Auf­ge­scho­ben ist gut auf­ge­ho­ben (t3n 62)

felix schwenzel in t3n

„Din­ge ge­re­gelt krie­gen ohne ei­nen Fun­ken Selbst­dis­zi­plin“ – Kath­rin Pas­sig und Sa­scha Lobo ha­ben in ih­rem Buch vor 13 Jah­ren das „Pro“ in Pro­kras­ti­na­ti­on her­aus­ge­ar­bei­tet: wie man wich­ti­ge Ar­bei­ten vor sich her­schiebt und trotz­dem pro­duk­tiv bleibt und Sa­chen er­le­digt be­kommt.

Mich hat das Buch da­mals tief be­ein­druckt, weil es mir half, eine mei­ner ver­meint­lich schlech­ten Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten – al­les so lan­ge auf­zu­schie­ben, bis es fast knallt – zu ra­tio­na­li­sie­ren und zum be­wuss­ten und pro­duk­ti­ven Selbst­be­trug zu nut­zen.

Mitt­ler­wei­le habe ich das Auf­schie­ben pro­fes­sio­na­li­si­ert. Al­les, was ich er­le­di­gen muss oder will oder auch Ideen, die ich habe, schrei­be ich mir sorg­fäl­tig mit Fäl­lig­keits­da­tum und Prio­ri­tät in mein Er­le­di­gungs­pro­gramm, für das ich mir so­gar eine Pre­mi­um-Li­zenz be­sorgt habe.

Da­mit be­freie ich mei­nen Kopf von al­len drin­gen­den und drän­gen­den Auf­ga­ben. Das Bes­te ist al­ler­dings, dass sich Ar­beit per App noch bes­ser und ein­fa­cher auf­schie­ben lässt als im Kopf oder auf Pa­pier. Taucht zum Bei­spiel die Mah­nung auf, dass ich mei­ne t3n-Ko­lum­ne mal lang­sam schrei­ben müss­te, lässt sie sich per Klick ein­fach auf den nächs­ten Tag oder die nächs­te Wo­che ver­schie­ben. Mir fällt es über­haupt nicht schwer, so eine Auf­ga­be meh­re­re Wo­chen vor mir her­zu­schie­ben. Der Druck kommt dann erst mit den E-Mails aus der Re­dak­ti­on.

Die­se Um­wid­mung ei­ner To-do-App in eine To-not-do-App hilft mir nicht nur, ei­nen frei­en und kla­ren Kopf zu be­hal­ten; vie­le Auf­ga­ben er­le­di­gen sich so auch von selbst oder wer­den mit der Zeit egal.

Na­tür­lich gibt es ef­fi­zi­en­te­re Me­tho­den, Din­ge zu er­le­di­gen. Der ent­sch­ei­den­de Punkt ist aber nicht, wel­che Pro­duk­ti­vi­täts­stra­te­gie die ef­fi­zi­en­tes­te oder bes­te ist, son­dern wel­che Me­tho­den es mir per­sön­lich er­leich­tern, die An­for­de­run­gen mei­nes Le­bens am bes­ten aus­zu­ba­lan­cie­ren.

Das gilt nicht nur für Auf­ga­ben­mas­sen, son­dern auch für die Reiz­über­flu­tung und die „In­for­ma­ti­ons­ge­wit­ter“, die in der ver­netz­ten Welt auf uns ein­pras­seln.

Frü­her™, so vor 18 Jah­ren, als ich an­fing, ins In­ter­net zu schrei­ben, habe ich mich manch­mal ab­sicht­lich in ei­nen Zu­stand der Ge­reizt­heit ver­setzt, um zu blog­gen. Man­gel an Din­gen, über die man sich auf­re­gen konn­te, gab es auch da­mals nicht. Nach dem Blog­gen schwoll mei­ne selbst pro­vo­zier­te Auf­re­gung im­mer ganz schnell ab. Spä­ter habe ich mei­ne Stra­te­gie ge­än­dert; ich schrieb wei­ter­hin über Din­ge, die mich auf­reg­ten, ver­such­te sie aber so weit zu dif­fe­ren­zie­ren, dass mein Är­ger schon beim Schrei­ben ver­flog. Das Blog­gen wur­de für mich zu ei­ner Art Ver­dau­ungs­vor­gang, mit dem ich die di­gi­ta­len Rei­ze re­la­tiv ein­fach run­ter­küh­len und mich so auf den Rest mei­nes Le­bens oder das nächs­te Reiz­the­ma kon­zen­trie­ren konn­te.

