mein medienkosum in den letzten 12 monaten

felix schwenzel, , in wirres.net    

ich finde jahresrückblicke eigentlich eher doof. zumindest am jahresanfang oder -ende. warum liest man im juni kaum jahresrückblicke? oder mitte januar? eigentlich wollte ich auch keinen jahresrückblick schreiben, sondern einfach nochmal überlegen was ich im letzten jahr gelesen und gesehen habe und was mich davon besonders beeindruckt hat.

american gods von neil gaiman
das buch hat die frau aus der bibliothek mitgebracht und ich habe es weggelesen wie warme pizza. das buch hat mich ein bisschen an „pan aroma“ von tim robbins erinnert, eine mystery-lastige geschichte, mit ausreichend realismus um nicht ins alberne umzuschlagen. wenns verfilmt würde, würde manches im buch wohl zu dick aufgetragen wirken, aber in buchform ist der götter- und mystery-kram gut auszuhalten. ich fand auch das ende nicht doof. im gegenteil. sehr empfehlenswertes buch.

coraline von neil gaiman
etwas dünner als „american gods“ und wohl auch eher als kinderbuch gedacht. voller toller alltagsbeobachtungen die man aus dem eigenen alltag kennt, wie der horror des kindes, wenn der vater „nach rezept“ kocht: „kannst du nicht mal was normales kochen, papa?“ oder die erwachsenen es nicht hinbekommen coralines namen richtig auszusprechen („hallo caroline“). diese alltagsbeobachtungen sind so nett aufgeschrieben, fast schon lindgrenesque kinderperspektivisch, dass das unheimliche, das mysteriöse das sich langsam in den alltag webt, gar nicht mehr nötig wäre, um aus dem buch ein gutes und lesenswertes zu machen. aber auch die mysterien, die parallelwelten in die coraline im laufe des buches gelangt sind ausreichend subtil und deutungsfähig wie bei guten märchen. die verfilmung die ich ein paar monate nachdem ich das buch gelesen hatte in der DVDhek auslieh, war dann auch das was ich bei einer verfilmung von american gods befürchtete, würde das jemals verfilmt: zu dick aufgetragen, zu grell, zu laut und zu aufgedreht. der film war gut, keine frage, aber das buch war um längen besser. der film war übrigens der grund, warum die frau die gaiman-bücher in der bibliothek ausgeliehen hatte: wir hatten auf unserer hochzeitsreise letztes jahr das „set“ des filmes in den universal-studios gesehen.

prison break, staffeln 1 bis 3
ich hatte mir eingebildet, dass mir irgendwer auf dessen meinung ich zähle prison break empfohlen hätte, kann mich aber bis heute nicht erinnern wer das gewesen sein könnte. die erste staffel war irre spannend und dicht erzählt, so spannend, dass die frau es irgendwann nicht mehr aushielt und zu platzen drohte, so dass ich mir die beiden folgenden staffeln alleine ansehen musste.

zwei staffeln lang fand ich das erzählmuster toll: es gibt einen plan, man weiss dass es ihn gibt, aber nicht wie er aussieht, in jeder sendung wird ein teilproblem dieses planes versucht zu lösen, es gibt jedesmal ein, zwei unüberwindbar scheinende probleme die den plan zum scheitern verurteilen zu scheinen und aber auch immer irgendwie eine lösung. irgendwann in staffel 3 wurde ich dieses erzählmusters aber müde, irre müde. ging es in der ersten staffel immer einen schritt voran, zwei zurück und dann wieder einen, zwei und manchmal auch drei voran, gab es ab staffel drei nur noch wildes hin und her. flucht, flucht, flucht, flucht. das wird irgendwann in aller seiner spannung langweilig und wirkte überkonstruiert. mitten in staffel drei hab ich aufgehört prison break zu gucken, obwohl ich noch 4 oder 5 folgen auf halde hatte.

true blood, staffeln 1 und 2
hab ich irgendwann im amerikanischen ituens-store gefunden, die ganze erste staffel, folge für folge gekauft und als überragend empfunden. vom vorspann, über die story (vom autor von „six feet under“), die schauspieler und das mytery-gedöns passte alles. viel blut, viel beziehungskram, toleranzgedöns und tote, interessante charaktere und ein roter faden. jede minute packend. staffel zwei drehte ein bisschen viel an der mystery-schraube, was aber durch grandiose neue charaktere und noch straffere spannungbögen kompensiert wurde. ix kann die dritte staffel kaum abwarten.

