werkseinstellungen

felix schwenzel in artikel

ge­gen drei uhr ges­tern früh kurz auf­ge­wacht und ge­se­hen, dass im flur licht brann­te. das be­deu­tet nie et­was gu­tes, also ent­schied ich mich lang auf­zu­wa­chen und der sa­che nach­zu­ge­hen. tat­säch­lich war die au­to­ma­ti­sche woh­nung ka­putt, nichts ging mehr au­to­ma­tisch, kein nacht­lich im flur, auf dem klo, in der kü­che. die bat­te­rie­be­trie­be­nen licht­schal­ter gin­gen nicht mehr (aus­nah­me: die ge­nia­len ikea-trad­fri-fern­be­die­nun­gen, die di­rekt mit den bir­nen spre­chen). das wlan war weg und die esp8266-mi­kro­pro­zes­so­ren blink­ten im­mer wie­der auf, weil sie sich of­fen­bar nicht mehr mit der zent­tra­le ver­bin­den konn­ten und im­mer wie­der neu­star­te­ten.

mir fiel ein, dass an­fang mai der DSL-an­bie­ter-wech­sel an­ge­setzt war. vor­ges­tern abend ging noch al­les, eine um­schal­tung mit­ten in der nacht? hut ab.

die fritz­box lief, aber keins mei­ner ge­rä­te konn­te sich mit ihr ver­bin­den. weil das wlan nun wirk­lich so gut wie nie aus­fällt, fiel mir als ein­zi­ge er­klä­rung ein: ir­gend­wer, ir­gend­was hat­te die fritz­box auf die werks­ein­stel­lun­gen zu­rück­ge­setzt. mit dem hin­ten auf die fritz­box ge­druck­ten wlan-kenn­wort konn­te ich mir tat­säch­lich wie­der wlan-zu­gang ver­schaf­fen und per knopf­druck das DSL und die te­le­fo­nie vom neu­en an­bie­ter (te­le­kom) au­to­ma­tisch neu ein­rich­ten las­sen.

als ich wie­der in­ter­net hat­te, tru­del­ten auch mei­ne mails ein, un­ter an­de­rem die­se:

WTF? das mein „In­ter­net-An­bie­ter“ mei­ne fritz­box zu­rück­set­zen kann ist be­reits be­un­ru­hi­gend, aber das er das auch tut ist eine ex­tre­me schwei­ne­rei. schliess­lich ist auf mei­ner fritz­box nicht nur der in­ter­net-an­schluss des „An­bie­ters“, son­dern alle mög­li­chen an­de­ren da­ten: te­le­fon-bü­cher, -black­lists, mei­ne kom­plet­te heim­netz­werk­kon­fi­gu­ra­ti­on, alle lang­wie­rig kon­fi­gu­rier­te IP-adres­sen und host­na­men mei­ner ge­rä­te, in­ter­net­zu­gangs­sper­run­gen für hubs und an­de­re ge­rä­te die po­ten­zi­ell nach hau­se te­le­fo­nie­ren möch­ten und per­sön­lich re­le­van­te an­ruf-his­to­ri­en und si­cher­heits­re­le­van­te auf­zeich­nun­gen (logs). mein „In­ter­net-An­bie­ter“, ich ver­mu­te mein al­ter an­bie­ter (o₂), meint al­len erns­tes er kön­ne dar­über ver­fü­gen und das un­ge­fragt al­les lö­schen?

mir kommt das un­ge­fähr so vor, als wür­de ein ver­le­ger nach der kün­di­gung ei­nes abos bei mir in die woh­nung kom­men und die zei­tun­gen per flam­men­wer­fer „zu­rück­setzt“. mit­ten in der nacht und ohne rück­sicht auf kol­la­te­ral­schä­den.

klar: back­ups der fritz­box-kon­fi­gu­ra­ti­on hat­te ich auch, al­ler­dings wa­ren die ein paar wo­chen alt und ich ent­schied mich das mal eben al­les schnell neu auf­zu­set­zen. ge­gen halb sie­ben war ich fer­tig, die au­to­ma­ti­sche woh­nung funk­tio­nier­te wie­der au­to­ma­tisch, das lo­ka­le netz­werk und der fern­zu­griff wa­ren wie­der kor­rekt kon­fi­gu­riert und die te­le­fo­ne und an­ruf­be­ant­wor­ter und ruf­um­lei­tun­gen und ein te­le­fon­buch, mit den we­ni­gen men­schen die uns noch auf dem fest­netz an­ru­fen, wa­ren ein­ge­rich­tet.