Mitt­ler­wei­le blog­ge ich fast nur noch auf­schie­bend: Ich set­ze mir Le­se­zei­chen und no­tie­re mir Sa­chen, über die ich schrei­ben könn­te, und schie­be sie dann vor mir her – bis ich sie im Back­log ver­ges­se: back­log­gen statt web­log­gen.

Das Er­geb­nis bleibt das glei­che: Ich rege mich kaum noch auf; die Em­pö­rungs­wel­len auf Twit­ter be­ob­ach­te ich zwar, las­se sie aber an mir vor­bei­zie­hen. Dem po­li­ti­schen Ge­sche­hen fol­ge ich, schaf­fe es aber nicht, mich dar­über auf­zu­re­gen. Ich weiß, dass eh al­les kom­pli­zier­ter ist, als es scheint, und es fahr­läs­sig wäre, sich vor­schnell Mei­nun­gen zu bil­den. Des­halb pla­ne ich dann meist die Mei­nungs­bil­dung für ei­nen spä­te­ren Zeit­punkt. So schie­be ich nicht nur drin­gen­de Ar­bei­ten vor mir her, son­dern auch die Auf­re­gung.

„Auf­ge­scho­ben ist nicht auf­ge­ho­ben“, sagt der Volks­mund, dem ich hier of­fi­zi­ell wi­der­spre­chen möch­te:

Zu­nächst ist Auf­ge­scho­be­nes in mei­ner Er­le­di­gungs­lis­te sehr wohl gut auf­ge­ho­ben. Und an­de­rer­seits macht Auf­schie­ben den Blick frei für das We­sent­li­che. Auf­schie­ben ent­las­tet – zu­min­dest tem­po­rär – und lässt ei­nen die Din­ge, hin­ter de­nen Druck steht, ent­spann­ter, ru­hi­ger und prag­ma­ti­scher an­ge­hen. Den Kopf frei­zu­ma­chen von ver­meint­lich drin­gen­den Auf­ga­ben, fal­schen Mei­nun­gen an­de­rer, vom schnel­len Mei­nungs­äu­ße­rungs­druck – das könn­te man auch in­ne­re Ruhe, Mindful­ness oder Acht­sam­keit nen­nen. Ich nen­ne es lie­ber Prio­ri­tä­ten­set­zen durch Schie­ben und mil­den und ge­ziel­ten Selbst­be­trug. Durch die­se „Fil­ter­sou­ve­rä­ni­tät“ (selbst­ge­mach­te De­fi­ni­ti­on!) las­sen sich Stress, Auf­re­gung oder Ge­reizt­heit zeit­lich und räum­lich ein­gren­zen und ein biss­chen steu­ern.

So oder so: Keep calm and car­ry on.


wie heißt dein hund? nein?

felix schwenzel in artikel

ich sit­ze im ses­sel und gu­cke fern. die bei­fah­rein bringt mir eine schüs­sel mit nach­tisch: ge­trock­ne­te man­go und ana­nas, nüs­se und scho­ko­la­de. #fri­da soll auf der de­cke lie­gen, tut sie auch, schaut mich mit gros­sen au­gen an, aber bet­telt nicht. ich freu mich als sie ir­gend­wann so­gar den kopf ab­wen­det und auf den bo­den legt.

ich öff­ne mein han­dy und die home-app mit der ka­me­ra in dem raum in dem #fri­da ge­ra­de liegt, qua­si ne­ben dem nach­tisch, und gehe aufs klo.

sie bleibt lie­gen, für ne wei­le, steht dann aber auf und schnüf­felt in rich­tung nach­tisch-schüs­sel­chen. ich rufe aus dem bad ru­hig aber deut­lich: „nein! leg dich wie­der hin!“ nach den ob­li­ga­to­ri­schen 10 se­kun­den die sie nach auf­for­de­run­gen ohne kör­per­sprach­li­chen zu­satz­druck ver­ge­hen lässt, legt sie sich wie­der hin.

