apache über berlin
was macht ein apache über berlin?
was macht ein apache über berlin?
wenn ich anner supermarktkasse stehe, interessiert sich die kassierin nicht für meine besucherzahlen oder verlinkungen laut technorati. freunde, denen ich in akuten fällen von angeberitis meine beucherzahlen nenne, lassen sich kurz zu einem „wow“ oder „uhh“ hinreissen und zucken 5 sekunden später mit der schulter als ob ich gesagt hätte, ich habe 1500 panini-bildchen. diese ganzen schwanzvergleichswerkzeuge, rankings und meinetwegen auch bloggertreffen (auf denen „wie man hört“ „so wenig über Musik, über rumklimpern und ausprobieren und Harmonie und Dissonanz“ geredet wurde) sind unnötig wie mein kopf eine wii-spielkonsole. kein mensch braucht solche dinge und doch machen sie spass. bei der wii zum beispiel lerne ich langsam wie ich asse schlage, den ball unhaltbar die linie entlang schmettere und werde langsam (mit 1800 punkten) zum tennis-profi werde. na und? zu gebrauchen sind meine fähigkeiten an einer spielkonsole nirgendwo anders als an der spielkonsole. selbst mit 6000 punkten erreiche ich nicht mehr als ein bisschen spass und nen platz auf irgendeiner liste für die sich nicht mal ein promille der weltbevölkerung interessiert.
besucherzahlen, releschwanzvergleiche, heissen sie nun blogcounter, technorati, blogcharts, highscores, lead-awards oder takka-tukka-ehrennadeln helfen nix, bringen nix, machen nicht satt. aber listen schaden auch nicht und menschen lieben listen. denn sie erzeugen die illusion, dass unfassbares plötzlich einordnenbar, greifbar, vergleichbar oder verständlich wird. listen sind illusion, weil sie immer nur einzelne aspekte messen und nie das ganze erfassen können. das kann man nur (wenn überhaupt), wenn man sich wirklich eingehend mit einer sache beschäftigt.
aber ich wollte noch auf eine andere illusion hinaus. die illusion mit den klickzahlen. andrea schrieb sie suche in blogs
Das Gefühl, daß mir jemand etwas mitteilen will, ohne auf Klickzahlen zu schielen. Die Gewißheit, daß ich es eben mit einer Person zu tun habe und nicht mit einem Medium. Daß mir jemand etwas schenkt, ohne etwas zurückhaben zu wollen.
auf klickzahlen habe ich geschaut als ich 10 leser hatte, ich habe drauf geschaut als ich 100 leser hatte und ich schaue immer noch drauf. ich kenne auch kaum einen blogger der nicht auf klickzahlen schaut. nur was hat das ursächlich mit der schreibe zu tun? was haben verkaufszahlen von musik mit der qualität von musik zu tun? was hat das was viele als authentizität oder qualität bezeichnen mit plazierung in listen oder klickzahlen oder werbebannern zu tun?
natürlich verändert sich die haltung zu bestimmten dingen, wenn man viele leser hat weil man mehr feedback bekommt, weil man mehr kritik oder lob abbekommt, weil man leute kennenlernt die man sonst nie kennenlernen würde, zum beispiel rechtsanwälte — aber doch nicht wegen klickzahlen oder der platzierung in irgendeiner liste oder weil man werbung hat oder auf klickzahlen guckt.
ich werde eigentlich nur in zwei situationen pampig: wenn man meine witze nicht versteht und wenn man versucht mir meine persönlichkeit oder meine haltung zu erklären. wenn man rückschlüsse auf meine haltung zieht, wegen irgendwelcher zahlen auf irgendwelchen listen und nicht wegen meiner texte. wenn man zum beispiel andeutet, weil man bestimmte zahlen oder werbung habe, würde man leute die keine haben „unwert“ oder irrelevant finden.
ich könnte jetzt noch ausholen und sagen, dass ich es auch doof finde leute nach ihrer kleidung oder frisur zu beurteilen oder allein danach für wen sie arbeiten (oder von wem sie geld nehmen), dass ich es doof finde veranstaltungen allein danach zu beurteilen „was man so hört“. aber eigentlich ist es mir genauso wurst wie andrea das ihren worten nach auch „wurscht“ ist.
da wirres laut jackpotbaby.de ein „Fachblog für Ausscheidungen“ ist, hier also noch eine besonders schöne ausscheidung der jackpotbabys im re:publica rückblick:
Gerade im Gespräch mit Hike über Musikblogs wird aber klar, dass es überall Blog-Klumpen gibt, die für sich fast autark funktionieren, über regionale Zugehörigkeit, Freundeskreis, Schule, etc.
