al­les­fah­rer [mit wer­bung]

felix schwenzel

seit ich mein letz­tes auto wäh­rend mei­nes stu­di­ums in stutt­gart ver­schenkt habe, bin ich froh kein auto zu be­sit­zen. be­vor ich es ver­schenkt habe, bin ich die knapp 2000 me­ter von mei­ner woh­nung zum uni-ge­bäu­de oft mit dem auto ge­fah­ren (weil es ging). das führ­te oft zu stun­den­lan­gen park­platz­su­chen und nicht we­ni­gen straf­zet­teln. nach­dem ich ein­mal un­ge­fähr 34 stun­den an der uni ver­bracht hat­te, konn­te ich mor­gens mein auto nicht mehr dort fin­den, wo ich dach­te es ab­ge­stellt zu ha­ben. da ich mich von der durch­ge­mach­ten nacht im ar­beit­raum nicht mehr für be­son­ders zu­rech­nungs­fä­hig hielt, lief ich nach hau­se und nahm mir vor den park­platz am nächs­ten tag oder abend zu su­chen. als ich das auto auch nach 2 ta­gen nicht fin­den konn­te, war ich mir re­la­tiv si­cher, dass es wohl ge­klaut wur­de. ob­wohl ich das ei­gent­lich gar nicht glau­ben konn­te — wer klaut ei­nen al­ten golf II die­sel?

ich mel­de­te das auto bei der po­li­zei als ge­stoh­len und ein paar tage oder wo­chen spä­ter mel­de­te die sich tat­säch­lich wie­der. das auto wur­de an ei­ner au­to­bahn-rast­stät­te ge­fun­den, voll­ge­tankt und vom müll im in­nen­raum be­freit. auch die an­ten­ne wur­de re­pa­riert. lei­der hat­ten die dep­pen die mir das auto ge­klaut ha­ben den die­sel-golf mit ben­zin voll­ge­tankt. ich liess den tank leer­pum­pen, füll­te die­sel nach und fuhr wie­der nach­hau­se. zu­hau­se wur­de mir klar: in ei­ner stadt brau­che ich kein auto.

seit­dem bin ich dank­ba­rer nut­zer des öf­fent­li­chen nah­ver­kehrs, der bahn und di­ver­ser miet­au­to-an­bie­ter.


seit ich bis vor ein paar jah­ren re­gel­mäs­sig mit der bahn zwi­schen ham­burg und ber­lin pen­del­te und da­für eine bahn­card 100 nutz­te, bin ich auch nut­zer von flinks­ter, dem car-sha­ring dienst der bahn. das ist prak­tisch, wenn wir mal grös­se­re be­sor­gun­gen ma­chen müs­sen oder mit­tel-spon­tan zu ikea müs­sen. lei­der sind ge­ra­de die flinks­ter-au­tos zu ikea-stoss­zei­ten schwer zu be­kom­men, aus­ser­dem sind sie sta­tio­när: man holt sie an zen­tra­len park­plät­zen ab und stellt sie dort auch wie­der ab.

da die bahn, bzw. flinks­ter auch den mul­ti­ci­ty-dienst von ci­tro­ën ver­wal­tet, habe ich seit dem start des diens­tes auch zu­griff zu den mul­ti­ci­ty-au­tos. die kann man in der stadt ver­teilt fin­den und im prin­zip auch über­all ab­stel­len — aus­ser im wed­ding. das ist na­tür­lich doof, wenn man im wed­ding wohnt, aber oft stel­le ich die kis­ten trotz­dem im wed­ding ab und sehe auch, dass sie dort meis­tens nicht lan­ge ste­hen blei­ben, weil sie meist so­fort wie­der weg­ge­lie­hen wer­den.

vor ein paar wo­chen, wir woll­ten mit ei­nem pick­nick­korb zu ei­nem gar­ten­fest am an­de­ren ende der stadt fah­ren, ver­sag­te mei­ne flinks­ter-iden­ti­fi­ka­ti­ons­kar­te. zwei mul­ti­ci­ty-wa­gen lies­sen sich nicht öff­nen. kei­ne ah­nung war­um, mei­ne kar­te war we­der ge­sperrt noch ka­putt, die wa­gen zeig­ten kei­ne fehl­funk­ti­on und er­schie­nen in der app als un­re­ser­viert. je­den­falls hat­te ich die schnau­ze voll da­von, nur mit­glied bei ei­nem die­ser car­sha­ring-an­bie­ter zu sein und be­schloss mich auch bei an­de­ren diens­ten an­zu­mel­den. schliess­lich gibts in ber­lin ja vie­le an­de­re sol­che an­bie­ter, teil­wei­se mit noch be­scheu­er­te­ren na­men als flinks­ter: dri­ve-now, car2go oder ci­tee.

den aus­schlag mich auch noch an­de­res­wo an­zu­mel­den hat dann eine app ge­ge­ben, die noch kein flinks­ter un­ter­stützt, son­dern bis jetzt nur dri­ve-now und car2go: all­ry­der.