da­mit hat sie sich ne nuss ver­dient, die hof­fent­lich nicht die gan­zen er­zie­hungs­mass­nah­men wie­der ka­putt­macht. bin trotz­dem so stolz, dass ich mich be­müs­sigt füh­le das auf­zu­schrei­ben. und wenn ich ge­ra­de da­bei bin …

heu­te früh hät­te ich sie auch knut­schen kön­nen. auf dem heim­weg vom mor­gend­li­chen spa­zier­gang und trai­ning fand sie ei­nen gros­sen, ab­ge­nag­ten hüh­ner­kno­chen. mein „nein!“ liess sie (beim schnüf­feln) zö­gern, aber vom kno­chen liess sie noch nicht ab. noch ein „nein!“ half im­mer noch nicht, sie schnüf­fel­te wei­ter dran, erst ein drit­tes „nein!“ mit ei­nem leich­ten lei­nen­rückeln (am ge­schirr) war nö­tig bis sie ab­liess.

10 me­ter wei­ter wie­der ein hüh­ner­kno­chen. dies­mal hab ich ihn zu­erst ge­se­hen und konn­te sie schon „nei­nen“, als sie sich mit der nase nä­her­te. da liess sie gleich vom kno­chen ab. ich hat­te nur noch tro­cken­fut­ter als le­cker­chen da­bei, aber da­von hat sie dann ein paar be­kom­men.

auch er­freu­lich: seit ner wei­le schei­nen wir fri­da so weit aus­zu­las­ten, dass sie in der woh­nung wirk­lich to­tal ent­spannt. mor­gens zwi­schen sechs und sie­ben gehe ich mit ihr für ne stun­de und un­ge­fähr 5 ki­lo­me­ter raus, ein­mal von zu­hau­se durch den goe­the­park und die reh­ber­ge. un­ter­wegs, meis­tens im goe­the­park, be­kommt sie ihr hal­be fut­ter­por­ti­on im fut­ter­beu­tel, die sie sich durch blei­ben beim wer­fen und or­dent­li­ches ap­por­tie­ren er­ar­bei­ten muss. das fut­ter­beu­teln va­ri­ie­re ich, lass sie sit­zen und ver­steck den beu­tel (der beu­tel riecht mitt­ler­wei­le so stark, dass sie ihn riecht, wenn sie ei­nen me­ter an ihm vor­bei läuft) oder häng ihn in bäu­me.

eine klei­ne por­ti­on do­sen­fut­ter kann sie sich durch or­dent­li­ches ap­por­tie­ren ih­res lieb­lings­zerr­spiel­zeugs, dem ball mit der schnur, er­ar­bei­ten. aus­ser­dem ver­tie­fe ich draus­sen die tricks die wir ge­ra­de trai­nie­ren, da­bei kann sie sich dün­ne schei­ben ei­nes klei­nen ge­flü­gel­würst­chens er­ar­bei­ten; der­zeit üben wir „pföt­chen“ (rech­te hand ge­ben, funk­tio­niert fast per­fekt), „hand“ (lin­ke hand, klappt schon in an­sät­zen), platz aus dem lauf, down aus dem platz (kinn auf den bo­den, diekt vor mir und aus der di­stanz, klappt su­per weil sie das sel­ber stän­dig macht, so­bald sie an­de­re hun­de sieht), ach­ten durch die bei­ne lau­fen (fast per­fekt, nur am tem­po müs­sen wir noch ar­bei­ten), „around“ (von links nach rechts um hin­der­nis­se/bäu­me lau­fen, klappt su­per, mit bis zu 5 me­tern ab­stand zum hin­der­niss), „cir­cle“ (von rechts nach links um hin­der­nis­se lau­fen, klappt in an­sät­zen). was auch end­lich klappt: sit­zen und hin­le­gen aus der di­stanz, das war ein lan­ger weg, den durch­bruch hat das wer­fen der be­loh­nung hin­ter sie ge­bracht, da­mit hat sie ver­stan­den, wenn der rech­te arm oben ist, muss sie nicht erst zu mir kom­men fürs sit­zen oder plat­zen.

den rest des ge­flü­gel­würst­chen be­kommt sie fürs stre­cken­wei­se „bei mir°“ lau­fen („fuss!“ mö­gen wir ihr nicht sa­gen oder bei­brin­gen), für sau­be­res „stopp!“ auch aus der di­stanz.

