kognitive verzerrungen

maximilian buddenbohm war so freundlich auf die wikipedia-liste der kognitiven verzerrungen hinzuweisen, speziell die „truthahn illusion“. ein truthanh, der bis zu seiner schlachtung täglich gefüttert und umsorgt wird, ist in der regel ziemlich überrascht von seiner schlachtung. in erster linie, weil er die zukunft aus seinen vergangenen erfahrungen extrapoliert hat und die rahmenbedingungen seines daseins nicht (er) kannte. ich kann mich sehr gut mit diesem truthahn identifizieren, weil auch ich an das gute im menschen glaube, auch wenn ich diese überzeugung nicht ausschliesslich aus meinen vergangenen erfahrungen extrapoliere. wenn ich mich recht erinnere bin ich zu dieser überzeugung auch gekommen, weil ich mich in der vergangenheit intensiv mit verschiedenen philosophen, erich fromm und meinen eltern beschäftigt habe.
in letzter zeit werde ich auch immer wieder als teilnehmer in workshops mit kognitiven verzerrungen konfrontiert. einerseits finde ich das gut, weil man nie genug über seine, über menschnliche unzulänglichkeiten erfahren kann, andererseits bin ich schockiert wie lieblos dieses durch und durch fazinierende thema immer wieder aufbereitet wird.
zum beispiel kursiert dieser quark seit gefühlt 20 oder 30 jahren (wahrscheinlich seit 2003) durchs internet:
Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wort snid, das ezniige was wcthiig ist, ist, dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien. Tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.
ich habe mich schon damals mehr über die idiotische pseudo-quellenangabe aufgeregt, als fazinination über unsere fähigkeiten zur mustererkennung und rauschunterdrückung zu verspüren. jedenfalls schwor ich mir irgendwann, dass ich vorträge oder workshops die mir dieses ausgelutschte meme präsentieren sofort verlassen oder mindestens doof finden würde. genauso übrigens wie ich jeden workshop oder vortrag sofort doof finden würde, der die legende mit den fröschen weiterverbreitet.
in den letzten beiden workshops, an denen ich allein im september teilnahm, hatten beide jeweils eine folie mit dem „jumble letters meme“. verlassen konnte ich beide workshops nicht, weil sie im rahmen meines jobs quasi pflichtveranstaltungen (und im ganzen auch gar nicht mal so schlecht) waren.
apropos kognitiven verzerrungen: ich war bis eben der festen überzeugung, dass ich das meme aus meinem republica vortrag 2015 zur kognitiven dissonanz ausgelassen habe. nachgucken zeigte mir dann, dass ich es doch benutzt haben, auch wenn ich es nur 11 sekunden zeigte und drüber hinweg bürstete.
übrigens fällt mir jetzt auch auf, dass ich im ersten absatz die tatsache, dass maximilian buddenbohm einen bestimmten link in seinem blog postete mit „er war so freundlich“ umschrieb. ich glaube es ist keine kognitive verzerrung texte und links zu teilen als freundlichen akt zu beschreiben.
und apropos freundlich; ich lese viel zu gerne (und schnell) als dass ich mir jemals die audio-aufzeichnungen von markus (mek) anhöre, die er zu (fast) jedem beitrag hinzufügt. ausser heute, da liess ich mir den text von markus vorlesen. das fand ich auch sehr freundlich (von ihm) und auch eine angenehme mischung von lakonisch und salbungsvoll, professionell und unperfekt.