vor et­was 25 jah­ren habe ich in ei­ner köl­ner knei­pe mal den „chef vom dienst“ von bou­le­vard bio ge­trof­fen. nach­dem ich ihn erst­mal be­lei­digt hat­te („du re­dest ex­akt wie wolf­gang schäub­le“) frag­te ich ihn was man so als chef vom dienst ma­che. ich habe fast al­les was er mir er­zählt hat ver­ges­sen, aber ein de­tail ist mir bis heu­te prä­sent: den ers­ten teil des ta­ges, er­zähl­te er mir, ver­brin­ge er da­mit erst­mal „alle“ ta­ges­zei­tun­gen zu le­sen um zu wis­sen was los in der welt ist, wel­che the­men dis­ku­tiert wer­den. was für ein traum­job dach­te ich da­mals — und ei­gent­lich auch noch heu­te: alle zei­tun­gen le­sen kön­nen — und dann auch noch da­für be­zahlt wer­den!

ich hat­te da­mals™ zu­hau­se zu­griff auf die aa­che­ner/heins­ber­ger nach­rich­ten und den köl­ner stadt­an­zei­ger. der ksta wur­de uns da­mals im­mer erst mit der post ge­lie­fert und da­mals freu­te ich mich je­den tag dar­auf, ihn end­lich in den hän­den hal­ten zu kön­nen. kann man sich heut­zu­ta­ge gar nicht mehr vor­stel­len, dass man ei­ner­seits auf (re­la­tiv alte) zei­tungs­tex­te war­ten muss­te und an­de­rer­seits, dass man den köl­ner stadt­an­zei­ger le­sen woll­te.

die vor­stel­lung, alle (re­le­van­ten) zei­tun­gen le­sen zu kön­nen hat mich jah­re­lang fas­zi­niert. dann kam plötz­lich das netz und der traum schien sich zu er­fül­len.