auch wenn sie zu­hau­se (mit ein paar aus­nah­men) nichts mehr zu fres­sen be­kommt, son­dern sich ihr es­sen eben nur noch draus­sen er­ar­bei­tet, mo­ti­viert sie das es­sen gar nicht so sehr. den rück­ruf ha­ben wir mit al­len mög­li­chen su­per-foods auf­ge­baut, le­ber­wurst, do­sen­fut­ter, ge­trock­ne­ter fisch, aber rich­tig tem­po ist erst mit dem ball mit der schnur rein­ge­kom­men. die aus­sicht auf ein ge­die­ge­nes zerr­spiel mit dem ball lässt sie wirk­lich den tur­bo beim rück­ruf ein­schal­ten, ge­nau­so beim cur­ving (um hin­der­nis­se lau­fen). zer­ren ist das tolls­te. drin­nen läuft das wild, aber sehr sehr ge­sit­tet ab, draus­sen dreht sie beim zer­ren wirk­lich auf 180 auf. aber sie lässt sich auch draus­sen, mit ei­nem lei­sen „aus!“ un­ter­bre­chen und mitt­ler­wei­le las­sen sich dann in den kur­zen, an­ge­spann­ten pau­sen so­gar tricks ab­ru­fen:

heu­te beim zer­ren: „aus!“, „sitz!“ führ­te zu an­ge­spann­tem, zit­tern­dern­dem sit­zen und star­ren auf den ball hin­ter mei­nem rü­cken und ich wag­te noch ei­nen drauf zu set­zen: „pföt­chen!“ — ohne den blick ab­zu­wen­den leg­te sie die rech­te hand in mei­ne lin­ke und sprang wie ein ti­ger in rich­tung ball als ich lei­se mit „OK“ auf­lös­te.

die­se klei­nen ges­ten und klei­nen er­fol­ge ma­chen mich wirk­lich glück­lich und ich glau­be fri­da ma­chen sie auch spass. ich weiss, dass pu­del ei­nen aus­ge­präg­ten „will to plea­se“ ha­ben sol­len, aber ich be­ob­ach­te das (ganz leicht) ab­wei­chend: ich habe das ge­fühl, dass fri­da sa­chen ger­ne rich­tig ma­chen wür­de und nur frus­triert ist, wenn sie mich nicht ver­steht (ich mich nicht deut­lich oder ein­deu­tig ge­nug aus­drü­cke). das ist dann we­ni­ger: „was soll ich denn jetzt ma­chen?“ als viel mehr frust weil sie mich nicht ver­steht. letzt­end­lich ist das ne­ben dem „will to un­der­stand“ na­tür­lich auch „will to plea­se“, also der wil­le sa­chen so zu ma­chen wie ich es will.

je­den­falls scheint sie das gut aus­zu­las­ten, wenn wir ge­gen acht zu­rück sind schläft sie meis­tens bis 10 oder 11 uhr, geht kurz gas­si und schläft dann mehr oder we­ni­ger bis 14 oder 15 uhr durch. in den gas­si-run­den klappt’s auch per­fekt mit der lei­nen­füh­rig­keit, bzw. da ist dann nicht viel zu füh­ren, weil sie dann ein­fach per­fekt ne­ben mir her­trot­tet. auf dem weg zum park ist ihr vor­freu­de im­mer so gross, dass ich sie im­mer wie­der dar­an er­in­nern muss, dass auf dem bür­ger­steig ihr platz ne­ben mir oder nahe mir ist.

ab 15 uhr will sie spä­tes­tens wie­der be­schäf­tigt wer­den. meis­ten üben wir dann wei­ter tricks (im mo­ment rück­wärts ge­hen, über mein bein sprin­gen, links/rechts un­ter­schei­den ler­nen, männ­chen im sit­zen ohne ab­stüt­zen).

da­nach wird wei­ter­ge­schla­fen oder ent­spannt rum­ge­rä­kelt, bis 16 oder 17 uhr, wo dann die bei­fah­re­rin mit ihr eine stun­de in die reh­ber­ge geht. ei­gent­lich war das im­mer so ge­gen 17/18 uhr an­ge­sagt, aber die som­mer­zeit sorgt da­für dass es ge­gen 18 uhr schon dun­kel ist, also müs­sen die bei­den frü­her los. un­ter­wegs mit der bei­fah­re­rin spielt fri­da dann oft mit an­de­ren hun­den fan­gen und frisst ih­ren zwei­ten fut­ter­beu­tel­in­halt. da­nach schläft sie im prin­zip durch bis 6 uhr mor­gens, un­ter­bro­chen mit ein paar abend­li­chen kau-ses­si­ons an holz­kno­chen oder rot­wild-hör­nern, fern­se­hen schaut sie auch ger­ne und auf­merk­sam.

