part­ner

felix schwenzel

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da ich teil­neh­mer am ama­zon af­fi­lia­te-pro­gramm bin, be­kom­me ich hin und wie­der post von ama­zon, in der ich auf part­ner­netz-ak­tio­nen hin­ge­wei­sen wer­de. vor ei­ner wei­le be­kam ich eine mail, in der mir eine re­la­tiv gute ver­gü­tung für part­ner­links zu neu­en kind­le-mo­del­len an­ge­bo­ten wur­de. ama­zon part­ner­links funk­tio­nie­ren, so­weit ich das ver­stan­den habe, wie folgt: man linkt auf ein pro­dukt bei ama­zon.de und hängt sei­ne part­ner-id an den link. ama­zon ge­ne­riert ei­nem, wenn man möch­te, auch sol­che links, da­mit man hin­ter­her ge­nau aus­wer­ten kann, wel­che „kam­pa­gnen“ oder wel­che links die meis­ten ver­käu­fe ge­ne­riert ha­ben.

die­se links ge­ne­rie­ren ein­nah­men, wenn sie je­mand klickt und auf ama­zon.de et­was kauft. das funk­tio­niert 24 stun­den lang oder so­lan­ge, bis der­je­ni­ge der den wer­be­link ge­klickt hat, ei­nen an­de­ren wer­be­link mit ama­zon-part­ner-id ge­klickt hat. dann be­kommt der zu­letzt ge­klick­te part­ner die ein­nah­men. der letz­te link, oder wie der pro­fi das sagt, der letz­te coo­kie, zählt. wich­tig ist: für den käu­fer ist der ar­ti­kel gleich teu­er — egal ob über ei­nen part­ner­link ge­kauft wird oder ob man ein­fach so auf die ama­zon-sei­te geht. ama­zon knappst die wer­be­prä­mie, die bei un­ge­fähr 5 pro­zent liegt (va­riert je nach pro­dukt oder um­satz den man ge­ne­riert), vom eig­nen um­satz ab.

ich habe frü­her hin und wie­der sol­che ei­nen part­ner­links in blog­ar­ti­keln be­nutzt, nur war mir das ir­gend­wann zu doof, links in blog­ar­ti­keln zu ha­ben, die ei­nen vor- oder nach­ge­stell­ten [wer­be­link]-hin­weis ha­ben. vor zwei mo­na­ten habe ich das zum ers­ten mal seit jah­ren wie­der ge­macht, weil ich mir dach­te, dass das pro­dukt über ich schrei­be von vie­len leu­ten ge­sucht wer­den wird und so ei­ni­ge be­su­cher von goog­le an­spü­len wird. mei­ne rech­nung ging auf, seit zwei mo­na­ten kli­cken und kau­fen re­gel­mäs­sig leu­te sa­chen über den ama­zon-link in dem ar­ti­kel. zu­letzt wur­de über die­sen link so­gar ein blau­er, im dun­keln leuch­ten­der und bat­te­rei­ebe­trie­be­ner butt-plug ge­kauft.

nach­dem ich die mach-doch-mal-wer­bung-für-den-kind­le-mail von ama­zon be­kom­men habe, sah ich in mei­nen time­lines auf twit­ter und face­book plötz­lich lau­ter wer­be­trei­ben­de. an vor­ders­ter front — na­tür­lich — nico lum­ma, gleich mit zwei re­kla­met­weets (eins und zwei):

der ein­fa­che Kind­le für €25 - ein pri­ma Schnäpp­chen! ama­zon.de/gp/pro­duct/B00…

Nico Lum­ma (@Nico15.10.2013 14:46

kon­stan­tin wink­ler, der als mo­de­ra­tor bei @SPORT1fm und so­cial me­dia ma­na­ger ar­bei­tet war auf sei­nem „pri­va­ten ac­count“ auch fleis­sig (eins und zwei), nilz hit­ze, dirk ol­bertz, jens blond, alle war­ben für den kind­le ohne ei­nen hin­weis, dass ihre tweets wer­bung sind und sie bei ei­nem kauf eine fi­nan­zi­el­le ver­gü­tung be­kom­men wür­den. dass es auch an­ders geht zeig­te mar­kus an­ger­mei­er (@kos­mar):

son’ nor­ma­les kind­le kos­tet jetzt ja schon we­ni­ger als ein teu­res buch link.to.it/1cr11cz #an­zei­ge

