die welt aus­ser­halb der kaf­fee­tas­se

felix schwenzel

1989 war in sa­chen nach­rich­ten­strö­men kei­ne all­zu wil­de zeit. es gab ei­ni­ge ta­ges­zei­tun­gen, wo­chen­blät­ter und im fern­se­hen die ta­ges­schau und ein paar an­de­re nach­rich­ten­ma­ga­zi­ne. trotz­dem fiel mir 1989/90 wäh­rend mei­nes zi­vil­diens­tes auf, wie an­ge­nehm es sich le­ben lässt, wenn man von ak­tu­el­len nach­rich­ten­strö­men ab­ge­schnit­ten ist. ra­dio moch­te ich schon da­mals nicht und fern­se­her gab es bei den an­tro­po­so­phen, bei de­nen ich zi­vil­dienst mach­te, auch (an­geb­lich) nicht. was ich aus der welt er­fuhr, er­fuhr ich wö­chent­lich über mein zeit-abo und ge­le­gent­lich aus der re­gio­na­len lo­kal­blatt. mir fiel da­mals auf, wie viel we­ni­ger auf­re­gend die welt sich dar­stell­te, wenn nach­rich­ten ein paar tage ab­hän­gen konn­ten.

seit 1989 ha­ben sich die nach­rich­ten­strö­me um ein viel­fa­ches ver­dich­tet und be­schleu­nigt. gleich­zei­tig sind auch die re­cher­che­mög­lich­kei­ten für jour­na­lis­ten sehr viel bes­ser ge­wor­den, aber der echt­zeit­wahn pro­du­ziert doch so­vie­le halb­wahr­hei­ten, un­ge­nau­ig­kei­ten und spe­ku­la­ti­ves, dass der feu­er­wehr­schlauch aus dem die nach­rich­ten spru­deln auch ei­nen ste­ten em­pö­rungs­wel­len­berg vor sich her treibt.

em­pö­rung bil­det sich meis­tens im af­fekt. das macht für die echt­zeit nach­rich­ten­strö­me auch so an­stren­gend. kaum hat man sich echauf­fiert, kom­men wie­der 20 an­de­re grün­de nach­ge­spru­delt, die em­pö­rens­wert sind. nach­rich­ten­strö­me for­dern uns stän­dig zur re­ak­ti­on auf. das war auch schon ohne tech­ni­sche mög­lich­kei­ten wie twit­ter oder face­book so, man kann sich näm­lich auch sehr gut nicht-öf­fent­lich auf­re­gen. ich be­ob­ach­te das im­mer an fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen, die bei der ta­ges­schau oft vor em­pö­rung gar nicht sit­zen- oder still­blei­ben kön­nen.

für ein zu­cker­kris­tall ist eine tas­se kaf­fee eine ziem­lich auf­re­gen­de sa­che. erst wird es auf­ge­löst und dann stän­dig von strö­mun­gen und der brown­schen mo­le­ku­lar­be­we­gung her­um­ge­wir­belt. der­je­ni­ge der die tas­se kaf­fee trinkt be­kommt nichts von der auf­re­gung die der zu­cker elebt mit. er ge­niesst sei­nen kaf­fee ein­fach.

dass es ganz sinn­voll sein kann, sich als zu­cker­kris­tall eine welt aus­ser­halb der kaf­fee­tas­se vor­zu­stel­len, zei­gen die moor­schen news­be­we­gun­gen der letz­ten tage, die die rhein-zei­tung oder die ruhr­nach­rich­ten dan­kens­wer­ter wei­se nach­ge­zeich­net ha­ben. ich habe von der gan­zen sa­che erst bei 6vor9 er­fah­ren. aber ich lebe ja auch hin­ter dem mond. die links un­ten sind aus dem jo­net me­di­en­log vom 3. fe­bru­ar und ich habe nur die bei­den ers­ten selbst ge­le­sen.


  rhein-zei­tung.de: Po­falla ab­surd: Wie der Pos­til­lon das Netz dop­pelt troll­te   #

lars wienand:

Ber­lin - Po­falla zur Bahn? Oder doch nicht? Plötz­lich blick­te kaum noch je­mand durch: Dem Sa­ti­re-Ma­ga­zin "Der Pos­til­lon" ist in der nach­rich­ten­ar­men Zeit der Coup ge­lun­gen - mit ei­ner Mel­dung, die nur ab­ge­schrie­ben war. Wie das klap­pen konn­te und wie auch Pro­mi­nen­te rein­ge­fal­len sind.

  ruhr­nach­rich­ten.de: Wie die Sa­ti­re-Sei­te Pos­til­lon das Netz ver­wirr­te   #

jan falk und oli­ver koch:

Das Sa­ti­re-Ma­ga­zin Pos­til­lon ist eine der er­folg­reichs­ten In­ter­net­sei­ten in Deutsch­land: Mit Mel­dun­gen, die bei­na­he wahr sein könn­ten, sorgt Au­tor Ste­fan Si­cher­mann re­gel­mä­ßig für La­cher. Am Don­ners­tag ist ihm mit ei­nem Ver­wirr­spiel um den Bahn-Job von Ro­nald Po­falla ein Meis­ter­stück ge­lun­gen.

  faz.net: Ge­schich­te ei­ner ver­meint­li­chen Falsch­mel­dung: Fal­sche Ente im Twit­ter­sturm   #

an­drea die­ner:

Wie das On­line-Sa­ti­re­ma­ga­zin „Pos­til­lon“ mit sei­ner Po­falla-Mel­dung ein­mal das hal­be In­ter­net ver­al­ber­te, ganz Twit­ter in Wal­lung brach­te und die Me­di­en am Ende doch ganz gut da­ste­hen ließ.

  vo­cer.org: Der Po­falla-Meta-Hoax   #

mark heywin­kel:

Was bei wem wann falsch läuft, ver­steht der­zeit kein Me­di­um poin­tier­ter ab­zu­bil­den als die Sa­ti­re-Nach­rich­ten­sei­te "Der Pos­til­lon".

  ta­ges­spie­gel.de: Was die Po­falla-Pos­se über den On­line­jour­na­lis­mus ver­rät   #

marc röh­ling:

Auf Twit­ter spot­ten sie über Spot­ter, die über Sa­ti­re­mel­dun­gen spot­ten, die über Nach­rich­ten­mel­dun­gen spot­te­ten. Die Pos­se um Po­falla ist ei­gent­lich nor­ma­ler Netz­all­tag - und zeigt doch, wie weit sich Pres­se und Emp­fän­ger in der di­gi­ta­len Be­schleu­ni­gung ver­lo­ren ha­ben.

  abend­blatt.de: Sa­ti­re-Sei­te - "Pos­til­lon" sorgt mit Po­falla-Ex­klu­siv­mel­dung für Ver­wir­rung   #

chris­topf bock und den­nis lemm:

Die Nach­richt, dass Ro­land Po­falla of­fen­bar zur Bahn wech­selt, sorg­te nicht nur für Kri­tik an dem CDU-Mann. Auch vie­le Nach­rich­ten­sei­ten muss­ten hä­mi­sche Kom­men­ta­re ein­ste­cken. Grund war eine fal­sche Ex­klu­siv-Mel­dung der Sa­ti­re-Sei­te "Pos­til­lon".

  www.ber­li­ner-zei­tung.de: Po­falla-Wech­sel im Pos­til­lon: Das Ende der Po­falla-Ente   #

ro­bert john:

Im Grenz­be­reich: Sa­ti­re und Rea­li­tät lässt sich manch­mal nicht mehr so ge­nau aus­ein­an­der­hal­ten. Die Ver­wir­rung über ei­nen Pos­til­lon-Bei­trag zum Po­falla-Wech­sel be­stä­tigt das.

  ksta.de: Po­falla: Die dop­pel­te Poin­te des Pos­til­lon   #

chris­ti­an bad­ke:

Ver­wir­rung im Netz: Das Sa­ti­re­por­tal „Der Pos­til­lon“ hat sei­ne Mel­dung zum Po­falla-Wech­sel zur Deut­schen Bahn wie Iro­nie aus­se­hen las­sen - und zu­rück­da­tiert. Me­di­en­be­rich­te über den neu­en Job des Ex-Kanz­ler­amts­mi­nis­ters wirk­ten nun wie ab­ge­schrie­ben.