was hin­ge­gen noch gar nicht klappt ist tren­nung. wenn ich oder die bei­fah­re­rin al­lei­ne mit ihr los ge­hen, ist das kein pro­blem, dass ei­ner zu­hau­se zu­rück­bleibt. aber wenn wir zu­sam­men ge­hen und uns tren­nen weil ei­ner noch was er­le­di­gen muss, fällt ihr das sehr schwer. sie meint dann die her­de zu­sam­men­hal­ten zu müs­sen, ob­wohl sie uns mitt­ler­wei­le durch­aus die meis­ten ent­schei­dun­gen zu­traut und uns über­lässt. uns zu tren­nen, auch nur für kur­ze zeit, hält sie für eine fal­sche ent­schei­dung die sie kor­ri­gie­ren muss. auch wenn ei­ner von uns die woh­nung ohne sie ver­lässt er­zeugt das gros­se frus­tra­ti­on bei ihr, ob­wohl ihr die er­fah­rung sagt, dass wir im­mer zu­rück­kom­men. im­mer­hin ver­lässt sie die woh­nung erst nach auf­for­de­rung, ob­wohl sie mit si­cher­heit am liebs­ten im­mer mit raus­stür­men wür­de.

sehr froh sind wir auch dass fri­da kaum bellt. ge­le­gent­lich bellt sie wenn über­haupt aus frust oder über­er­re­gung, meis­tens beim fan­gen spie­len, wenn ein an­de­rer hund mal schnel­ler als sie ist, oder manch­mal, wenn sie mich beim trai­ning nicht ver­steht. ge­le­gent­lich bricht ein kur­zes bel­len aus ihr her­aus wenn sie jam­mert dass je­mand ohne sie die woh­nung ver­las­sen hat. tür­klin­geln macht sie neu­gie­rig, aber weil wir ihr sehr deut­lich ma­chen, dass das un­ser be­such ist (und nicht ih­rer) bleibt es bei neu­gier­de (statt es­ka­lie­ren­der freu­de). frem­de men­schen fin­det sie grund­sätz­lich toll, auf der stras­se teil­wei­se so­gar tol­ler als frem­de hun­de. als kürz­lich ein frem­der mensch durch un­se­re woh­nung lief (um sie zu ver­mes­sen) igno­rier­te sie den (nach­dem wir sie ins körb­chen be­or­dert hat­ten) ge­nau­so ent­spannt wie wir und kau­te auf ih­ren höl­zern rum.

ag­gres­si­vi­tät ha­ben wir bei fri­da noch nicht be­ob­ach­tet, angst ei­gent­lich auch nicht. sie moch­te zwar für eine wei­le nicht be­son­ders ger­ne über holz­brü­cken ge­hen, vor al­lem wenn die spalt­mas­se grös­ser als ein paar mil­li­me­ter wa­ren, aber ir­gend­wann ver­gass sie das ein­fach. of­fe­ne trep­pen fin­det sie un­heim­lich, aber in der säch­si­schen schweiz hat sie sich nach an­fäng­li­chem zö­gern ent­schlos­sen die doch zu be­ge­hen, wenns sie nicht hö­her als 5 stu­fen wa­ren. hö­hen sind ihr un­heim­lich, aber das hin­dert sie nicht an je­dem, wirk­lich je­dem ab­grund (vor­sich­tig) nach un­ten zu schau­en. gros­se hun­de, auch sehr gros­se, flös­sen ihr merk­lich re­spekt ein, aber ihre skep­sis wur­de bis jetzt im­mer von ih­rer neu­gier weg­ge­spült. meis­tens zö­gert sie nur kurz bei din­gen oder le­be­we­sen die ihr un­heim­lich sind und nä­hert sich den din­gen dann aus ei­ge­nem an­trieb. es hilft ihr wenn ich si­gna­li­sie­re oder sage, dass al­les ok ist, aber ei­gent­lich braucht sie mich nicht um sich zu über­win­den.

