susanne gaschke stillt ihren kommunikationshunger im falter

felix schwenzel, , in wirres.net    

ich verstehe susanne gaschke nicht. im falter hat sie einen artikel geschrieben, in dem sie ihrem hobby nachgeht das internet scheisse zu finden. sie findet email zwar „praktisch“, schätzt die „schier unerschöpflichen Recherchemöglichkeiten“ und vermutet, dass das internet „Wissenschaftlern“ vorzügliche gelegenheit zur „Kooperation“ bietet. was sie aber am internet aber stört, ist dass das schlechte der welt auch dort zu finden ist:
da findet „belanglos-plappernden Zeit-Totschlagerei“ statt, es wird gestohlen, gegeifert, gepöbelt, es gibt „sozial gestörte junge Männer“ und ideologen. was sie besonders zu stören scheint: im „netz“ wird „netzkritik“ nicht einfach nur zur kenntnis genommen, sondern debatiert — und manchmal eskalieren diese debatten auch noch!

das kann man ja auch mal ruhig anprangern, dass das internet kein paradies ist und nicht alle susane gaschkes meinung sind. was ich aber nicht verstehe, ist dass susanne gaschke auf der einen seite ein übermass an kommunikation feststellt, die sie einerseits „belanglos“ findet, anderseits aber auch allgegenwärtig („überall, zu jeder Zeit“). auf der anderen seite führt sie dieses übermass an kommunikation darauf zurück, dass „die Menschen“ sehr vereinzelt und aus ihren familien und sozialen bezügen gerissen sind und ein „riesengroßes“ kommunikationsdefizit entstanden ist.

ist das logisch? wie kommt sie darauf, dass intakte soziale und familiäre bezüge das bedürfnis nach kommunikation stillen würden? plappern glückliche menschen nicht? reden menschen aus intakten familien keinen blödsinn oder zu viel? streiten menschen, die aus stabilen familien stammen, nicht? oder anders gefragt, haben nicht auch menschen aus intakten sozialen gefügen und familien einen „kommunikationshunger“?

vor allem, was ist schlecht an kommunikation? kann man zuviel kommunizieren? wie erkennt man belanglose kommunikation? ist belanglose kommunikation schlecht? und wenn ja, warum sollte einen das stören?

für mich hören sich susanne gaschkes erklärungen für die schlechtigkeit des internet nicht wie argumente an, sondern wie die billigen, scheinheiligen und konservativen patentrezepte aus dem vatikan oder dem bibel-tv an: ist die familie intakt, ist die welt gerettet und das internet füllt sich mit relevanz und güte. aber vielleicht ist susanne gaschke nicht scheinheilig und konservativ, sondern nur naiv?