morgen hör ich auf (zdf), erste folge

felix schwenzel, , in gesehen    

morgen hör ich auf (zdf)

leider total vorhersehbar, schrecklich geschauspielert und klischeehaft. die eindimensionalität der figuren kommt mir vor, wie frisch aus einem alten derrick entsprungen. lieblos gezeichnet und auf schultheaterniveau gespielt (mit ein paar ausnahmen).

die grundidee und ein paar inszenierungsideen der miniserie sind ganz offensichtlich von breaking bad übernommen, mit einem entscheidenden unterschied. war, zum beispiel, der teddy im swimmingpool bei breaking bad eine hintergründige, viele folgen lang unverständliche, andeutung an den verlauf der geschichte, ist der schwimmende geldschein bei morgen hör ich auf ein tapsiger, unsubtiler, viel zu oft eingeblendeter versuch zu suggerieren, die serie könnte noch spannend werden.

man merkt der serie jede sekunde die mühe an, die die macher in sie gesteckt haben. morgen hör ich auf ist ein ehrenwerter versuch unterhaltung ein bisschen anders aufzuziehen als üblich — der aber leider nicht besonders weit vom üblichen wegführt. ein paar der „action“-szenen sind ganz flüssig inszeniert, was auch daran liegt, dass pastewka hier sein (subtiles) komisches talent ausleben kann und seine ungelenken, unkoordinierten (flucht) bewegungen tatsächlich unterhaltsam sind. aber sobald die serie dialoge zeigt, offenbaren sich alle schwächen des deutschen fernsehens: schlecht geschrieben, schlecht gespielt und nur mit zugehaltenen ohren auszuhalten. szenen wie die, in der lehmanns tochter mit einer freundin in der fussgängerzone sitzt und ein skateboardfahrender jüngling seine hello-ladies-anbaggermasche abspult, sind so klischeegeladen, so gestrig, so sinnlos und stumpfsinnig, dass man dem produktionsteam nur zurufen möchte: habt ihr sie noch alle?

ich habe mitunter das gefühl, dass die macher der serie die neueren amerikanischen fernsehserien gar nicht selbst gucken, um sich dann von ihnen „inspirieren“ zu lassen, sondern dass sie das von praktikanten erledigen lassen und dann, ohne sinn und verstand, äusserlichkeiten oder einzelelemente kopieren.

das interesse an den figuren, an ihren motiven ordnet sich komplett der vorhersehbaren geschichte unter. das ist bei (guten) amerikanischen (oder französischen) serien genau anders herum. dort sieht man interessante menschen, um die herum sich eine geschichte kristalisiert. hier sieht man eine geschichte, um die herum sich charaktere versuchen zu kristalisieren — und dabei scheitern.

auch wenn das gegenteil von gut immer noch gut gemeint ist, gebe ich einen stern für die mühe und den versuch, mal etwas anders zu machen. eines ist jedenfalls sicher: ich höre heute auf, die serie zu gucken.

(in der ZDF mediathek gesehen, serienseite bei zdf.de, eine etwas wohlwollendere kritik auf spiegel online.)