im ge­gen­teil: kürz­lich gin­gen wir an ei­ner frau vor­bei, die in eime roll­stuhl sass. fri­da stopp­te mich, sah zu mir und dann zur frau. die frau mein­te, dass sie, wie an­de­re hun­de, wohl angst vor dem roll­stuhl habe, aber tat­säch­lich war sich fri­da nur un­schlüs­sig ob ich es ihr er­lau­ben wür­de die frau auf le­cker­chen zu un­ter­su­chen. auf mein si­gnal, dass sie ru­hig mal hin­ge­hen kön­ne, sprang sie fröh­lich am roll­stuhl ent­lang, sag­te hal­lo und schau­te ob die bauch­ta­sche der frau viel­leicht nach le­cker­chen roch. tat sie nicht; wei­ter gings.


den fast glei­chen film ges­tern und heu­te ge­macht. ups.


#fri­da setzt sich ger­ne zum as­sis­tier­ten horn-frag­ment kau­en auf mei­nen schoß. wenn ich das auf­neh­me scheint es ihr pein­lich zu sein, dass ihr den­ken könn­tet, sie sei ein schoss­hund.


Photo by felix schwenzel in Sächsische Schweiz with @diplix. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

säch­sisch-schwei­zer alm-öhi


Photo by felix schwenzel in Kurort Rathen (Kreis Pirna). Keine Fotobeschreibung verfügbar..

wenn wir dar­auf war­ten, dass die bei­fah­re­rin in gang kommt.


ich hab hö­hen­angst. #fri­da nicht.


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#fri­da und ein son­nen­un­ter­gang an der elbe.


schon ganz schön mor­gens in den reh­ber­gen.


war noch ein biss­chen arg dun­kel heu­te früh um zehn nach sie­ben. so wie #fri­da, sieht man auf dem vi­deo fast nix.


lei­nen los!


Photo by felix schwenzel in Volkspark Rehberge. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

baum mit #fri­da


heu­te früh son­nen­auf­gang in den reh­ber­gen.


Photo by felix schwenzel in Lagunenstadt am Haff. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

den an­stren­gen­den tag im moor und am was­ser auf nem kopf­kis­sen aus­klin­gen las­sen. #fri­da


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nach der par­ty.


Photo by felix schwenzel in Volkspark Rehberge. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

heu­te früh ge­gen 5:30 h, im­mer noch weit über 20 grad.


born to re­trie­ve


Spie­len oder aus­ge­spielt wer­den (t3n 61)

felix schwenzel in t3n

Ich bin alt und er­fah­ren ge­nug, um zu wis­sen, dass auch ich ma­ni­pu­lier­bar bin. Als wir in der Schu­le Wer­bung ana­ly­si­ert und über ihre Stra­te­gien und Funk­ti­ons­wei­sen ge­spro­chen ha­ben, war ich eine Zeit lang über­zeugt, dass mich die­se paar Wis­sens­bro­cken ge­gen Wer­be­bot­schaf­ten im­mu­ni­sie­ren wür­den. Was na­tür­lich Quatsch ist. Wer­bung wirkt – und zwar im­mer an an­de­ren Stel­len, als wir an­ti­zi­pie­ren oder zu wis­sen glau­ben. Ge­nau­so wie Al­ko­hol wirkt: Das Wis­sen um sei­ne Schäd­lich­keit macht mich beim Trin­ken we­der zu­rück­hal­ten­der noch nüch­ter­ner.

Na­tür­lich wird auch Spaß zur Ma­ni­pu­la­ti­on ein­ge­setzt; das wuss­ten schon die rö­mi­schen Kai­ser, die si­cher nicht als ers­te die po­li­ti­sche Di­men­si­on von Spie­len (und Ge­trei­de) er­kann­ten. Auch ich las­se mich ger­ne auf Spie­le ein, hin­ter de­nen Pro­fit­in­ter­es­sen, Ma­ni­pu­la­ti­on oder Auf­merk­sam­keits­len­kung er­kenn­bar sind. So habe ich vor ei­ni­gen Jah­ren bei Fours­qua­re mit­ge­macht und Check-ins und ein paar Ma­yor­ships ge­sam­melt. Auch auf Face­book und Twit­ter habe ich ein paar Jah­re lang bei der Jagd auf Favs und Li­kes mit­ge­spielt, fand dann aber ir­gend­wann Be­schäf­ti­gun­gen, die mich mehr in­ter­es­sier­ten.

