alte nationalgalerie

felix schwenzel, , in artikel    

alte nationalgalerie

heute wollten wir eigentlich mal wieder wandern gehen, aber weil es den ganzen tag regnen sollte, haben wir uns entschieden in die alte nationalgalerie zu gehen. dort gibt es getrade zwei restaurierte bilder von caspar david friedrich zu sehen. im blog „der staatlichen museen zu berlin“ gibt es dazu einen sehr informativen artikel: „In neuem Glanz: Caspar David Friedrich kehrt zurück in die Alte Nationalgalerie

die ausstellung der beiden bilder war beispielhaft. auf einer seite die beiden aufgefrischten bilder, auf der anderen seite fotos in originalgrösse vom vorherigen zustand. leider muss ich sagen, dass mir die abtei im eichwald im vergilbten, etwas verblassten zustand besser gefallen hat. die restaurierte fassung hat sehr viel stärkere kontraste an stellen, an denen kontraste nicht besonders gut wirken. der mönch am meer hingegen hat deutlich hinzugewonnen, vor allem an farben. ich fand die anderen bilder von caspar david friedrich, die im selben raum hingen, teilweise viel interessanter.

an diesem bild konnte man beispielsweise sehen, dass caspar david friedrich zwar kein schlechter maler war, es mit den kontrasten aber manchmal übertrieb.

baum von caspar david friedrich

der baum auf diesem bild sticht einfach ein paar tacken zu doll raus. insofern, ist die restaurierung abtei im eichwald sicherlich werktreu und kommt dem ursprünglichen zustand des bildes sicher näher als vorher.

nahezu perfekt finde ich die grossflächigen landschaftsbilder von caspar david friedrich. die farben sind toll und man kann sich in diese blicke aufs land vortrefflich fallen lassen. die beifahrerin erklärte mir, dass die nebel-illusion mit zumischung von bleiweiss mit dünn aufgetragenen schichten von bleiweiss gemacht wurde, dass es mitlerweile leider nicht mehr legal in deutschland zu erwerben gäbe, aber interessante deckeigenschaften hätte.

landschaft von caspar david friedrich

die farben sind wirklich sehr beindruckend, auf fast allen bildern.

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wir sind dann noch ein bisschen herumgelaufen und haben uns die bilder der anderen männer angesehen. die beifahrerin hat es geschafft tatsächlich ein bild einer frau zu finden, aber im besitz der nationalgalerie befinden sich eh nur bilder von zwanzig malerinnen die die meiste zeit wohl im depot verbringen. dem stehen 780 männliche maler gegenüber. einer davon ist johann peter hasenclever, der 1843 dieses bild gemalt hat:

johann peter hasenclever, das lesekabinett, 1843
johann peter hasenclever, das lesekabinett, 1843

mein foto ist natürlich ein riesengrosser scheiss, glücklicherweise können andere solche bilder viel besser machen, was man auf den seiten des kulturinstituts von google sehen kann. eigentlich ist das lesekabinett eine ergänzung zu peder severin krøyers familienportrait der hirschsprung familie, mit dem er die frage beantwortete, wie sich die menschen vor der erfindung des smartfones ignorierten. hasenclevers bild beantwortet ja im prinzip die gleiche frage. und ist das links ein 13" ipad pro?

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sehr faszinierend fand ich einige bilder von karl friedrich schinkel. insbesondere dieses hier, von einem gothischen dom am wasser (1813). das hier ist ein bildausschnitt, das ganze bild lässt sich in der alten nationalgalerie betrachten oder googeln.

karl friedrich schinkel, gothischer dom am wasser, 1813
karl friedrich schinkel, gothischer dom am wasser, 1813

beim google kulturinstitut gibt’s auch ein paar schinkelbilder, aber nicht den dom am wasser.

der vorfrühling im wiener wald von ferdinand georg waldmüller hatte etwas fotorealistsches. die farben und das licht der bäume waren der absolute hammer:

ferdinand georg waldmüller, vorfrühling im wiener wald, 1864
ferdinand georg waldmüller, vorfrühling im wiener wald, 1864

das internet meme hunde mit würsten auf der nase begann offenbar schon im jahr 1877:

wilhelm trübner, ave caesar, morituri te salutant, 1877
wilhelm trübner, ave caesar, morituri te salutant, 1877

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das gebäude der nationalgalerie gefällt mir übrigens auch sehr gut. ich glaube es ist klassizismus zuzuordnen und sehr streng gegliedert. das ergibt tolle gelegenheiten fluchtpunkte zu fotografieren.

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zurück bin ich dann zu fuss nachhause gelaufen, also fast, bis zum s-bahn-ring, danach hatte ich keinen bock mehr. unterwegs habe ich einen ziemlich sauren frozen yogurt bei yoli gegessen und gelernt, dass pöschke-liköre eine marke für kenner ist (oder war).