Es gibt also strukturell keine Blogosphäre. Inhaltlich und funktionell auch kaum. Ich würde gerne auf alle Zeiten “Blogosphäre” und “Klein Bloggersdorf” und all deren Synonyme verbieten lassen.
und von mir aus können die worte „a-list“, „a-blogger“ und „die da“ auch gleich verklappt werden.
hihi, hab ich doch was verpasst, heute auf der re:publica. aber ich war auf einer anderen hochzeit. isabo auch kurz. ausserdem heute gelernt, dass ich für „schnoddrige kommentare“ bekannt bin und wenn ich auf einem barhocker sitze und blogs lese etwas „einsam“ wirke. man lernt nie aus.
oder wie thomas knüwer felix schwenzel lang macht.
[langsam gewöhn ich mich dran bei vorträgen doof dazustehen, die worte nicht zu finden, rumzustammeln. ja, ich finde sogar langsam gefallen daran. dieses wohlige, warme gefühl im gesicht, beim scheitern und die grenzen des publikums (unfreiwillig) auszuloten. immerhin, einem (äh, zweien, ups, dreien, vieren) hats irgendwie gefallen. und man kann es, wenn man will, auch so sehen, dass ich mich ausschliesslich zum affen machte, um sascha lobo in einem besseren licht dastehen zu lassen. ich sehe es eher so, dass sascha lobo meinen arsch gerettet hat und eigentlich eh nur darauf aus ist in mehr kontexten mit mir genannt zu werden. und dafür bin ix ihm tatsächlich dankbar. der beifahrerin bin ich übrigens auch zu tiefstem dank verpflichtet: die guten gags, bzw. bildunterschriften waren von ihr.]
[nachtrag: eben noch einen ausschnitt gefunden, der aus einer unfassbar peinlichen, ca. 15 minuten (gefühlt 18 minuten) langen „technischen panne“ bestand, die im wesentlichender ein versuch war, die verfickte powerpointpräsentation auf die leinwand zu zaubern. gefunden bei den medienschlampen. ausserdem zwei bilder vom stöpseln: 1 und 2.]
seit 11 uhr bin ich auf der re:publica. als erstes habe ich mich im erdgeschoss in die „lounge“ gesetzt und bemerkt, dass es ziemlich nervig sein kann mir zuzuhören. aber nicht nur wegen meines geloopten gelabers war ich unfähig mich auf irgendwas zu konzentrieren. ich glaube das ist auch ein bisschen das motto hier auf der re:publica: konzentrierte, multiparallele unkonzentration.
ständig auf achse; „hallo“ sagen, dort bei einem podcast mitmachen (vier nasen minus eine plus zwei), schnell in einen vortrag reinhören (ppt gibts hier, dabei gelernt: das blogdings ist weiblich, die top100 männlich, ix bin kein standard) und ständig gebannt auf die sms-zwischenruf-wand gucken, essen, pinkeln, bloggen, chatten, twittern, plaudern, noch mehr vorträge hören.
bei mir bricht ausserdem ständig panik aus weil meine handy- und laptop-akkus sich leeren und ich keine steckdosen finde, weil ix fürchte dass meine veranstaltung morgen peinlich, langweilig, zu leer oder zu voll wird. das ständige blogs-checken und auf die sms-zwischenruf-wand gucken müssen (und darüber schreiben) leert meine konzentrationsakkus. weitere paniken: was zu verpassen, in gesprächen oder beim bloggen von hier nicht witzig zu sein, panik etwas falsch zu schreiben (ganz neues gefühl, aber die alleschecker ziehen jetzt ganz neue saiten auf), panik unvorteilhaft von einer der 600 kameras fotografiert oder aufgenommen zu werden. ich glaube ich sollte mich entspannen oder meine aufnahmetaste deaktivieren.