aber die tat­sa­che, dass ei­ner­seits ein „In­ter­net-An­bie­ter“ in mei­ner pri­vat­s­hä­re, an mei­ner in­for­ma­ti­ons-in­fra­struk­tur rum­fum­meln kann, log-da­tei­en, ein­stel­lun­gen, fil­li­gra­ne kon­fi­gu­ra­tio­nen ein­fach lö­schen kann und das dann auch noch tut, lässt mich sprach­los zu­rück. mir feh­len zwar nicht die wor­te, im ge­gen­teil, aber die spa­re ich mir, weil die­se wor­te jus­ti­zia­bel sein könn­ten.

(ich ver­mu­te sehr, dass das eine ak­ti­on von o₂ war, wo­bei es na­tür­lich auch mög­lich ist, dass die fritz­box sich selbst zu­rück­setzt, wenn der kon­fi­gu­ra­ti­ons­ser­ver des al­ten an­bie­ters ver­schwin­det, bzw. den an­schluss für er­lo­schen er­klärt. das wäre dann ein ve­ri­ta­bler bug in der fritz­box firm­ware von avm. dass die te­le­kom das zu­rück­set­zen ver­an­lasst ha­ben könn­te ist na­he­zu aus­zu­schlies­sen, der an­schluss war ja noch nicht ein­ge­rich­tet und da­mit auch kein zu­griff für die te­le­kom mög­lich. 100%ig aus­zu­schlies­sen ist das na­tür­lich nicht. aber aus ver­gan­ge­nen schlech­ten er­fah­run­gen mit o₂ rich­te ich mei­nen är­ger jetzt zu­nächst voll auf o₂.)

mich wür­de na­tür­lich in­ter­es­sie­ren ob das an­de­ren auch schon beim DSL-an­bie­ter­wech­sel pas­siert ist, ob das ein stan­dard-vor­ge­hen ist oder ob das gar eine art di­gi­ta­ler haus­frie­dens­bruch sein könn­te. von mir aus kann mein „In­ter­net-An­bie­ter“ alle da­ten lö­schen, die er über mich ge­sam­melt hat, aber doch nicht mei­ne da­ten und mei­ne von mir vor­ge­nom­me­nen ein­stel­lun­gen.


ein kitz­klei­ne re­cher­che hat er­ge­ben, dass zu­min­dest die sät­ze:

Durch Ihren Internet-Anbieter wurden die Einstellungen der FRITZ!Box auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt. Dabei wurden die bisherigen Einstellungen gelöscht

nur im zu­sam­men­hang mit o₂ im netz zu fin­den sind. in die­sem strang dis­ku­tie­ren nut­zer, de­nen o₂, teil­wei­se mehr­fach, bei der erst­ein­rich­tung die fritz­box zu­rück­ge­setzt hat. un­ter dem werks­ein­stel­lungs­re­set lie­gend ist, so­weit ich das ver­ste­he, das TR-069-pro­to­koll, dass „In­ter­net-An­bie­tern“ er­laubt, be­stimm­te kon­fi­gu­ra­tio­nen an kun­den­rou­tern vor­zu­neh­men. und of­fen­bar „In­ter­net-An­bie­tern“ auch er­laubt, kun­den­da­ten auf fritz­bo­xen nach be­lie­ben zu lö­schen.

avm do­ku­men­tiert zwar das im­ple­men­tier­te TR-069-pro­to­koll — und auch wie man das de­ak­ti­vie­ren kann — dass „In­ter­net-An­bie­ter“ die­se funk­ti­on aber auch nut­zen kön­nen, um alle per­sön­li­chen da­ten und ein­stel­lun­gen von der fritz­box zu lö­schen, ist dort nicht er­wähnt.

Eine FRITZ!Box, die von einem Internetanbieter zur Verfügung gestellt wird, ist so eingestellt, damit der Anbieter die Erstkonfiguration vornehmen und Updates von FRITZ!OS einspielen und Ferndiagnosen durchführen kann.