dark, verdichtung, kopftisch, maschinenempathie

felix schwenzel in notiert

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dark ab­ge­schal­tet nach 13 mi­nu­ten und 24 se­kun­den, nach der ers­ten dra­ma­tur­gi­schen zeit­lu­pe. fil­me oder se­ri­en die zeit­lu­pe zur dra­ma­ti­sie­rung ei­ner sze­ne be­nut­zen kann man in 90 pro­zent der fäl­le ver­ges­sen. der ein­zi­ge fil­me­ma­cher dem ich zeit­lu­pen ver­zei­he ist pe­ter sel­lers, wenn er sich mit kato als clou­seau prü­gelt.


beim spa­zie­ren ge­hen drü­ber nach­ge­dacht, war­um ich be­stimm­te ko­lum­nen nicht mag, bzw. an­de­re sehr ger­ne. es lässt sich wohl dar­auf run­ter­bre­chen, dass ich in ge­schrie­be­nen tex­ten kein ge­la­ber mag, auch wenn ich selbst fleis­sig sol­che tex­te ins in­ter­net schrei­be. la­bern ist na­tür­lich nicht ganz das pas­sen­de wort, aber ich glau­be was es be­schreibt ist vor al­lem feh­len­de dich­te. tex­te die ich mag soll­ten ver­dich­tet sein — oder run­ter­ge­kocht aufs we­sent­li­che. wahr­schein­lich ist das auch der grund, war­um dich­tung an­spruchs­vol­les schrei­ben be­zeich­net. das ge­gen­teil ei­nes ge­dich­te­ten tex­tes wäre dem­nach ein ge­bläh­ter text. bei bläh­kunst wird es dann an­de­rer­seits auch wie­der in­ter­es­sant.

beim wei­ter­lau­fen fiel mir dann ein, dass con­stan­tin seibt auch schon­mal, un­end­lich ele­gant, in die­se ker­be ge­schla­gen hat, als er fol­gen­des schrob:

Das Konzept von komprimierter Zeit ist auch das der Grund, warum Leute gern lesen: Sie machen ein blendendes Geschäft. In einer Minute haben sie eine Stunde fremde Denkarbeit oder mehr gewonnen.

ich kann es selbst nicht glau­ben, aber um den ab­satz oben zu schrei­ben, habe ich auch fast eine hal­be stun­de nach­ge­dacht.


ich bin so eine art 1pass­word für gros­se tei­le mei­ner ver­wand­schaft. wenn ich mir de­ren pass­wor­te nicht mer­ke und no­tie­re, hät­ten vie­le ame­ri­ka­ni­sche platt­for­men sehr viel we­ni­ger user en­ga­ge­ment. und ich wür­de sehr viel we­ni­ger mit mei­ner ver­wand­schaft te­le­fo­nie­ren.


ich mag news­let­ter, im­mer­hin ist die­se web­site mehr oder we­ni­ger aus ei­nem news­let­ter ent­stan­den, den ich um die jahr­tau­send­wen­de re­gel­mäs­sig und ohne dou­ble opt-in ver­schick­te. ich lese den check­point nach wie vor mit­tel­re­gel­mäs­sig (sonst wan­dert mor­gens so gut wie al­les in den müll­ei­mer). was ich aber er­schüt­ternd fin­de: die in­hal­te sind spä­ter im netz nicht mehr auf­zu­fin­den (aus­nah­men be­stä­ti­gen die re­gel). man kann die tex­te na­tür­lich ko­pie­ren und wei­ter­schi­cken — oder wie ich, ko­pie­ren und ins no­tiz­zet­tel­pro­gram ein­fü­gen. das habe ich mit ei­nem ab­schnitt aus dem check­point (von lo­renz ma­roldt) vom 1. fe­bru­ar ge­macht und eben noch­mal da­nach ge­goo­gelt: nichts ge­fun­den.

weil mir der ab­schnitt wirk­lich gut ge­fiel und ich fin­de, dass hin­wei­se auf die bi­got­te­rie und heuch­le­rei gros­ser tei­le des sprin­ger-ver­lags ein­fach gut zu goog­len sein müs­sen, habe ich den ab­schnitt jetzt hier­hin ko­piert:

Starke Prosa. Der Checkpoint fand die Fassadenstürmerei der Hochschule gegen „Alleen/Alleen und Blumen/Blumen/Blumen und Frauen/Alleen/Alleen und Frauen/Alleen und Blumen und Frauen und/ein Bewunderer“ ja dagegen eher ein bisschen albern und dichtete deshalb, stets die sich ereifernden, tilgungsbereiten Gremien vor Augen, einen konstruktiven Kompromissvorschlag - Sie erinnern sich vielleicht:
 
