­leicht so­gar ei­nen ti­cken zu freund­lich sind, be­stä­tig­te.

nach dreis­sig stun­den war ich je­den­falls wie­der ganz froh, von un­freund­li­chen han­sea­ten um­ge­ben zu sein.

(vie­len dank an anne hundhau­sen, ina bruch­los und die vie­len aschaf­fen­bur­ger rei­ni­gungs­kräf­te. ganz im ernst.)