ich bin die susan stahnke des blogdings

felix schwenzel

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zwei gute nach­rich­ten: ich habe in­ter­net im kran­ken­haus, im bett gar und heu­te hat­te ich das ver­gnü­gen den längs­ten furz mei­nes le­bens am ei­ge­nen leib mit­zu­er­le­ben. ich hat­te lei­der kei­ne stopp­uhr zur hand, aber ich wage zu be­haup­ten er war 15 se­kun­den lang.

wie es dazu kam? da muss ich wohl mal kurz aus­ho­len. ich habe mir ja pünkt­lich, kurz vor der le­sung, eine ober­schen­kel-throm­bo­se be­sorgt. lei­der konn­te ich die nicht kurz­zei­tig ver­drän­gen, wie man das bei ei­nem to­des­schnup­fen kann. das ging des­halb nicht weil mir alle zu­rie­fen: „kei­ne späs­se“, „ernst neh­men“, „lun­gen-em­bo­lie“, „ster­ben“, „vor­sicht“, usw. pp. die­ser chor und dann am mon­tag das ge­sicht mei­ner phle­bo­lo­gin (ve­nen­ärz­tin) ver­lei­te­ten mich dann dazu selbst in pa­nik zu ge­ra­ten. weil ich mich nicht mit frau grö­ner, herrn dah­l­mann, frau beat und frau kat­ze im prass­nik tref­fen konn­te, setz­te ich mit vor är­ger feuch­ten au­gen in den ICE nach köln um mich im kreis­kran­ken­haus heins­berg mal an­stän­dig be­han­deln zu las­sen. ein­zi­ge licht­bli­cke an die­sem tag: ich habe noch ein 50 euro ti­cket zum selbst­aus­dru­cken be­kom­men und gita das gold­stück, die mei­nen kof­fer schlepp­te und mich fuhr.

im zug fand ich ei­nen platz an dem ich mein throm­bo­ti­sches bein hoch­le­gen konn­te und ver­liess ber­lin. im zug pack­te mich dann ein­mal ganz kurz die ver­fick­te pa­nik mit der mich die ärz­te, el­tern und das bein in­fi­zie­ren woll­ten: kurz vor han­no­ver juck­te und zuck­te es mich kurz an der rech­ten brust­in­nen­sei­te. ich dach­te: „atem­not? habe ich atem­not? em­bo­lie? atem­not?“ - schweiss­aus­bruch, ein biss­chen hy­per­ven­ti­lie­ren, schwit­zen wie sau und ein­mal kurz das le­ben vor dem in­ne­ren auge ab­lau­fen las­sen. der film vor dem in­ne­ren auge war al­ler­dings so schlecht, dass ich schnell merk­te, dass es sich um ei­nen fal­schen alarm han­deln muss­te. scheiss, ver­fick­te, über­flüs­si­ge pa­nik.

in köln an­ge­kom­men konn­te ich die pa­nik wie­der an die­je­ni­ge ab­ge­ben zu der sie bes­ser passt: mei­ne mut­ter. ob­wohl die plötz­lich gar kei­nen bock mehr auf pa­nik hat­te: „has­te ab­ge­nom­men? siehst gar nicht mehr so fett aus...“ mein va­ter hat­te auch kei­nen bock auf pa­nik, hat­te aber schon al­les für mei­ne sta­tio­nä­re auf­nah­me am nächs­ten tag aran­giert.

die auf­nah­me war ähn­lich wie bei brain­pool ein gros­ses ver­gnü­gen: die­sel­ben fra­gen zum hun­ders­ten­mal be­ant­wor­ten: fuss an­ge­knackst, nach zwei wo­chen krämp­fe, da­nach schwel­lung des un­ter­schen­kels ... — re­gel­mäs­sig al­ko­hol? die fra­ge war neu — ge­wicht (die ärz­tin war fet­ter als ich, also kei­ne na-wir-wie­gen-schon-ein-zwei-kilo-zu­viel-bli­cke), grös­se, al­ter, el­tern ha­ben kei­ne be­kann­ten ve­nen­lei­den, usw. zwi­schen­durch kam eine 16jäh­ri­ge prak­ti­kan­tin rein um mir den ver­band weg­zu­schnei­den und für ein EKG zwei un­nö­ti­ge lö­cher in mei­nen brust­pelz zu ra­sie­ren.

