re­bound-ef­fekt vs. ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung

felix schwenzel

kürz­lich habe ich dar­über ge­schrie­ben, dass ikea zwar hart dar­an ar­bei­tet, den ein­druck ei­nes re­sour­cen­scho­nen­den und nach­hal­tig wirt­schaf­ten­den kon­zerns zu er­we­cken. dass ver­brauchs­ein­spa­run­gen al­ler­dings nicht im­mer öko­lo­gisch und volks­wirt­schaft­lich sinn­voll sein müs­sen, habe ich ver­sucht an ike­as um­gang mit was­ser­spa­ren­den pro­duk­ten beim mar­ke­ting in deutsch­land auf­zu­zei­gen. ob­wohl es in deutsch­land we­nig sinn­voll ist, pau­schal zum was­ser­spa­ren auf­zu­ru­fen und ikea die­se pro­ble­ma­tik be­kannt ist, ver­mark­tet ikea sei­ne was­ser­spa­ren­den pro­duk­te in deutsch­land ex­akt ge­nau­so wie bei­spiels­wei­se in was­ser­ar­men län­dern wie sau­di-ara­bi­en, por­tu­gal oder spa­ni­en.

ikea zeigt sich un­wil­lig län­der­spe­zi­fisch zu dif­fe­ren­zie­ren, was auch auf ein re­sour­cen­pro­blem bei ikea deu­tet: das mar­ke­ting wird of­fen­bar zen­tral ge­steu­ert und die an­pas­sung an lo­ka­le märk­te scheint nicht aus mehr als über­set­zun­gen zu be­stehen.

2012 hat ikea sei­ne glo­ba­le nach­hal­tig­keits­stra­te­gie mit ei­nem auf­wän­dig pro­du­zier­ten wer­be­spot vor­ge­stellt. das fac­to­ry-ma­ga­zin re­zi­tiert die stra­te­gie aus­führ­lich, weist am ende des ar­ti­kels aber noch auf ein wei­te­res pro­blem hin, dass ich er­ahnt hat­te, aber bis­her nicht er­folg­reich goog­len konn­te, weil mir der fach­be­griff da­für fehl­te: der re­bound-ef­fekt.

das nach­hal­tig­keits­le­xi­kon er­klärt den ef­fekt so:

Der Re­bound-Ef­fekt be­zeich­net den men­gen­mä­ßi­gen Un­ter­schied zwi­schen den mög­li­chen Res­sour­cen­ein­spa­run­gen, die durch be­stimm­te Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen ent­ste­hen, und den tat­säch­li­chen Ein­spa­run­gen. So­mit führt der Re­bound-Ef­fekt dazu, dass das Ein­spa­rungs­po­ten­zi­al von Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen nicht oder nur teil­wei­se rea­li­siert wird.

das heisst, die neu­an­schaf­fung von ef­fi­zi­en­te­ren ge­rä­ten, kann die er­war­te­ten ein­spar­ef­fek­te mar­gi­na­li­sie­ren oder an­fangs so­gar ge­gen­tei­lig wir­ken.

in­ter­es­sant fand ich, dass das wort re­bound nir­gend­wo im ikea-web­site-kos­mos auf­taucht (stand 8.12.2013). noch nicht ein­mal die lang­fris­tig an­ge­leg­te glo­ba­le nach­hal­tig­keits­stra­te­gie (pdf) er­wähnt das wort. ei­gent­lich kein wun­der, weil das haupt­ziel von ikea, mög­lichst vie­le kon­sum­gü­ter welt­weit zu ver­kau­fen, na­tür­lich nur par­ti­ell zum ne­ben­ziel passt, sich als nach­hal­tig wirt­schaf­ten­des un­ter­neh­men dar­zu­stel­len.

be­son­ders ekla­tant fand ich bei­spiels­wei­se ike­as scheiss­egal-hal­tung, als wir letz­tes jahr eine kü­chen­ab­zugs­hau­be kauf­ten und ikea be­reits nach 7 mo­na­ten nicht mehr in der lage war, da­für ver­brauchs­tei­le zu lie­fern. nach­hal­tig­keit ist leicht zu pa­pier zu brin­gen, aber eben nicht so leicht um­zu­set­zen. das gilt na­tür­lich vor al­lem für un­ter­neh­men wie ikea, die ei­nen nicht un­er­heb­li­chen um­satz mit weg­werf­pro­duk­ten ma­chen.

ich fin­de die nach­hal­tig­keits­stra­te­gie von ikea durch­aus sinn­voll, fin­de aber be­ein­dru­ckend wie löch­rig die um­set­zung be­reits bei ein oder zwei ober­fläch­li­chen bli­cken er­scheint. ich glau­be dass man hier noch in­ter­es­san­te lü­cken zwi­schen an­spruch und wirk­lich­keit fin­den könn­te, wenn man hier wei­ter nach­bohrt.