Mar­kus An­ger­mei­er (@kos­mar08.10.2013 13:48

auch auf sei­ner web­sei­te weist mar­kus an­ger­mei­er dar­auf hin, dass er an af­fi­lia­te pro­gram­men teil­nimmt:

Ei­ni­ge Links füh­ren zu Ama­zon, iTu­nes oder an­de­ren Händ­lern oder Dienst­leis­tern. Da­bei han­delt es sich zum Teil um so­ge­nann­te Af­fi­lia­te-Links. Dies be­deu­tet, dass mir ein ge­rin­ger Teil Ih­res even­tu­el­len Ein­kaufs­wer­tes als Pro­vi­si­on gut­ge­schrie­ben wird. Ich er­fah­re da­bei auch teil­wei­se wel­che Ar­ti­kel ge­kauft wur­den, je­doch nicht von wem.

das macht al­ler­dings auch nico lum­ma, so­wohl in sei­nem im­pres­sum als auch mit ei­nem wid­get von sei­nem af­fi­lia­te-dienst­leis­ter yieldkit, dass eine of­fen­le­gungs­sei­te für sei­ne pro­gramm-teil­neh­men be­reit­stellt.

na und?
wenn mir leu­te de­nen ich auf twit­ter oder face­book fol­ge oder die ich per­sön­lich ken­ne wer­bung vor den latz knal­len, ohne dazu zu sa­gen, dass sie wer­bung be­trei­ben dann fühl ich mich ver­arscht. das reicht dann manch­mal schon, um ei­nen blog­ar­ti­kel zu schrei­ben.


be­vor ich die­sen ar­ti­kel schrieb, habe ich auf face­book ge­fragt, war­um man­che blog­ger oder twit­te­rer hin und wie­der ama­zon-links mit ih­rer part­ner-id ver­öf­fent­li­chen, ohne die­se als wer­bung zu kenn­zeich­nen. der grund­te­nor der ant­wor­ten war, wie ich ver­mu­tet habe, vor al­lem faul­heit: „och, zu um­ständ­lich“ oder „stimmt, die zu kenn­zeich­nen wäre bes­ser“. jörg kan­tel hat mei­ne fra­ge gleich zum an­lass ge­nom­men das für künf­ti­ge links zu än­dern. vie­le wie­sen dar­auf hin dass sie in der re­gel kenn­zeich­nen und anne schüß­ler schrieb: „Manch­mal kenn­zeich­ne ich, manch­mal nicht. Wenn nicht, dann aus rei­ner Faul­heit […].“ eine „nicht blog­gen­de Ama­zon­kun­din“ gab zu, dass sie den funk­ti­ons­me­cha­nis­mus gar nicht kennt und nicht wuss­te, dass, wenn man bei­spiels­wei­se ei­nen buch­link zu ama­zon ge­langt, auch an­de­re ein­käu­fe bei ama­zon (auch von dritt­an­bie­tern) dem ur­sprüng­li­chen part­ner zu­gu­te kom­men.

ei­ni­gen war die kenn­zeich­nung die­ser wer­be­links schnup­pe, weil sie den ama­zon­kun­den ja nichts kos­ten wür­den oder weil das doch eh je­der wis­se, dass vie­le blog­ger sol­che links ver­wen­den um ein klei­nes zu­brot zu ver­die­nen. oder ma­rio six­tus, der schrieb:

Wenn ein Blog­ger sei­nen Le­sern ein Buch emp­fiehlt oder Mu­sik, oder ein tech­ni­sches Schnick­schnack-Dings, dann gehe ich da­von aus, dass er das tut, weil er die­ses Buch, Mu­sik, Schnick­schnack toll fin­det. Wenn er dann auf Ama­zon linkt, wo ich das Dings be­stel­len kann, dann ist es mir egal, ob der Blog­ger dar­an et­was ver­dient oder nicht.

das funk­tio­niert si­cher­lich bei vie­len blogs die man im lau­fe der zeit ken­nen­ge­lernt hat und zu de­ren au­toren man ein ge­wis­ses ver­trau­en auf­ge­baut hat. so bin ich mir bei­spiels­wei­se sehr, sehr si­cher, dass anke grö­ner wirk­lich nur bü­cher ver­linkt und emp­fiehlt, die sie toll fin­det (anke grö­ner be­nutzt manch­mal eine part­ner-id, kenn­zeich­net die­se aber nicht ge­son­dert), ge­nau wie isa­bel bog­dan (linkt zu ama­zon, aber so­weit ich sehe ohne part­ner-id). ma­xi­mi­li­an bud­den­bohm kenn­zeich­net sei­ne ama­zon-part­ner-links nicht, ver­linkt aber eh nur sei­ne ei­ge­nen bü­cher in der sei­ten­leis­te und be­nutzt die part­ner-id „nicht mehr“ in ar­ti­keln. sei­ne ei­ge­nen bü­cher ver­linkt auch thi­lo baum, der mir erst­mals wäh­rend ei­ner wort­mel­dung auf der re­pu­bli­ca auf­fiel, in der er dar­auf hin­wies wie wich­tig es für blog­ger sei, sich an die vor­schrif­ten des te­le­me­di­en­ge­set­zes zu hal­ten. auf eine kenn­zeich­nung von ama­zon-part­ner­links als wer­bung ver­zich­tet er aber aus nicht er­sicht­li­chen grün­den. viel­leicht steht dazu nichts im te­le­me­di­en­ge­setz. chris­toph koch passt bü­cher-links in den gast­bei­trä­gen der „mein me­di­en-menü“-ka­te­go­rie an, da­mit sie sei­ne ama­zon part­ner-id tra­gen. die links selbst kenn­zeich­net er nicht, aber in sei­nem im­pres­sum steht ein hin­weis auf die teil­nah­me am ama­zon part­ner-pro­gramm.

wit­zi­ger­wei­se ist ge­nau das eine der vorraus­set­zun­gen für die teil­nah­me am ama­zon-part­ner­pro­gram: ama­zon ver­langt von teil­neh­mern an sei­nem part­ner­pro­gramm, dass sie auf ih­rer web­sei­te „deut­lich les­bar“ fol­gen­des an­ge­ben „müs­sen“:

„[Bit­te fü­gen Sie hier Ih­ren Na­men ein] ist Teil­neh­mer des Part­ner­pro­gramms von Ama­zon EU, das zur Be­reit­stel­lung ei­nes Me­di­ums für Web­sites kon­zi­piert wur­de, mit­tels des­sen durch die Plat­zie­rung von Wer­be­an­zei­gen und Links zu [bit­te fü­gen Sie hier den zu­tref­fen­den Na­men der Web­site ein (Ama­zon.co.uk / Ja­va­ri.co.uk / Lo­cal.Ama­zon.co.uk / Ama­zon.de / Ja­va­ri.de / de.Buy­VIP.com / Ama­zon.fr / Ja­va­ri.fr / Ama­zon.it / it.Buy­VIP.com / Ama­zon.es / es.Buy­VIP.com )] Wer­be­kos­ten­er­stat­tung ver­dient wer­den kann.“

