alexa, palast der baumängel

felix schwenzel, , in wirres.net    

ich war heute im alexa. ix musste mir socken und unterhosen kaufen, da ich nicht mit dem waschen hinterherkomme. am eingang bekamm ich beinahe einen würgereiz, als ich an der plastik am eingang vorbeiging die den namen „alexa“ trägt und eine aus metallsreifen und dicken drähten zusammengedengelte, abstrahierte ballettänzerin darstellen soll.

plastik an der alexa

innendrin bemerkte ich zuerst den geruch. eine mischung aus kaffee-bohnen-, frische-farbe- und schwefel-geruch.

ich lief zuerst durch den halben laden, zu den toiletten. die rochen eher unangenehm, funktionierten ber ganz gut, ich war erleichtert und hatte frisch gewaschene hände. danach stellte ich mich auf eine der vielen emporen und wollte eigentlich die architektur betrachten. mir fiel auf, dass der boden schwankte, so wie ich es eigentlich nur von leichtbau-brücken kenne, bzw. einmal in stuttgart, auf dem kleinen schlossplatz erlebte, im „switzerland“, einer mittlerweile verblassten und abgerissenen szene-kneipe in der 200 tanzwütige drei minutenlang auf und ab sprangen und die ganze konstruktion des schlossplatzes zum schwingen brachten. aber im alexa tanzte niemand. es waren viele menschen anwesend, aber auf der empore auf der ich stand nicht mehr als 30.

trotzdem. der boden der empore schwang. ich hatte noch keinen alkohol getrunken und auch fünf meter weiter rechts war das schwingen deutlich zu spüren. ich ging weiter und kaufte mit drei unterhosen und sieben socken die auf denen die wochentage eingestickt sind. danach lief ich an circa 20 läden vorbei von denen mich nicht ein einziger überraschte oder zum eintreten einlud, lief einmal durch den media-markt, fragte mich warum selbst der angeblich saugrösste media-markt der welt so beschissen eng konstruiert werden musste, dass man nach 10 minuten panik-, schwitz- und klaustrophobie-atacken bekommt. ich bemerkte, das schönste am media-markt ist, wieder rauszukommen. vor dem media-markt fuhr eine treppe. die treppe quietschte und ratterte so enorm, dass ich als ich mir, als ich unten ankam wie im flugzeug nach der landung einen spontanen applaus verkneifen musste.

ehrlich. dieser bau macht mir angst. ich habe angst im alexa wegen irgendwelcher baumängel, wegen schlampiger und hektischer bauausführung erschlagen zu werden. ein neubau der schwingt, an allen enden quietscht und rattert und stinkt macht mir angst.

ausserdem fiel mir auf, das alexa hätte gar nicht so gross und hässlich werden müssen. im prinzip hätte man es einfach 20 meter tiefer bauen können, so dass oben nur ein einstöckiges gebäude gestanden hätte. bis auf wenige ausnahmen verweigern alle läden dem tageslicht den eintritt. kein funken sonnenlicht dringt in die läden. obwohl beispielsweise der media-markt oder das h&m schaufenster auf strassenniveau haben, hat man die zugemauert. ein wenig natürliches licht lässt man in die innenhöfe, oder wie die alexa-bereiber es nennen „courts“, durch oberlichter hinein. nur dafür hätte man nicht drei stockwerke in die höhe bauen müssen. die kiste in die erde zu versenken wäre vielleicht nicht günstiger, aber ehrlicher und funktionaler gewesen.

ich kann auch positives berichten: der rosa beton fühlt sich gut an, die haptik ist enorm angenehm. trotzdem, ich habe selten so schlecht zusammengefügten beton gesehen. kaum ein detail sitzt, alles wirkt wie von ästhetischen laien zusammengefügt. selbst die gar nicht so dumme geste die betonplatten aussen, auf der s-bahn zugewandten seite wie vorhänge wirken zu lassen wird durch absurde, riesenhafte löcher für die werbeplakat-beleuchtung und die plakate selbst konterkariert. die ecken des gebäudes, innen wie aussen, fügen sich nicht, alles was es an architektonischen gesten noch zu erkennen gibt wird mit grünzeug, plakaten und überkandidelter deko hilflos verdeckt. der bau ist ein elend und macht mir angst. ich werde vermutlich nie wieder einen fuss hinein setzen.

deko im alexa