kri­tik-kri­ti­ker kri­tik

felix schwenzel

da wird das rad neu er­fun­den wird ein tol­les pro­jekt prä­sen­tiert und statt in dank­bar­keit und eu­pho­rie zu er­star­ren, be­mä­kelt die netz­öf­fent­lich­keit das vor­ha­ben.

ei­ni­ge wun­dern sich zum bei­spiel, war­um nicht aus­rei­chend ser­ver­ka­pa­zi­tä­ten be­reit ge­stellt wur­den, da­mit die sei­te nicht am ers­ten tag zu­sam­men­bricht. bei ein paar zah­lungs­wil­li­gen wird die zah­lung nicht ak­zep­tiert und wie­der an­de­re wun­dern sich, dass so we­ni­ge frau­en bei dem pro­jekt mit­ma­chen.

die­se netz­öf­fent­li­che kri­tik (auch von mir) war, so­weit ich das mit­be­kom­men habe, dif­fe­ren­ziert und wohl­wol­lend. mal mehr, mal we­ni­ger.

die kri­tik scheint auch ziem­lich schnell ge­wirkt zu ha­ben, es wird stel­lung be­zo­gen, dis­ku­tiert und bes­se­rung an­ge­kün­digt.

trotz­dem rief die kri­tik dann aber auch gleich die schnapp­at­mer auf den plan. die sind em­pört, wie man als „nicht-ma­cher“ („mach doch erst­mal selbst was“) leu­te kri­ti­sie­ren könn­te, die „end­lich mal“ was ma­chen. of­fen­bar ist es im­mer noch nicht be­kannt, dass nur spit­zen­kö­che sich über ver­sal­ze­ne sup­pen be­schwe­ren dür­fen.

mar­cus brown be­klagt sich bei­spiels­wei­se bit­ter über die trol­lerei und das „mun­da­ne whi­ning“ der „netz­ge­mein­de“ und mar­tin wei­gert fürch­tet, dass „ver­früh­te“ kri­tik das zar­te kraut­pflänz­chen ka­putt­ma­chen könn­te oder die po­si­ti­ve sog­wir­kung des tech­no­lo­gie-stand­orts deutsch­land ge­fähr­den könn­te.

da­bei ist das ge­gen­teil der fall. durch kri­tik kön­nen din­ge bes­ser wer­den. kri­tik ist auch ein tol­ler stress-test: wie gut kön­nen leu­te un­ter druck ar­bei­ten? hal­ten sie dem druck der öf­fent­lich­keit stand? kön­nen sie kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on? sind sie lern­fä­hig? kön­nen sie re­le­van­te kri­tik von quatsch un­ter­schei­den? sind sie sou­ve­rän und von ih­rem pro­jekt über­zeugt?

min­des­tens ei­ner der künf­ti­gen kraut­re­por­ter hat auch schon früh­zeitg er­kannt, dass man sei­ne ei­ge­nen de­fi­zi­te und schwä­chen her­vor­ra­gend von drit­ten ver­ti­ku­lie­ren las­sen kann — wenn man denn will. peer scha­der sagt in sei­nem kraut­vi­deo (fet­tun­gen von mir):

ich glau­be, der gros­se vor­teil von on­line ist na­tür­lich tat­säch­lich, dass ich die mög­lich­keit ei­nes feed­backs habe. das heisst als jour­na­list muss ich mich na­tür­lich dar­auf ein­stel­len, dass ich eins um die oh­ren be­kom­me, weil die le­ser im zwei­fel auch schlau­er sind als ich und was dazu bei­tra­gen kön­nen, aber das stärkt ja im grund ge­nom­men nur das pro­dukt. weil mein job is­ses mög­lichst viel raus­zu­fin­den. des­halb rede ich mit fach­leu­ten, aber wenn die leu­te gleich­zei­tig le­ser sind, hab ich da ja kein pro­blem mit. das ist ja im ge­gen­teil ganz wun­der­bar. dann kön­nen die auch was dazu bei­tra­gen, dass die ge­schich­te bes­ser wird, oder dass ich beim nächs­ten mal weiss, dass die ge­schich­te bes­ser wird — oder was än­dern kann.

im grund ge­nom­men ist ein gros­ser teil mei­ner re­cher­che im­mer wie­der das feed­back, das ich von den le­sern be­kom­me, die ein­fach na­tür­lich viel brei­te­res wis­sen ha­ben oder ein­fach auch an or­ten sind, wo ich nicht so schnell hin­kom­me.

sehr vor­aus­schau­end der peer. gu­ter mann (kei­ne iro­nie). al­lein für den, lohnt es sich 5 euro im mo­nat zu in­ves­tie­ren. das mach ich dann auch, so­bald die kraut­re­por­ter ihre ver­kack­te be­zahl-tech­nik im griff ha­ben.