journalisten und blogger bei second leif

felix schwenzel, , in wirres.net    

rheinland pfalz
rheinland pfalz, weiss

heute abend bin ix nach der arbeit mal kurz in die landesvertretung rheinland pfalz gesprungen weil dort ein mediendisput (auf „mainzer medien disput berlin“ klicken) stattfinden sollte. dort sollten katharina borchert die irgendwas bei der waz macht, sascha lobo der irgendwas mit werbung macht und irokese sein soll, wolfgang büchner der beruflich mathias müller von blumencron vertritt, hans-jürgen jakobs der den eindruck erweckt den vertrieb von sueddeutsche.de zu managen, peter schink der gerade die welt neugestartet hat und thilo trump der forscht, moderiert von thomas „recherche“ leif darüber reden, dass „online never sleeps“.

schon die ersten worte schmerzten als leif die frau „borschert“ vorstellte die ja sowas wie die weibliche version des fängers im roggen sei. ich hätte sie ja ehrlichgesagt als uschi obermeier des blogdings (oder so) vorgestellt, aber weil ich so kranke gedanken hab werde ich ja auch nie auf podien eingeladen. er fragte sie dann warum sie von der „szene“ so gehasst würde, worauf sie antwortete, dass sie nicht nur von der „szene“ gehasst würde, sondern von fast allen. schlämmermässig fragte leif „knallhart“ nach, warum, wieso, weshalb und machte von vorneherein klar, dass er nicht gewillt war auch nur eine frage zurückzuziehen so langweilig, blöd oder unpassend sie auch sein mochte. nicht nur die aufgesetzte locker-flockerheit, auch das ständige s-c-h-zischen erinnerten mich ständig an horst schlämmer. weisste bescheid.

nachdem er irgendwann ohne ersichtlichen erkenntnisszugewinn von lyssa abliess, wandte er sich hans-jürgen jakobs zu. er sei ja der medienjournalist schlechthin gewesen und wie er sich jetzt als onlinechef der sz so in seinem ghetto fühlen würde. jakobs verzog sein gummigesicht zu einer fratze die wohl entspanntheit ausdrücken sollte und las ein wenig aus der vertriebsbroschüre der sueddeutschen.de vor. das sei alles gar nicht ghettoartig, im gegenteil, dieses neue medium sei „hochspannend“. sascha lobo, dem schon die ganze zeit die haare zu berge standen, konnte nicht mehr an sich halten und platzte mit einer zwischenfrage dazwischen, wie alt den bitteschön das internet werden müsse um nicht mehr als „neu“ zu gelten. die antwort von jakobs habe ich vergessen, ich habe mich zusehr auf sein gummigesicht und sein im-sessel-räkeln konzentriert das vermutlich totale entspannntheit suggerieren sollte, aber auch einblicke in sein hemd eröffnete.

podium

peter schink durfte sich dann auch kurz im lichte von zwei drei leif-fragen sonnen, es ging um den springer „newsroom“, „online first“ und gott und die welt. ich habe mir folgendes notiert: „… online first?“ — „ja, kann man sagen.“

thilo trump wurde vorgestellt als jemand der einen künstlernamen trüge und forscher sei. er wurde im laufe des abends ständig von leif gezwungen sachen wissenschaftlich zu beurteilen oder aus seiner studie zu zitieren. er sagte trotz doofer fragen gar nicht mal so blöde sachen. online sei längst keine nische mehr, die allgemeine verfügbarkeit von breitband sei durchaus „neu“ und noch irgendwas anderes was sich klug anhörte, das ich auf meinen notizen um diese zeit und meinem zustand einfach nicht mehr entziffern kann. leif zwang ihn später auch mal dazu irgendwelche zahlen zu nennen, wogegen sich trump anfangs wehrte und schliesslich doch zahlen nannte: „25, 7, 13, 48, 49 …“

wolfgang büchner, den leif als „wolfgang büschner“ vorstellte, wurde (na, nach was? richtig!) nach dem erfolgsmodel von spiegel online gefragt. seine antwort war dann auch das was alle teilnehmer den rest des abends mantraartig wiederholten: guter journalismus, mehr recherche, eigene, wertvolle inhalte. bei leifs frage was einen spon-artikel denn von einer dpa-meldung unterscheide musste ich dann doch lachen und mochte leif für kurzen einen moment innigst. büchner zögerte etwas mit der antwort und sagte dass das einordnen, das in den zusammenhang stellen, ja auch sehr, sehr wichtig sei. aha!