the shield, staffel 1
die erste staffel hab ich in der DVDhek gesehen, den klappentext gelesen und die serie liegen lassen. noch eine polizei-serie? seit ich „the wire“ gesehen habe, will ich ja noch nicht mal mehr „tatort“ gucken. dann hat mir aber stefan niggemeier von der serie vorgeschwärmt und ich habe mir die erste staffel in knapp einer woche reingezogen. und sie war gut. zwar nix mysteriöses, aber das thema kann man nur gutes tun, wenn man gutes tut, oder muss man um gutes zu tun auch mal was böses tun beschert der serie wunderbar komplexe und doppelbödige charaktere, bei denen die grenzen zwischen gut und böse verschwimmen. und — oh wunder — das thema „böses“ wurde auch von knorkator noch nicht endgültig ausgelotet. die restlichen vier staffeln kommen demnächst dran.

charlie chaplin, die geschichte meines lebens
tolles buch, mit der, wie der titel bereits andeutet, lebensgeschichte von charlie chaplin, aus der perspektive von charlie chaplin. die meiste mühe steckt in der erzählung seiner kindheit und jugend, die alles andere als leicht und unbeschwert war. auch wenn man den ausgang der geschichte kennt, ist das hin und wieder recht ergreifend zu lesen. glücklicherweise spart chaplin an pathos, mit dem er in seinen filmen manchmal nicht so sparsam umgeganen ist. das fiel mir zumindest auf, als ich „moderne zeiten“ erneut guckte. was mir auch auffiel, es gibt kein DVD-set mit den gesammelten werken von chaplin. von laurel und hardy gibt es ein set mit wahrscheinlich 50 DVDs, von charlie chaplin so gut wie gar nix. ein set mit dem „besten“ von chaplin gab es wohl mal, das scheint aber so vergriffen zu sein, dass manche händler auf amazon.co.uk es für 800 euro anbieten.

jerry lewis, dean and me
das buch hab ich mir in palm springs gekauft, es liest sich sehr gut, ist teilweise sehr tragisch, hat mir aber, im gegenteil zum chaplin-buch, wenig lust darauf gemacht mir nochmal alle jerry lewis filme anzusehen. einen hab ich mir angesehen, „king of comedy“ und der war so mittel. nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. auffällig vor allem, wie gemächlich filme in den 80ern in gang kamen. damals hat man es sich noch geleistet, vor den film 10 gefühlte minuten vorspann zu packen und schweigende menschen auch mal länger zu zeigen, ohne das irgendetwas passiert.

heroes staffel 3
die staffeln eins und zwei habe ich verschlungen, in der dritten staffel fing die art und weise wie die geschichte erzählt wird an mich zu langweilen, ähnlich wie bei prison break. wenn die protagonisten von sendung zu sendung die fronten wechseln, ist das nicht spannend oder vielschichtig, sondern albern. die verschwörungstheorien von multinationalen konzernen, hyperintelligenten drahtziehern und verschwörern in der regierung werden von staffel zu staffel weniger überzeugend. die vierte staffel kann mir wahrscheinlich gestohlen bleiben.

damages, staffel 2
die zweite staffel von damages hat meiner meinung nach nicht nachgelassen. die story war so stringent und verworren wie bei der ersten staffel, die schauspieler teilweise noch stärker und die charaktere schön zerrissen und doch determiniert. häh? man muss sich damages als eine art godzilla vs. destoroyah vorstellen, nur statt auf physischem niveau auf intellektuellem. die zwei hauptcharaktere patty hewes und ellen parsons wollen sich gegenseitig zerstören, sind aber dummerweise gleichstark, quais im patt. das kann in die hose gehen, ist aber so gut geschrieben und gespielt, dass es überzeugt. die dritte staffel werde ich intravenös geniessen.

rome, staffel 1-2
ein wunderbarer kontrast zu dem ganzen mystery-zeugs das ich mir letztes jahr reingezogen habe. mystery kokolores gibts zwar auch, aber das wird eher distanziert dargestellt. ständig opfern oder verbrennen die römer irgendwas, ständig leben sie in furcht vor den göttern und dass die sich rächen könnten oder unzufrieden sind. obwohl die geschichte fiktiv und teilweise hochgradig absurd ist, macht die serie einen super-authentischen eindruck. absurd deshalb, weil die beiden haupt-protagonisten lucius vorenus und titus pullo so ziemlich bei jedem historischen ereignis der damaligen zeit involviert sind. obwohl es konstruiert ist, wirkt es nicht so. historisch ist das ganze auch noch einigermassen passend, zumindest wenn ich meinem schulwissen, der wikipedia und den DVD-extras glauben schenken darf. vor allem ist es spannend und wunderbar erzählt. gut gespielt und mit aufwändigen sets gefilmt ist es obendrein. dem klappentext zufolge ist es auch eine der teuersten jemals hergestellten fernsehserien.