als don dah­l­mann auf face­book ver­kün­de­te, jetzt pres­se­spre­cher von all­ry­der zu sein, habe ich mir die app, von der ich vor­her noch nie ge­hört hat­te, run­ter­ge­la­den. (so ein­fach ist das, lie­be start­ups, ein­fach ei­nen blog­ger als pres­se­spre­cher ein­stel­len und schon gibts auf­merk­sam­keit und neu­gier.)

all­ry­der hat den an­spruch eine app zu sein, die alle an­de­ren be­herrscht. ich mag trotz der blö­den wer­be­sprü­che die ein­fach­heit der be­die­nung: man gibt ei­nen start­punkt an (in der re­gel den mo­men­ta­nen stand­ort) und ein ziel an und be­kommt als ant­wort eine über­sicht mit mög­lich­kei­ten zum ziel zu ge­lan­gen (wohl­ge­merkt, nach drei klicks).

in den ers­ten spal­ten ste­hen die öf­fent­li­chen ver­kehrs­mit­tel mit um­stei­ge­mög­lich­kei­ten, fahrt­zeit und fahrt­kos­ten. dass die app die lauf­zeit zum nächs­ten bahn­hof oder zur bus­hal­te­stel­le be­rech­net ist nicht un­ge­wöhn­lich. un­ge­wöhn­lich fand ich aber die über­sicht­li­che dar­stel­lung und idio­ten­si­che­re be­die­nung. ein klick auf den fuss­weg zeigt eine kar­te, me­ta­in­for­ma­tio­nen wie der bahn­steig — falls das nö­tig sein soll­te — wer­den mit­an­ge­zeigt. wei­ter rechts wer­den die kos­ten und die dau­er ei­ner ta­xi­fahrt an­ge­zeigt und falls miet­au­tos in der nähe sind, wird der fuss­weg, die fahrt­zeit, die kos­ten und die (ge­schätz­te) park­zeit für den miet­wa­gen mit­an­ge­zeigt.

was ich gut fin­de ist, dass jede fahr­op­ti­on die wich­tigs­ten me­ta­da­ten und zu­satz­in­fos mit­an­zeigt. ein klick auf die ta­xi­fahrt bie­tet ne­ben der ver­mut­li­chen fahrt­rou­te die ruf­num­mern und te­le­fon­sym­bo­le der wich­tigs­ten ta­xi­zen­tra­len (al­ler­dings kei­nen my­ta­xi-link). ein klick auf eine car­sha­ring-fahr­op­ti­on zeigt ne­ben den wich­ti­gen geo­gra­phi­schen in­for­ma­tio­nen auch ei­nen link in die je­wei­li­ge app des car-sha­ring-an­bie­ters. die kar­te in der all­ry­der-app bie­tet bei den car-sha­ring fahr­op­tio­nen an, die rou­ten­füh­rung mit ei­nem klick an app­les kar­ten pro­gramm oder goog­le maps zu über­ge­ben. das kommt ei­nem, wenn man auf der stras­se steht al­les sehr gut durch­dacht vor.


we­gen der wirk­lich ein­fa­chen be­die­nung hat sich all­ry­der gleich ei­nen platz ganz oben in mei­ner fah­ren-app-lis­te er­obert. da­vor steht al­ler­dings im­mer noch die gran­dio­se, meis­tens auch nur zwei klicks er­for­dern­de, ab­fahrt-app, die aber le­dig­lich die ab­fahrt­zei­ten von bus­sen und bah­nen an­zeigt.

auch wenn bei all­ry­der der­zeit noch flinks­ter, call a bike und mul­ti­ci­ty feh­len, nut­ze ich die app be­reits er­staun­lich oft, vor al­lem da sie sich schnel­ler an­fühlt und ein­fa­cher zu be­die­nen ist, als die na­ti­ven apps der ein­zel­nen an­bie­ter.


weil ich mich ja nach dem er­leb­nis des ver­schlos­sen ge­blie­be­nen mul­ti­ci­ty fahr­zeugs noch bei ei­nem an­de­ren an­bie­ter an­mel­den woll­te, habe ich mich vor ein paar wo­chen erst­mal bei dri­ve-now an­ge­mel­det. die on­line-an­mel­dung ist re­la­tiv ein­fach, reicht aber na­tür­lich nicht aus, weil man on­line sei­nen füh­rer­schein und per­so­nal­aus­weis nicht so ohne wei­te­res vor­zei­gen kann. nach der an­mel­dung und di­ver­sen mails in de­nen man be­stä­ti­gungs­links kli­cken muss, darf man sich dann in ei­ner sixt-fi­lia­le die dri­ve-now-mit­glieds­kar­te ho­len.