Spie­len zur Ver­hal­tens­for­mung wird auch in­ten­siv in der Hun­de­er­zie­hung ein­ge­setzt. Das ist für Hun­de eine gute Nach­richt, weil man frü­her glaub­te, (ver­meint­li­chen) Ge­hor­sam am bes­ten über Zwang, Stra­fe und Do­mi­nanz zu er­rei­chen. Ge­zielt ge­lenk­tes Spiel und po­si­ti­ve Ver­stär­kung ha­ben die al­ten Er­zie­hungs­me­tho­den – zu­min­dest bei Hun­den – mitt­ler­wei­le weit zu­rück­ge­drängt. Und wie man in die­sem Heft le­sen kann, ha­ben vie­le Un­ter­neh­men er­kannt, dass sich ge­schickt ge­lenk­tes Spiel und Spaß po­si­tiv auf die Un­ter­neh­mens­zie­le, Wer­be­er­lö­se oder das Er­rei­chen von ge­wünsch­ten Ver­hal­tens­wei­sen aus­wir­ken kön­nen. Das ist für uns Men­schen nicht un­be­dingt eine gute Nach­richt, auch wenn Ga­mi­fi­ca­ti­on, Nud­ging, Brot und Spie­le si­cher an­ge­neh­mer als Peit­sche oder Ge­heim­po­li­zei sind.

Der Knack­punkt beim Spie­len, bei der Un­ter­hal­tung und dem Ver­gnü­gen ist, dass sie sich re­la­tiv schnell ab­nut­zen und die An­sprü­che im­mer wei­ter stei­gen – zu­min­dest wenn man Men­schen zum Spie­len ani­mie­ren will (Hun­de sind da ge­nüg­sa­mer). Ir­gend­wann ist je­des Spiel durch­ge­spielt, und schlecht ge­stal­te­te und an­ge­leg­te Spie­le spielt eh kei­ner lan­ge.

Dass das Volk nach im­mer neu­en Ver­gnü­gungs­for­men giert, be­ka­men be­reits die rö­mi­schen Kai­ser zu spü­ren. Für ein paar Jah­re fand der „Plebs“ Ge­fal­len dar­an, da­bei zu­zu­se­hen, wie ein paar Gla­dia­to­ren dazu ge­zwun­gen wur­den, sich ge­gen­sei­tig ab­zu­ste­chen oder in der Are­na wil­de Tie­re zu tö­ten. Aber das reich­te re­la­tiv schnell nicht mehr. Karl-Wil­helm Weeber schreibt in Pa­nem et Cir­cen­ses, dass vie­le Kai­ser des­halb dar­in wett­ei­fer­ten, „ihre Vor­gän­ger an Pracht, Aus­stat­tung und Häu­fig­keit der Spie­le zu über­trump­fen“.

Beim mo­der­nen Kai­ser Zu­cker­berg ver­hält es sich ähn­lich: Wenn Face­book nicht stän­dig kon­kur­rie­ren­de Spaß- und Un­ter­hal­tungs-Un­ter­neh­men kauft oder ko­piert, wen­det sich das Pu­bli­kum ab.

Was Macht­ha­ber un­be­dingt ver­hin­dern wol­len, ist für das Volk da­bei eine Chan­ce: Mal nach ei­ge­nen Spiel­re­geln zu spie­len. Über­haupt spie­len zu kön­nen, ist näm­lich eine der gro­ßen Stär­ken der Mensch­heit. Ne­ben Hun­den und ei­ni­gen Haus­tie­ren sind Pri­ma­ten eine der we­ni­gen Tier­ar­ten, die bis ins hohe Al­ter ger­ne spie­len. Durch Spie­len er­fah­ren und eig­nen wir uns die Welt auch im Er­wach­se­nen­al­ter an.

Der nie­der­län­di­sche Kul­tur­his­to­ri­ker Jo­han Hui­zin­ga be­haup­te­te schon 1938 in Homo Lu­dens, dass das Spiel neue Wel­ten jen­seits der All­tags­welt her­vor­zu­brin­gen ver­mag, ge­ra­de weil es et­was Über­flüs­si­ges ist. Spiel, schreibt er, trei­be die kul­tu­rel­le Ent­wick­lung in den un­ter­schied­lichs­ten Be­rei­chen – von Recht über Wis­sen­schaft bis zu Dich­tung und Kunst – vor­an.