sascha lobo musste dann die frage beantworten die leif dazu diente zu illustrieren, dass er sich vorbereitet hatte, nämlich wie sich denn dieses online-dings ökonomisch tragen solle: sascha lobo antwortete er arbeite dran, glaube dran, hätte aber eigentlich keine ahnung wie man im internet geld verdienen solle. aber er sei optimist. lyssa gab irgendwie auch zu, nicht so genau zu wissen wie man online geld verdienen könnne, die waz wolle sich jetzt zumindest mal ordentlich mit dem internet auseinandersetzen und hoffe dass dann auch werbeerlöse fliessen würden. in sachen frisur und online-vermarktung, fügte sie irgendwann noch hinzu, möchte sie zumindest nicht in sascha lobos haut stecken.

hans-jürgen jakobs wies danach nochmal auf den angeblichen enormen wirtschaftlichen erfolg der sueddeutschen.de hin, die zu den profitablesten einheiten der sz gehörte. naja. ein bisschen selbstkritisch war er dann doch, sieben leute im onlinebereich früher seien einfach zuwenig gewesen. er hob auch irgendwann dazu an eine hohelied auf den journalismus zu singen und nannte drei vier punkte in denen blogger oder jedermann eben nicht mit journalisten mithalten könnten und können sollten. unter anderem sei der zugang nunmal beschränkt, nicht jeder blogger könne die merkel mal einfach so interviewen (lachen im saal), ebenso sei das mit der qualität und der unabhägigkeit eben auch so eine frage, ausserdem könnne ein blogger zum beispiel nicht wie die sz die zahlen zum zustand des schienennetzes der bahn veröffentlichen, denn die bahn habe etwas gegen die veröffentlichung. da seien starke massenmedien eben nötig. dass diese ausführungen ansatzweise arrogant klangen nahm sascha lobo zum anlass von nun fortan ausschliesslich mit jakobs zu reden, jeden zweiten satz mit dem wort „arroganz“ gespickt.

jakobs hielt dagegen mit einer lächelattacke und seinen drei grundsätzen für erfolgreichen (online) journalismus: die seien erstens „qualität“, zweitens „qualität“ und drittens „qualität“ (was er damit meinen könnte hat stefan niggemeier zusammengetragen). irgendwie wollte da auch keiner mehr widersprechen.

über blogs wurde irgendwie auch nicht wirklich kontrovers gesprochen, alle konnten sich darauf einigen, dass die irgendwie als korrektiv, als ideengeber wirkten, zur meinungsvielfalt beitrügen und ja auch irgendwie interessant seien. nur einmal heulte lobos maschine zwischendurch auf, als ständig von „den bloggern“ gesprochen wurde, meinte er man könne die nicht so über einen kamm scheren, von leuten die bloggen zu reden wäre genauso vereinfachend und unpassend als ob man von leuten reden würde, die auf papier schröben. es gäbe extrem viele journalisten die sich dieser einfachen techhnik bedienen würden um zu publizieren und es gäbe eben auch eine ungeheure vielfalt an unterschiedlichen blogs.

so richtig kontrovers wurde es auch mit den fragen aus dem publikum nicht, es blieb irgendwie beim fazit, dass qualität sein müsse und das der journalismus sich künftig mehr dem leser öffnen müsse, dialogorientierter werden müsse und sicher auch werde. und auf der bühne fühlten sich auch alle so als seien sie ein teil dieser bewegung. bis auf einen.

später, in privater runde sagte noch einer der vorher auf dem podium sass: „ich hab nichts gegen blogger, auch die besten brasilianischen fussballspieler haben mal in favelas angefangen zu spielen.“ das war nett gemeint, kommt aber fast an blumencrons 99% schrott weisheit ran.

ich weiss nicht ob leif das absichtlich sagte oder ob ich den ganzen abend nur das hörte was ich hören wollte, aber einmal sagte leif, glaube ich, nicht „online“, sondern „auf draht“. das gefälllt mir. wirklich.

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