kaum schalte ich hier dieses adical-banner, hab ich schon die von lobo prophezeiten 2000 besucher am tag hier. langsam macht dieser lobo mir angst.
stefan niggemeier war im ntv. und ix habs fotografiert:
ix habe mir gestern die vorpremiere von 300 angeschaut. es war unerträglich. das schlimme ist nichtmal das machohafte rumgehampel und die völlig überzogen und pitoresk dargestellte gewalt, auch nicht dass viele darsteller zwar pokenimpfungsnarben aber niemand körperhaare hatte oder dass man im alten sparta offenbar zu 50 prozent in zeitlupe lebte und fickte — was den film wirklich unerträglich machte war die ständige verherrlichung und ästhetisierung des krieges, des heldentums. die botschaft: für eine gute sache sterben lohnt sich immer. und diese botschaft wird einem auf enorm unsubtile art und weise anderthalb stunden eingehämmert. das ist unfassbar lanweilig und ist zwar nicht so bildgewaltig aber dafür regelmässig auch auf sat1 zu sehen: j.a.g. heisst die werbeveranstaltung für die armee im fernsehen.
apropos werbeveranstaltung; in der anzeigenbeilage „ticket“ des tagesspiegel fasst ein hübscher tippfehler von sebastian handke den film zusammen (hervorhebung von mir):
Das Ergebnis ist ein hyperrealistisches Schlachtgetümmel ohne Sinn undVersand.
ausserdem zu 300:
die frage lautet: „Geht’s Ihnen eigentlich auch so, dass, wenn Sie an den Thomas-Quasthoff-Plakaten vorbeigehen, denken, ach, der …“ (frage weiterlesen)
ich spiel das mal über bande: abmahnung wegen eines qype eintrages?
[ohne bande: direktabmahnung]
sagt der verfassungsschutz, sagt oliver gehrs. der stern sagt: „kein kommentar“. ix sage, für 18.000 euro liesse ich mich sogar von peter turi interviewen.
[nachtrag 03.04.2007]
sebastian differenziert ein wenig im zeitschriftenblog. gleich zweimal.
justin jorgensen:
FYI: If you fill your couches with too many pillows your guests will end up sitting on the floor.
[via]
ich hab die zukunft von knut gesehen.
[mehr dazu in der wikipedia]
wer einfach nur in ruhe lesen möchte, kann sich auch ohne stuhldrang in der toilette auf den geschlossenen klodeckel setzen. junge menschen können so auch lernen, dass lesen nicht unbedingt von üblen gerüchen begleitet sein muss.
felix schwenzel:
da ist guter rückgrat teuer.
denny crane
ernie, i don’t have time to consider all the things i have to consider.
ariadne von schirach ist 29 jahre alt, sieht aus und redet wie eine 22 jährige, unter anderem von „jungen menschen“ und pornografie. ich weiss nicht, ich fand dieses video (mov, 46MB) ziemlich unerträglich. man sieht zwar euphorie und ehrliche begeisterung über die eigenen entdeckungen und beobachtungen und schlussfolgerungen, aber nicht die spur eines zweifelns oder die spur einer offenen frage. als ob alle fragen geklärt seien und nur noch erklärt werden müssten.
die locker-flockige anmoderation von daniela krien kann man glücklicherweise überspringen, ihren vor pathos tropfenden teaser-text zum interview in dem sie sich noch altklüger jungklüger als von schirach gibt, kann man auch getrost überspringen:
Und auch typische Jugendwörter wie “hip”, “cool”, “geil” scheinen mir einer studierten Philosophin nicht angemessen zu sein, zumal sie es nicht nötig hätte. Denn das Buch steckt voller scharfsichtiger Beobachtungen und kluger Thesen und am Ende, im letzten Kapitel, gibt es einen Ausblick voller Hoffnung, den einzigen Ausweg aus der pornographisierten Welt gleichzeitig: die Liebe.
nur kriens schlusswort lässt hoffen: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
nur — um das zu erkennen, brauch ich weder von schirach noch krien angucken oder zu lesen.
hab ich schonmal erwähnt, dass ich die taz blogs fast alle mit grossem vergnügen lese? heute gabs beim reptilienfonds eine besonders gelungene überschrift: „Die neuen NPD-Plakate sind da!“
daniel erk hat sich heute ganz zauberhaft vertippt (und korrigiert):