wie ge­sagt, ei­ni­ge teil­neh­mer an die­sem part­ner­pro­gramm ma­chen das.
moey­skit­chen.com, mo­bi­le­ge­eks.de, das upload-ma­ga­zin.de. man­che, wie spree­blick.de, netz­wer­tig.com, kenn­zeich­nen die links als wer­be- oder part­ner­links, ha­ben aber den hin­weis weg­ge­las­sen oder selbst for­mu­liert. tho­mas knü­wer legt auf go­to­rio zwar gros­sen wert dar­auf ex­tra dar­auf hin­zu­wei­sen, dass er und sei­ne ko­au­to­ren nicht käuf­lich sind („Rei­sen, Re­stau­rant­be­su­che, Shop­ping­tou­ren sind selbst be­zahlt - denn wir sind nicht käuf­lich.“), ver­zich­tet aber dar­auf, die fleis­sig ein­ge­setz­ten af­fi­lia­te-links als ein­nah­me­quel­le an­zu­ge­ben oder als wer­bung zu kenn­zeich­nen.

nicht ver­ges­sen soll­te man leu­te wie ca­schy, die zwar ein gut­ge­hen­des gad­get-blog ha­ben, aber voll­kom­men auf af­fi­lia­te-links ver­zich­ten (bei­spiel). [sie­he]

ein an­de­res pro­blem könn­te sein, dass pri­va­te blogs, die sol­che ama­zon-part­ner­links ver­wen­den als ge­werb­lich (und eben nicht mehr pri­vat) an­ge­se­hen wer­den müs­sen. ama­zon macht ge­nau das zur vor­aus­set­zung zur teil­nah­me am part­ner­pro­gramm:

Auf­grund von gel­ten­den Preis­vor­schrif­ten für Bü­cher dür­fen sich nur ge­werb­li­che Un­ter­neh­men an­mel­den, um für die deut­sche Ama­zon-Web­site zu wer­ben.


das mag jetzt al­les ziem­lich erb­sen­zäh­le­risch klin­gen, ist aber nicht so ge­meint. von mir aus kann je­der sei­ne twit­ter-ac­count oder sein blog mit wer­bung voll­knal­len wie er oder sie es will — aber ohne ei­nen hin­weis auf die na­tur der sa­che fühlt sich das dem le­ser (oder fol­lower oder face­book­freund) ge­gen­über ziem­lich re­spekt­los an. das for­mal­ju­ris­ti­sche, ob im im­pres­sum eine zau­ber­for­mel aus den ama­zon-part­ner­pro­gramm-teil­nah­me­be­din­gun­gen steht oder ob die da­ten­schutz­er­klä­rung ei­ner web­site der prü­fung ei­nes ju­ris­ten stand­hält ist mir herz­lich egal (mei­ne ei­ge­ne da­ten­schutz­er­klä­rung weist gros­se ju­ris­ti­sche lü­cken auf und die ama­zon part­ner­netz zau­ber­for­mel habe ich auch erst seit ei­ner wo­che im im­pres­sum). mir gehts eher um die hal­tung: was ich weiss, soll­te der le­ser auch wis­sen.

und ei­gent­lich ist das auch das ein­zi­ge was mich an feh­len­der kenn­zeich­nung von wer­bung stört: die man­geln­de trans­pa­renz, oder ge­nau­er, dass die mög­lich­keit be­steht, das weg­las­sen ei­ner nicht ganz un­re­le­van­ten in­for­ma­ti­on po­ten­zi­ell als ver­such­te täu­schung miss­ver­stan­den wer­den kann.

kurz ge­sagt: war­um soll­te ich als blog­ger et­was tun, das mög­li­cher­wei­se das ver­trau­en mei­ner le­ser in mich zer­stört oder trübt? ehr­lich­ge­sagt bin ich da auch et­was über­emp­find­lich, ich re­agie­re so­gar auf april­scher­ze emp­find­lich, weil ich es grund­sätz­lich nicht so irre lus­tig fin­de, an­de­re zu täu­schen oder zu be­lü­gen. aber das ist ein an­de­res the­ma.


mar­kus bert­ling hat ei­nen ziem­lich ele­gan­ten weg for­mu­liert, wie man ama­zon af­fi­lia­te links per CSS ziem­lich ein­fach und au­to­ma­tisch kenn­zeich­nen kann (von mir et­was ver­ein­facht):