le­gend

felix schwenzel in gesehen

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in letz­ter zeit wird das kino- und fern­seh­pu­bli­kum ja zu­ge­schis­sen mit gangs­ter-bio­pics. ich mag die ei­gent­lich ganz ger­ne, zu­letzt peaky blin­ders, vor kur­zem black mass, und na­tür­lich auch die por­traits fik­ti­ver gangs­ter und ih­rer ge­schich­ten: wal­ter white, tony so­pra­no, frank ta­glia­no, ri­chard ro­per oder jax tel­ler.

in der zwei­ten staf­fel peaky blin­ders spiel­te tom har­dy auch ei­nen gangs­ter und ich fand ihn in sei­ner rol­le sehr gran­di­os, vor al­lem sei­ne stim­me. des­halb fiel es mir nicht schwer, mich da­für zu ent­schei­den le­gend zu gu­cken, hier spielt tom har­dy näm­lich gleich zwei rol­len: ron­ni und reg­gie kray, die „kray zwil­lin­ge“, die ei­nen ei­ge­nen wi­ki­pe­dia-ein­trag ha­ben, also in ir­gend­ei­ner form re­le­vant sein müs­sen. na­tür­lich sieht tom har­dy den ech­ten bei­den zwil­lin­gen nicht die spur ähn­lich (die ori­gi­nal zwil­lin­ge lies­sen sich ger­ne fo­to­gra­fie­ren und las­sen sich gut goog­len), aber das macht nichts, weil har­dys in­ter­pre­ta­ti­on der bei­den glän­zend ist — lei­der teil­wei­se auch sehr wit­zig.

tom har­dy und tom har­dy

ich sage „lei­der“ wit­zig, weil ich mich (na­tür­lich) im­mer da­bei be­ob­ach­te, dass ich über wit­zi­ge in­sze­nie­run­gen von kör­per­li­cher ge­walt tat­säch­lich la­che und sie un­ter­halt­sam fin­de. sonst wür­de ich gangs­ter­fil­me wohl mei­den. wo­bei ge­walt ja in ver­schie­dens­ten for­men in­sze­niert wer­den kann, bud-spen­ce­rig, ta­ran­tin­oes­que oder ein­fach bru­tal und ab­schre­ckend. le­gend wähl­te in den ers­ten knapp an­der­t­alb stun­den (der film hat eine über­län­ge von zwei stun­den zwölf mi­nu­ten) den hu­mor­vol­len, leicht bru­ta­len bud-spen­ce­ri­gen weg. was mir dann aber doch ge­fiel, war eine wen­de, kurz vor ende, in der art wie der film die ge­walt in­sze­nier­te und mit der wahr­neh­mung sei­ner bei­den haupt­fi­gu­ren spiel­te. wirk­te reg­gie kray im ers­ten teil, trotz oder we­gen sei­ner bru­ta­li­tät, cool und auf eine ge­wis­se art sym­pa­thisch, schlug die wahr­neh­mung im zwei­ten teil um. plötz­lich hat­te die ge­walt nichts un­ter­halt­sa­mes, bud-spen­cer-mäs­si­ges mehr an sich und wirk­te ab­stos­send und wi­der­lich — ob­wohl reg­gie kray nichts an­ders tat, als den gan­zen film lang: schwä­che­re ver­prü­geln.

die ge­walt und bru­ta­lutät von reg­gis et­was dump­fen bru­der ro­nald wirk­te hin­ge­gen den gan­zen film über völ­lig über­zo­gen, auch wenn ge­ra­de die ent­rückt­heit von ro­nald für ei­ni­ge witz­ge sze­nen sorg­te.

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die ge­schich­te die der film über zwei stun­den lang er­zählt ist nicht be­son­ders auf­re­gend (der trai­ler oben fasst das ge­sche­hen, das der film über zwei stun­den aus­dehnt, in kom­pak­ten zwei mi­nu­ten zu­sam­men), aber mir ge­fiel die art wie sie er­zählt wur­de. schau­spie­le­risch gibt es wirk­lich nichts aus­zu­set­zen, we­der in den haupt-, noch den ne­ben­rol­len. es gab meh­re­re sze­nen, in de­nen die schau­spie­ler so sub­til agier­ten, dass ga­ran­tiert je­der deut­sche re­giss­seur ih­nen zu­ge­ru­fen hät­te: „di­cker auf­tra­gen, das merkt doch sonst kei­ner.“ und so kann man den film auch in ei­nem satz be­schrei­ben: nicht zu dick auf­ge­tra­gen, gut aus­ba­la­ciert, se­hens­wert. aber ei­nen zwei­ten satz füge ich trotz­dem noch hin­zu: tom har­dy ist gross­ar­tig.