was ich bei dri­ve-now im ge­gen­teil zur flinks­ter-flot­te mag: man wird vom auto na­ment­lich be­grüsst und fährt schlüs­sel­los. bei flinks­ter und mul­ti­ci­ty klappt das mit den schlüs­seln im hand­schuh­fach zwar auch pro­blem­los, aber ohne schlüs­sel fühlt sich au­to­fah­ren ein­deu­tig bes­ser an. al­ler­dings muss man bei dri­ve-now vor dem fah­ren noch eine lan­ge lis­te mit fra­gen be­ant­wor­ten. ob das auto sau­ber ist oder be­schä­di­gun­gen auf­weist, ob man sich abends auch im­mer die zäh­ne putzt oder zahn­sei­de be­nutzt und ob man viel­leicht ein paar son­der­an­ge­bo­te oder bo­nus-pa­ke­te von dri­ve-now kau­fen möch­te. so ge­se­hen müss­te dri­ve-now ei­gent­lich dri­ve-la­ter heis­sen, aber das geht schon in ord­nung.

ein ech­tes pro­blem ist er­staun­li­cher­wei­se die on­line-an­bin­dung der au­tos. jede bu­chung und je­des öff­nen und schlies­sen des au­tos wird übers in­ter­net ab­ge­wi­ckelt. aus­ge­rech­net bei mei­ner ers­ten fahrt, nach­dem ich das auto mit­ten in ber­lin park­te, sah sich das auto nicht in der lage sich ins in­ter­net ein­zu­wäh­len und mich vom auto ab­zu­mel­den. ich per­sön­lich ken­ne das ja als o2-kun­de, aber so ein auto das völ­lig ab­hän­gig vom in­ter­net ist und mit­ten in ber­lin nicht rein­kommt, das ist schon trau­rig.

die hot­line und die pres­se­ab­tei­lung von dri­ve-now woll­te mir nicht ver­ra­ten, wer für das löch­ri­ge in­ter­net der BMW-flot­te zu­stän­dig ist. im­mer­hin war das sys­tem so freund­lich, mir nach 3 stun­den eine SMS zu schi­cken, in der ich ge­fragt wur­de, ob das nor­mal sei, dass ich jetzt schon seit drei stun­den mit dem auto rum­kur­ven wür­de. es war mir zwar ge­lun­gen das auto zwei­ein­halb stun­den vor­her da­von zu über­zeu­gen mei­ne ab­mel­dung auch off­line an­zu­neh­men und sich zu ver­schlies­sen, aber die zen­tra­le wuss­te das nicht und liess die stopp­uhr wei­ter­lau­fen.

im­mer­hin habe ich seit der ers­ten fahrt kei­ne pro­ble­me mehr mit den BMW leih­au­tos ge­habt, im ge­gen­teil. es zeigt sich aber, dass es nichts scha­det, bei mehr als ei­nem an­bie­ter eine kun­den­kar­te zu ha­ben, zu­mal die ver­füg­bar­keit der au­tos in ber­lin auch nicht to­tal op­ti­mal ist. mal ist mei­len­weit kein BMW zu be­kom­men, mal kein mul­ti­ci­ty-ci­tro­ën. dem­nächst mel­de ich mich auch noch bei car2go an, zu­mal die smarts eher lü­cken zum par­ken fin­den.


die prei­se von dri­ve-now, mul­ti­ci­ty und car2go sind üb­ri­gens nicht be­son­ders güns­tig. für eine hal­be stun­de fahrt­zeit zahlt man 8 bis 9 euro. für län­ge­re miet­zei­ten ist ein flinks­ter meis­tens um ei­ni­ges güns­ti­ger. für grös­se­re au­tos ist dann wie­der­um rob­ben und wient­jes das güns­tigs­te. aber für kur­ze stre­cken oder wenn man kei­ne lust hat 20 oder 30 mi­nu­ten auf den nächs­ten ver­spä­te­ten bus zu war­ten, sind die kurz­miet­din­ger schon sehr prak­tisch.


alle links zu dri­ve-now (zum bei­spiel die­ser link) sind af­fi­lia­te-, also wer­be­links, die mir mög­li­cher­wei­se prä­mi­en oder pe­ku­niä­re vor­tei­le ver­schaf­fen, den men­schen die sich über mei­ne wer­be­links an­mel­den aber kei­ne nach­tei­le ent­ste­hen las­sen. wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, ist die an­mel­dung bei dri­ve-now über mei­nen wer­be­link so­gar ein biss­chen güns­ti­ger als bei ei­ner re­gu­lä­ren an­mel­dung (€19 statt €29 an­mel­de­ge­bühr). mit kei­ner an­de­ren der hier er­wähn­ten fir­men bin ich ge­schäft­lich ver­bun­den. vor al­lem scheint, aus­ser dri­ve-now, kein an­de­rer car­sha­ring-an­bie­ter ein af­fi­lia­te-wer­be­pro­gramm auf­ge­legt zu ha­ben. ich ken­ne zwar den pres­se­spre­cher von all­ry­der, don dah­l­mann, seit ewig­kei­ten, habe aber seit­dem er pres­se­spre­cher bei all­ry­der ist, nicht mehr mit ihm ge­spro­chen (lei­der).