links vom 19.10.2017
felix schwenzel, , in links
stratechery.com Goodbye Gatekeepers #
ben thomson nimmt den weinstein-missbrauchs-skandal zum anlass über gatekeeper nachzudenken und zeigt auf, was das radikale verschwinden der gatekeeper gutes und weniger gutes mit sich bringt.
[T]he end of gatekeepers is inevitable: the Internet provides abundance, not scarcity, and power flows from discovery, not distribution. We can regret the change or relish it, but we cannot halt it: best to get on with making it work for far more people than gatekeepers ever helped — or harassed.
ich fand den text sehr lesenswert und hatte beim lesen mehrere aha-erlebnisse.
nautil.us: Why Futurism Has a Cultural Blindspot #
lesenswerter text über den blinden fleck von zukunftsprognosen: unser verhalten und kulturelle normen. kieran healy erklärt warum das so ist:
Until recently, culture explained why things stayed the same, not why they changed. Understood as a monolithic block of passively internalized norms transmitted by socialization and canonized by tradition, culture was normally seen as inhibiting individuals.
der glaube, dass kultur eine konstante sei, dass es kulturelle traditionen gäbe, die identität stiften oder in sich stabil, gegeben oder natürlich seien, wird ja auch in der politik immer wieder als argument genutzt. aber jede tradition war irgendwann auch mal neu und progressiv — und meistens vor gar nicht so langer zeit. wir tendieren dazu nicht nur zu vergessen dass sich unser kultureller rahmen ständig verändert, sondern auch wie schnell das passiert. der text nennt ein schönes beispiel: das spucken. in der öffentlichkeit zu spucken war noch vor kurzen so normal, dass es teilweise heftig reguliert war, wo man spucken dürfte und wo nicht. konservative verweisen gerne auf alle möglichen traditionen, deren verschwinden angeblich unsere identitäten oder unsere kultur verwaschen oder gefährden würden, aber die wenigsten wünschen sich spucknäpfe, kautabak, pferdekutschen oder die medizinischen standards von vor 80 jahren zurück.
unsere unfähigkeit zu erkennen wie wechselvoll kultur und traditionen sind, erschwert nicht nur den blick in die zukunft, sondern auch vernünftige politische debatten.
spiegel.de: Woran „die Medien“ wirklich Schuld sind - Sascha-Lobo-Kolumne #
ein weiterer einleuchtender medientheoretischer text, hier von sascha lobo. der text benötigt keine ergänzungen, aber ich will es doch versuchen: das verschwinden der gatekeeper-funktion der medien war bereits am anfang der digitalisierung gut zu antizipieren und vorauszusehen. die wahren folgen, wie zum beispiel das phänomen das sascha lobo hier als „Epoche des Mediennihilismus“ umschreibt, hingegen nicht. im gegenteil, das verschwinden der gatekeeper wurde (auch von mir) eher naiv oder eindimensional als befreiung und bereicherung erhofft.
der technologische wandel ist (oft) schon schwer genug vorauszusehen, aber die direkten und indirekten kulturellen folgen noch um ein vielfaches schwerer. und wenn sie da sind, sind sie unfassbar schwer zu begreifen, selbst wenn sascha lobo beim verstehen hilft.
marco.org: The impossible dream of USB-C #
dieser text ist noch ernüchternder als der praktische technische stand von usb-c, den besitzer von usb-c anschlüssen derzeit im alltag erleben dürfen. usb-c ist fast noch schlimmer als das SCSI-vodoo, das ich in sachen peripheriegeräte vor 20 jahren erleben durfte. manchmal geht’s, manchmal nicht und oft passieren unerklärliche dinge.
im büro habe ich mir einen usb-c adapter für schlappe 80 euro kaufen lassen, der mir strom, ethernet, ein paar klassiche usb-anschlüsse und einen monitoranschlüss (per hdmi) auf einen usb-c-anschluss leitet. stöpsle ich das hdmi-kabel aus, hört der computer auf zu laden, auch wenn ich es wieder einstecke. schliesse ich ein hdmi-zu-mini-displayport-kabel an den adapter an, verweigert der ganze adapter seinen dienst.
wahrscheinlich müssen wir noch 2-3 jahre warten, bis das usb-c-gedöns einigermassen zuverlässig funktioniert und bezahlbar wird, aber dann gibt’s sicher schon den nächsten standard, der uns mit seinen kinderkrankheiten und mondpreisen nervt.