sensor-computer zum an den arm schnallen

felix schwenzel

zu weih­nach­ten habe ich er­fah­ren, dass mei­ne mut­ter im­mer ei­nen schritt­zäh­ler am kör­per trägt. sie möch­te wis­sen, wie­viel sie sich be­wegt, wie­vie­le schrit­te sie am tag läuft. mei­ne el­tern sind in der ad­ap­ti­on neu­er tech­no­lo­gien oder ge­rä­te meis­ten ähn­lich lang­sam und skep­tisch wie ich. meis­tens war mein va­ter so­gar et­was schnel­ler als ich, weil er mehr geld zur ver­fü­gung hat­te als ich. er hat seit dem an­fang der neun­zi­ger jah­re ein han­dy. als ich mich noch mit ei­nem per­for­ma her­um­schlug, hat­te er be­reits ei­nen bun­ten bon­bon-imac. er ist ein paar jah­re frü­her auf mac­books, ge­nau­er ibooks, um­ge­stie­gen als ich. mei­ne mut­ter be­sitzt mitt­ler­wei­le ih­ren vier­ten ap­ple lap­top und nutzt die­sen eif­rig.

zum ipad sag­te mein va­ter, als es her­aus­kam, wozu soll man das denn brau­chen? wie ich. mitt­ler­wei­le weiss ich wozu man ein ipad ge­brau­chen kann und wel­che gran­dio­sen an­wen­dun­gen sich durch den form­fak­tor und die be­nut­zer­ober­flä­che er­ge­ben. als das mac­book air raus­kam, konn­te ich mich vor la­chen kaum noch hal­ten: war­um mehr zah­len für we­ni­ger?

mitt­ler­wei­le weiss ich das mac­book air zu schät­zen, auch wenn ich selbst keins habe, son­dern ein 2012er re­ti­na mac­book. aber: ich weiss mitt­ler­wei­le auch, dass ich nie­mand bin der den nut­zen tech­no­lo­gi­scher trends früh er­kennt. oder viel­leicht soll­te ich es an­ders for­mu­lie­ren: ich ten­die­re wohl bei der tech­no­lo­gie-ad­ap­ti­on ab­zu­war­ten, bis die pro­duk­te ei­ni­ger­mas­sen aus­ge­reift sind und die prei­se auf ein er­träg­li­ches ni­veau ge­sun­ken sind. mein ers­tes ipho­ne war ein ipho­ne 4S. ich habe das ipho­ne also 4 jah­re rei­fen las­sen, be­vor ich zu­schlug (und es jetzt nicht mehr aus der hand ge­ben wür­de).

was ich aber sehr deut­lich spü­re ist fol­gen­des: ul­tra-klei­ne, smart­fo­ne-ar­ti­ge, mit sen­so­ren voll­ge­pack­te ge­rä­te, die am kör­per ge­tra­gen wer­den kön­nen, sind un­aus­weich­lich. vor 10 mo­na­ten habe ich mal drü­ber nach­ge­dacht, mar­cel weiss vor 2. und jetzt hat mir mei­ne mut­ter ge­zeigt, dass der markt da­für da ist. sich selbst zu quan­ti­fi­zie­ren, die ei­ge­ne schritt­zahl und die auf­ent­halts­or­te auf­zu­zeich­nen ist nicht nur ein spiel­zeug für ab­ge­ho­be­ne hipps­ter oder nerds. und na­tür­lich kann man das auch al­les mit ei­nem smart­fo­ne ma­chen, so wie man auch al­les was man mit ei­nem ipad ma­chen kann, mit ei­nem lap­top ma­chen könn­te. aber der form­fak­tor und die mög­lich­keit sich so ein ge­rät ans hand­ge­lenk zu ma­chen, da­mit zu du­schen, zu schla­fen, zu ren­nen, zu fah­ren ist dann doch ein ent­schei­den­der fak­tor.

na­tür­lich gibt es das al­les schon, smart­wat­ches, fuel­bands, schritt­zäh­ler. aber ich ver­mu­te ap­ple wird das ähn­lich ma­chen, wie die letz­ten male: idio­ten­si­che­re be­dien­bar­keit und an­fangs sehr ein­ge­schränk­te funk­tio­na­li­tät, die dann von ge­ne­ra­ti­on zu ge­ne­ra­ti­on ver­bes­sert wird. an­fangs wer­den alle, mich ein­ge­schlos­sen, sa­gen: „braucht kein mensch, gibts doch schon!“ und nach ein paar jah­ren folgt die gan­ze in­dus­trie dem kon­zept von ap­ple.

ich stel­le mir die funk­ti­on von so ei­nem ap­ple-arm­band­sen­sor wie folgt vor: aus­pa­cken, mit dem te­le­fon und/oder ei­nem rech­ner kop­peln, ak­ti­vie­ren, fer­tig. die uhr sam­melt dann da­ten ohne ende, schritt­zahl, arm und kör­per­be­we­gun­gen, geo­da­ten, viel­leicht die tem­pe­ra­tur und den haut­wi­der­stand und über­lässt es ios- oder osx-apps, die­se da­ten aus­zu­wer­ten. das dis­play des dings zeigt le­dig­lich die uhr­zeit an und viel­leicht eine zu­sam­men­fas­sung der schrit­te die man den tag über ge­lau­fen ist. gad­gets wie ka­me­ra, pro­jek­tor, mi­kro­fon oder laut­spre­cher kann ich mir der­zeit nicht vor­stel­len. wohl aber die mög­lich­keit über die be­we­gungs­sen­so­ren und da­mit über ges­ten be­stimm­te ak­tio­nen aus­zu­lö­sen, sei es auf dem arm­band­dings oder ei­nem ge­kop­pel­ten ge­rät. der traum wäre eine ges­ten­er­ken­nung für die ap­ple-tv-be­die­nung.

aber ich wie­der­ho­le mich:

wenn ap­ple ei­nen com­pu­ter zum an den arm schnal­len ver­kau­fen wür­de, dann wäre „uhr“ oder „smart­watch“ si­cher nicht die rich­ti­ge be­zeich­nung. das ding wäre eher ein per­sön­li­cher sen­sor, der na­tür­lich auch die po­si­ti­on, uhr­zeit oder das wet­ter an­zei­gen könn­te. aber die haupt­auf­ga­be die­ses ge­räts wäre es, per­sön­li­che da­ten zu sam­meln und eine mensch-com­pu­ter kom­mu­ni­ka­ti­on zu er­mög­li­chen, bei der sich der com­pu­ter wie ein kör­per­or­gan an­fühlt.

und mei­ne mut­ter hat mich in die­ser an­sicht un­ab­sicht­lich be­stä­tigt. der markt für so­et­was ist reif.