Vor­ge­fer­tig­te Spie­le mit­zu­spie­len, sich auf ga­mi­fi­zier­tes Ge­döns ein­zu­las­sen, hilft si­cher beim Ver­ständ­nis der Welt, aber selbst­be­stimm­tes Spiel nach ei­ge­nen Spiel­re­geln schafft po­ten­zi­ell Neu­es, in­spi­riert die Krea­ti­vi­tät — und wer frei spielt, lernt, sich selbst zu ma­ni­pu­lie­ren, statt sich nur von an­de­ren len­ken zu las­sen.

Denn: Wer nach ei­ge­nen Re­geln spielt, be­lohnt sich selbst und ist nicht dar­auf an­ge­wie­sen, Be­loh­nun­gen im Netz oder auf der Ar­beit hin­ter­her­zu­het­zen.


fern­se­her zu fens­tern

felix schwenzel in notiert

man könn­te mei­nen, wir hät­ten jetzt ein fens­ter in un­se­rem düs­te­ren flur.
ist aber nur ein teil ei­nes al­ten mo­ni­tors aus dem sperr­müll, den ich mit 50 adres­sier­ba­ren LEDs (sk6812-LED-strei­fen und es­phome) ge­tu­n­ed habe, frei nach die­sem vi­deo.

ein biss­chen schrot­tig, wie un­ser flur, aber ich fin­de die­ses fal­sche fens­ter toll. vor al­lem war das so um die 55,00 bis 100,00 € güns­ti­ger und 1000,00 € bes­ser als die ei­gent­lich ganz güns­ti­gen ikea flo­alts.


Photo by felix schwenzel on July 25, 2020. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

die bei­fah­re­rin malt ka­rot­ten (sagt die pflan­zen-iden­ti­fi­zie­rungs-app.


ro­si­nen­bröt­chen

felix schwenzel in notiert

die­se ro­si­nen­bröt­chen habe ich in den letz­ten mo­na­ten sehr, sehr oft ge­ba­cken. ei­ner­seits weil sie sehr le­cker sind und an­de­rer­seit … hm, ei­gent­lich gibt’s kein an­de­rer­seits. die sind ein­fach le­cker.

für den he­fe­teig steht im re­zeot tro­cken­he­fe. hab ich mein le­ben lang be­nutzt, aber in letz­ter zeit be­nut­zen wir fast nur noch fri­sche hefe, be­vor­zugt bio. ich habe ir­gend­wo auf­ge­schnappt, dass die her­stel­lung von hefe eine ziem­li­che schwei­ne­rei ist und die bio-va­ri­an­te ei­nen et­was we­ni­ger pro­ble­ma­ti­schen her­stel­lungs­pro­zess hat. die wi­ki­pe­dia schnei­det das nur kurz an:

Ins­ge­samt fal­len bei der Her­stel­lung auf Me­las­se­ba­sis grö­ße­re Men­gen or­ga­ni­scher und che­mi­scher Stof­fe so­wie Mi­kro­or­ga­nis­men-hal­ti­ges He­fe­was­ser an, die nach wie vor ein Ent­sor­gungs­pro­blem dar­stel­len.

aber des­halb schrei­be ich das nicht auf, son­dern we­gen mei­ner un­ge­duld. es heißt ja im­mer, man sol­le die hefe, die eier, die but­ter am bes­ten auf zim­mer­tem­pe­ra­tur ver­ar­bei­ten, weil die hefe sich sonst „er­schre­cke“.

ich hab mir ge­dacht, wenn ich hefe, milch, eier und but­ter eh im kühl­schrank habe, also alle die glei­che tem­pe­ra­tur ha­ben, wer soll sich da denn er­schre­cken? aus­ser­dem ge­lin­gen he­fe­back­wa­ren be­son­ders gut (sagt man, und es deckt sich mit mei­ner er­fah­rung), wenn der he­fe­teig eine Nacht im kühl­schrank geht. da­bei wird die he­fe­ak­ti­vi­tät ge­bremst und der teig wird schön fein­po­rig.

also seit dem ich mir das ge­ad­cht habe, ver­ar­bei­te ich den teig im­mer mit zu­ta­ten aus dem kühl­schrank, kal­te hefe, kal­te milch, kal­te eier, kal­te but­ter. das re­sul­tat ist mei­ner mei­nung meis­ten so­gar bes­ser.