30rock, erste staffel
nett, teilweise sehr witzig, aber so richtig warm bin ich damit nicht geworden.

entourage, fünfte staffel
weggeguckt an einem abend. kann ich mich nicht dran sattsehen. hyperaktiv geschnitten und erzählt, jede 20-minuten-sendung mit einem kleinen euphorisierenden happy-end, ein zwei rote fäden die die ganze geschichte über die staffeln hinweg zusmmenhalten und lauter cameo-auftritte und viel original los angeles. aber das hat die gröner alles viel passender gesagt.

mad men, staffel 1
hat mir nico lumma empfohlen, bin ich aber nicht so richtig mit warm geworden. hab ich mitten in der ersten staffel abgebrochen, weils mir zu langweilig wurde.

24 stunden berlin
ganz toll. grosses fernsehen. toll gefilmt, vielleicht ein bisschen zuviel kommentare und gedöns, aber toll. leider ist mir gegen vormittag, also nach fünf oder sechs stunden berlin „lost“ dazwischen gekommen. das war spannender und hat mich vom „24 stunden berlin“-gucken abgehalten. aber sowas von.

lost, staffeln 1-5
ich habe noch nie eine fernsehserie gesehen die mich so sehr bis in meine träume verfolgt hat. „lost“ geht vordergründig um eine gruppe von leuten die durch einen flugzeugabsturz auf einer einsamen, etwas mysteriösen insel verschollen sind. ausserdem gehts um die menschen selbst, um ihr leben bevor sie auf die insel kamen, ihre schicksalsschläge, erlebnisse und darum, dass ihre lebenswege teilweise miteinander verknüpft sind. dann gehts um die insel, die voller forschungsstationen, eigenartiger menschen und plätze ist. und ums überleben und pärchenbildung, liebe, schicksal, flucht, schicksal, machtkämpfe, manipulation, psychospielchen, schicksal und schicksal. das tolle daran ist, man bleibt ständig im dunkeln was eigentlich genau los ist, so wie die charakteure. je mehr sich das dunkel lichtet, desto komplizierter und mysteriöser wirds. drei staffeln lang konnte man noch für fast alles was auf der insel passiert natürliche erklärungen finden, irgendwie und mit ein bisschen phantasie, in der vierten staffel wird die mystery-schraube voll aufgedreht und trotzdem bleibt die geschichte irgendwie glaubhaft — oder zumindest irre spannend. „lost“ funktioniert ein bisschen wie ein modernes adventure-spiel. erst ist die karte schwarz, dann erforscht man die umgebung und lernt immer mehr kennen, löst aufgaben, findet gegenstände und alles wird immer verworrener. bis man am ende irgendeine auflösung oder erklärung findet. die sechste staffel „lost“, die ab anfang februar in den USA ausgestrahlt wird, verspricht alle losen enden, alle mysterien und rätsel aufzulösen oder zu verbinden. keine ahnung ob das hinhaut oder ob man da fünf jahre lang die erwartungen zu hoch geschraubt hat. ist aber auch egal, ich bin voll abhängig.

„lost“ kann ich nicht abschalten, bzw. wenn ich es abschalte grüble ich weiter, versuche im kopf die puzzle-teile hin und her zu schieben, lasse die ereignisse revue passieren und fühle mich albern, weil es ist doch nur fernsehen. die making-ofs, bzw. DVD-extras sind das einzige was mich nach ein paar folgen wieder auf den boden der tatsachen zu bringen vermag. die making-ofs beruhigen mich, weil sie mir versichern, dass es eben soch nur fernsehen ist. das ist umgekehrt gesehen höchst bemerkenswert, weil es zeigt, dass „lost“ einen komplett einzulullen vermag, also sehr atmosphärisch und dicht erzählt ist und kaum handwerkliche fehler zeigt die einen aus der illusion die die sendung aufbaut reissen können. etwas ähnliches ist mir bisher, glaube ich, nur bei „12 monkeys“ und „se7en“ passiert.

obwohl, ich muss mich korrigieren, „lost“ ist voller handwerklicher fehler. so sind die gesichter der hauptdarsteller auf der insel fast immer unrasiert, alle schwitzen wie sau, aber in keiner staffel war jemals ein schatten in einer weiblichen achselhöhle sichtbar. offenbar rasieren sich amerikanerinnen auf einer einsamen insel morgen immer zuallererst die beine und die achseln. schwangerschaften gabs auch ne menge, aber menstruation oder PMS sind offenbar von der mystischen kraft der insel ausgelöscht. auch make-up muss sich tonnenweise im wrack des flugzeugs befunden haben, denn alle frauen sind immer tipp top geschminkt, ausser wenn sie krank sind. trotzdem — lost ist ziemlich super.