Köpfe
Köpfe und Bretter
Bretter
Bretter und Nägel
Köpfe
Köpfe und Nägel
Köpfe und Bretter und Nägel und
eine Schraube (locker)

 
Tatsächlich kam das Gedicht ganz gut an – so gut sogar, dass einige Checkpoint-Lyrik-Fans es im Online-Forum der „Welt“ posteten, wo es wiederum viel Zustimmung und neue Freunde fand. Doch plötzlich, kaum zu fassen - war es weg. Einfach verschwunden! Ausgelöscht, ja: ausgemerzt von der Sprachpolizei einer kleinen Minderheit von Tugendterroristen, euphemistisch „Community Management“ genannt. Und wie der Asta der ASH hat auch das CM der Welt eine Begründung aus dem Setzbaukasten der Kunstfreiheitsgegner per Mail einer nachfragenden Leserin übersandt: „Ihr Kommentar wurde nicht veröffentlicht, da er gegen unsere Nutzungsregeln verstößt: Bitte bleiben Sie sachlich im Ton.“ Tja, so weit sind wir jetzt schon gekommen: Bretter, Nägel, Schrauben – nichts darf man mehr sagen. Aber einen Versuch haben wir noch, ok? Wie wäre es damit: „Kopf. Tisch.“ Besser? 

 
 


vor ein paar wo­chen bin ich zu fuss vom wed­ding in den tier­gar­ten ge­gan­gen, zum trö­del­markt. auf dem weg da­hin habe ich drei­mal ei­nen mit neon-sport­kla­mot­ten und man-bun aus­ge­stat­te­ten jog­ger über­holt. ein­mal, als er sich in ei­nem haus­ein­gang warm mach­te, streck­te oder au­to­gen vor­be­rei­te­te. ir­gend­wann rann­te er an mir vor­bei, hielt 50 me­ter wei­ter aber wie­der an, um ir­gend­was an sei­ner ap­ple-watch und sei­nem an den ober­arm ge­schnall­ten ipho­ne ein­zu­stel­len. ich er­kann­te: am ober­arm lässt sich ein ipho­ne nicht son­der­lich gut be­die­nen.

da­nach lief (im sin­ne von ge­hen) ich ein bis zwei ki­lo­me­ter wei­ter, bis er (end­lich) wie­der an mir vor­bei­rausch­te. nach 50 me­tern blieb er er­neut ste­hen, sah ziem­lich an­ge­strengt und lei­dend aus, stütz­te sich auf sei­ne knie und keuch­te. als ich mich kur­ze zeit spä­ter um­schau­te, lief er zu­rück auf los.


apro­pos ap­ple-watch. ende de­zem­ber habe ich mir so eine ge­gen gros­se wi­der­stän­de ge­kauft. weil ich arm­band­uh­ren grund­sätz­lich scheis­se un­nütz und ver­un­stal­tend fin­de, habe ich mir lan­ge ver­bo­ten so­was zu kau­fen. vor al­lem zu ei­nem sol­chen preis. ir­gend­wann konn­te ich aber mei­nen wi­der­stand bre­chen, weil die uhr nicht nur die uhr­zeit an­zeigt, son­dern auch zäh­len kann. schrit­te, herz­schlä­ge, ge­lau­fe­ne ki­lo­me­ter und … nee, das wars schon.

das haupt­ar­gu­ment war aber stil­le. mehr noch als arm­band­uh­ren has­se ich klin­gel­tö­ne und vi­brie­ren­de han­dys. die vi­bra­ti­on in mei­ner brust­ta­sche hat mich im­mer in den wahn­sinn ge­trie­ben, weil ich nie un­ter­schei­den konn­te ob das nun ein phan­tom­vi­brie­ren oder ein an­ruf war. mei­ne zwei jah­re gut funk­tio­nie­ren­de lö­sung war blit­zen. wenn ich eine nach­richt be­kam oder je­mand an­rief, blitz­te mein te­le­fon in mei­ner ja­cket-brust­ta­sche. das hat er­staun­lich gut funk­tio­niert, die bei­fah­re­rin muss­te mich nie öf­ter als ein­mal pro wo­che an­schrei­en, war­um ich denn nicht ans te­le­fon gin­ge.

mit der ap­ple watch po­chen nach­rich­ten und an­ru­fe auf mei­nen arm. ich habe zwar 80% al­ler be­nach­rich­ti­gun­gen ab­ge­schal­tet, aber die die ich ha­ben möch­te klop­fen jetzt — bis­her völ­lig ohne phan­tom­klop­fen.


für mei­ne t3n-ko­lum­ne habe ich mir fol­gen­de über­schrift no­tiert, aber lei­der nicht die pas­sen­de ko­lum­ne dazu ge­schrie­ben. muss ich ir­gend­wann mal ma­chen.

maschinenempathie ist die neue sozialkompetenz