leserbrief an brandeins

felix schwenzel, , in wirres.net    

damals war die welt noch in ordnung...

wenn das letterlabor seinen leserbrief an die brandeins veröffentlicht, dann tue ich das auch. gestern abend abgeschickt. vorm einschlafen, so gegen drei uhr morgens, hab ich mich übrigens immer noch aufgeregt. schlimm. ich sollte wieder kühler werden.

an: brandeins
von: felix schwenzel
mir ist völlig unverständlich warum sie, cms hin oder her, das online-archiv verschliessen. kostenloser tagespass oder abonnennten-zugang bedeutet nicht „höchste benutzerfreundlichkeit“ oder „mehrwert“ sondern minderwert. sie unterbinden deep-links auf lesenswertes und legen damit ein verhalten an den tag dessen paranoide grundhaltung von der musikindustrie bekannt ist die sie so treffend im aktuellen heft skizziert haben.
ich hielt es immer für vorbildlich wie sie mit den inhalten ihres heftes umgegangen sind, diese nämlich im vertrauen auf die qualität ihres heftes, komplett und kompromisslos frei zugänglich ins netz zu stellen. vertrauen darauf, dass die qualität der texte eher leser anzieht und für das heft wirbt als dass die inhalte missbraucht werden.
mit der nun obligatorischen anmeldung tritt eine haltung zutage die mir sagt; brandeins vertraut mir nicht, sie will absolute kontrolle über die inhalte und meine nutzung derselben; (deep-)linken auf lesenswertes, indizieren durch externe suchmaschinen: verboten; das offenbart ein grundsätzliche gleichgültigkeit gegenüber der funktionsweise des internet. eine hohe, bundespostartige affinität für sackgassen.
darüberhinaus habe ich das gefühl die obligatorische anmeldung dient zu nichts anderem als persönliche daten über meine benutzung der website zu sammeln mit denen anzeigenkunden aquiriert werden können.
ich möchte es zurückhaltend formulieren; mein vertrauensverhältnis zur brandeins ist nachhaltig erschüttert. mich erinnert das fatal an das bigbrotherhafte geschäftsgebaren von rabattkartenanbietern; gib uns informationen über deine vorlieben und dein verhalten, dafür bekommst du ein bonbon - eventuell.
die neue gestaltung und strukturierung der webseite ist ja schwer gelungen, aber die haltung die aus der zugangskontrolle zum onlinearchiv spricht beraubt sie nachhaltig ihres „underdog“ images das ich seit der econy 01 an ihrer redaktion geschätzt habe. brandeins ist - mit einiger verspätung - in der new economy angekommen, die karavane zieht weiter.

ich bin echt stinkig.

felix schwenzel