da­nach wur­de (mir un­er­klär­lich, mot­to wahr­schein­lich: si­cher ist si­cher) mei­ne lun­ge ge­röngt und mein bauch von der as­sis­tenz- oder ober­ärz­tin so­no­gra­fiert: „sie habe eine fett­lä­ber. da müs­se auf­pas­se.“ „fett­le­ber?“ „ja. fett­lä­ber. ihre milz ist auch zu gross.“ als ich sie frag­te ob sie auch noch mal die throm­bo­se un­ter­su­chen woll­te kam der chef rein und un­ter­such­te mei­nen bauch er­neut. er fand kei­ne fett­le­ber — oder sag­te nix dazu — fand mei­ne milz nicht zu gross aber da­für „ei­gen“ und hielt sich auf­fäl­lig lan­ge an der stel­le auf, an der ich sonst im­mer be­mer­ke: „es ist ein ele­fan­ten­ba­by, der rüs­sel guckt schon raus“. die be­mer­kung ver­kniff ich mir dann aber doch, ich hat­te noch die stim­men im hin­ter­kopf die mir ein­flüs­ter­ten: eine throm­bo­se muss man ernst neh­men!

der chef guck­te sich dann auch noch­mal die throm­bo­se an und ver­ord­ne­te mir so­for­ti­ge bett­ru­he bis ich ei­nen stütz­strumpf an­ge­fer­tigt be­kom­men hät­te. aus­ser­dem wür­de ich bald mar­cu­mar be­kom­men, dass müss­te so ein­ge­stellt wer­den, dass mein blut nur noch 25% der nor­ma­len ge­rin­nungs­fä­hig­keit be­säs­se, mich also zum künst­li­chen blu­ter ma­chen wür­de. das „ein­stel­len“ der rich­ti­gen do­sis wür­de ein paar tage in an­spruch neh­men und aus­ser­dem wür­de er ger­ne si­cher­stel­len dass ich kei­ne in­ne­ren blu­tun­gen hät­te.

mir glaubt ja eh nie je­mand, also glaub­te er mir auch nicht als ich ihm ver­si­cher­te nicht an in­ne­ren blu­tun­gen zu lei­den. er wol­le selbst gu­cken. war­um? weil in­ter­nis­ten nun­mal ger­ne in men­schen rein­gu­cken. ge­nau­so wie chir­ur­gen ger­ne men­schen auf­schnei­den und hun­de ger­ne ihre eier le­cken: es ist das was sie kön­nen, also ma­chen sie es.

so kam es also, dass ich mich da­r­uf ein­liess mir in den ma­gen und zwölf­fin­ger­darm gu­cken zu las­sen und eine ko­lo­sko­pie (darm­spie­ge­lung) ma­chen zu las­sen — um zu gu­cken ob ich in­nen blu­te. im prin­zip ver­wand­le ich mich hier­mit in eine art männ­li­che su­s­an stahn­ke, die sich ja be­kannt­lich live im fern­se­hen hat darm­spe­igeln las­sen. ich nur im blog, nach­ge­tra­gen.

ich will aber ei­gent­lich gar nicht ins de­tail ge­hen. nur ein biss­chen. das un­an­ge­neh­me am darm­spie­geln ist ei­gent­lich das vor­he­ri­ge ab­füh­ren, den darm ent­lee­ren. am tag vor­her muss­te ich li­ter­wei­se ek­li­ge flüs­sig­kei­ten in mich hin­ein­kip­pen was dazu führ­te, dass ich li­ter­wei­se noch ek­li­ge­re flüs­sig­kei­ten ab­führ­te — und das über den nach­mit­tag und die nacht hin­weg ziem­lich oft. zum früh­stück be­kam ich noch­mal 3 li­ter ek­li­ge ab­füh­rungs­flüs­sig­keit, die ich dann bei­na­he oral ab­ge­führt habe. bei­na­he. die darm­spie­ge­lung selbst ist ziem­lich un­spek­ta­ku­lär (wenn der arzt sein hand­werk ver­steht). ein biss­chen un­an­ge­nehm sind zwei din­ge:

  • der arzt bläst einem luft in den darm und die assistentin drückt auf dem bauch rum um das koloskop „um die ecke“ zu drücken und für bessere sicht) — unangenehm!
  • dass der arzt fotos von meinem enddarm macht - das ist eine region meines körpers bei der mir die existenz von fotos peinlich ist

um die ge­schich­te jetzt end­lich ab­zu­schlies­sen, mein fünf­zehn­se­kün­der war na­tür­lich eine di­rek­te fol­ge der vie­len luft die mir wäh­rend der un­ter­su­chung mit dem ko­lo­skop in den darm ge­bla­sen wur­de. was mich jetzt al­ler­dings doch noch in­ter­es­sie­ren wür­de: ob die stahn­ke nach ih­rer darm­spie­ge­lung in stern.tv auch so ei­nen pracht­furz hin­be­kom­men hat?