real life vs. bloggen?

felix schwenzel, , in wirres.net    

13.200 days of real life.
time for serious blogging now.

thank you, all of you.
hello.

im ernst mal. dass sich bloggen und echtes leben widersprächen glaubt selbst jochen aus berlin sicherlich nicht ernsthaft. genausowenig, wie man mit dem sprechen, gestikulieren oder lachen aufhören sollte, weil es zeit fürs „real life“ wäre. denn bloggen ist im grunde genommen nichts als reine kommunikation. nicht mehr, nicht weniger. so wie sich manchmal ein gutes gespräch trotz vielen redens nicht einstellen mag und manchmal eben doch oder sich hin und wieder eine interessante begegnung wider erwarten einstelllt ist das auch beim bloggen. man gibt etwas von sich weg, investiert zeit, konzentration, energie und hat manchmal das gefühl das alles an eine stumme wand zu schmeissen oder in ein loch zu rufen. und doch bekommt man unterm strich viel mehr raus als man in seinen kühnsten träumen erwartet hätte. freunde, inspiration, photogeshopptes, wunschbücher, freibier oder essen. und viel mehr.

ich gebe zu, bloggen ist nicht alles, nur eine form von unendlich vielen kommunikationsformen, aber doch eine ungeheuer effektive form. man erreicht mit relativ geringem aufwand sehr viele menschen, die einen immer wieder überraschen. sei es in form von kommentaren, in form eines treffens im meatspace, in form eines erhellenden brief mailwechsels oder in form spontaner hilfsbereitschaft. selbst nach hundert fünf jahren bloggen bin ich immer wieder überrascht wohin das führt, was man da so alles erlebt, mit was für menschen man plötzlich zu tun bekommt.

ich habe mich nie einer bestimmten gruppe zuordnen wollen, popper, punker, spiesser, nerds, keiner jugendbewegung, keiner zielgruppe. ich mochte es nie mich mit äusseren erkennungszeichen oder irgendwelchen bekenntnissen zu einer weltanschauung zu bekennen, im gegenteil, ich war immer äusserst bedacht darauf solche erkennungsmerkmale zu vermeiden, ebenso wie die blosse zugehörigkeit zu gruppen oder vereinen. zwanghafter individualismus würde die diagnose lauten. ich trug die haare bunt als alle anderen sie nur blondierten, ich trug anzug, wenn allle anderen bequemes trugen, ich ging barfuss wo es als unfein galt, trug lederschuhge am strand. ich fuhr, auch wenn es unpraktisch war, mit mantel ski, statt wie alle anderen mit anorak, ich trug cowboystiefel, als alle anderen den turnschuh widerentdeckten. seit ich mir einmal die haare mit einer nagelschere schneiden liess, bestehe ich beim friseur darauf, dass er sie so schneidet als seien sie mit der nagelschere geschnitten. warum? weils kein anderer tut. ich spielte nie fussball, wie alle anderen, ich fuhr mit anzug und lederbesohlten schuhen skateboard, weil ich nicht wie ein skater beim skateboarden aussehen wollte.

das erste mal, das ich mich freiwillig einer gruppe zuordnete, mich so nannte wie die anderen in der gruppe, das erste mal, dass ich mir das überhaupt vorstelllen konnte, war als ich mich vor ein paar monaten selbst hören sagte — ohne mich zu schämen: „ich bin blogger. mein name ist supaschwenzel.“

„die blogger“ sind die erste gruppe der ich mich freiwillig als mitglied zuordnen lasse, auch weil sie so wunderbar heterogen sind. alle, selbst die mit kubrick-design sind anders. sehr anders. individuell bis zum umfallen. ich übertreibe ein klein bisschen, abeer statt zu sagen „ich bin blogger“, könnte man auch sagen „ich bin anders“. oder „ich bin irgendwie“. oder „ich bin so“. lies mich und du weisst wer schreibt. oder auch nicht. ähnliche grupppen, äusserst heterogen und unfassbar, sind zum beispiel „autoren“, „wichser“, „männer“, „arbeitende“, „denkende“ oder „fernsehgucker“. (fast alllen) diesen grupppen schliesse ich mich ähnlich unbekümmert an wie der der „blogger“.

und dass das was ich letzten monat so vor mich hingebrabbelt und in diese seite reingeschrieben habe fast 50tausend besucher auf irgendeine art und weise intressiert hat, freut mich ganz ungemein. und wundert und überrascht mich, jeden tag aufs neue.

bloggen ist gut. und ziemlich real life.

(das „danke“ habe ich zwischen die zeilen geschrieben)