krautreporterlinks vom 12.06.2014

felix schwenzel, , in wirres.net    

egal ob die krautreporter noch ihr ziel erreichen oder scheitern, bei mir haben sie bereits etwas verändert. meine bereitschaft im netz für dinge zu zahlen die ich schätze oder toll finde ist weiter gestiegen. mir gefielen beispielsweise die 99 fragen die lucas vogelsang an moritz von uslar stellte sehr gut und als ich dann sah, dass man dieses magazin in dem sie erschienen finanziell unterstützen kann, habe ich es sogleich getan und mir ein abo gekauft. so eine katze im sack hätte ich vor zwei monaten wahrscheinlich noch nicht gekauft.

ich kann mir vorstellen, dass das bereits die haupterrungenschaft der krautreporter ist: der hinweis, dass man nicht alles haben kann: gleichzeitig keine werbung, kein abo, kein journalistischer quatsch und ordentlich recherchierte und lesenswerte geschichten gehen eben schwer zusammen. dafür muss man halt auch zahlen wollen.

mir geht trotzdem ein bild nicht aus dem kopf. nämlich das die krautreporter in ihrer bewerbung um geld unfähig waren aus ihrer filterblase zu treten. die krautreporter verkaufen sich wie journalisten, die bei anderen journalisten um unterstützung bitten. in einem der newsletter die ich in letzter zeit bekommen habe, wurde ich gebeten weiterzusagen, dass man die krautreporter unterstützen könne. also habe ich überlegt, was ich beispielsweise meinen eltern schreiben könnte:

schaut mal, hier wollen ein paar leute tollen journalismus und „ein tägliches Magazin für die Geschichten hinter den Nachrichten“ machen.

hier, wenn ihr 60 euro bezahlt könnt ihr hier jeden tag vier ausführliche, möglichst multimediale beiträge von tollen autoren lesen. das wird alles sehr emotional, relevant und journalistisch sein.

meine eltern unterstützen seit jeher journalismus. ich bin zwischen papierstapeln und abonnements aufgewachsen. aber mit diesen magazinversprechen kann ich meine eltern nicht hinter dem ofen hervorlocken. das ist so vage und abstrakt, dass ausser journalisten und bloggern — und vielleicht ein paar politikern und verlegern wohl wenige über ein „ach“ hinaus neugierig werden.

ich glaube eine nullnummer, eine testausgabe hätte sehr geholfen, auch leute ausserhalb der branche und des dunstkreises anzusprechen.

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