queens in ham­burg

felix schwenzel

am sonn­tag wa­ren die queen mary 2 und die queen eli­sa­beth ge­mein­sam in ham­burg, wahr­schein­lich güns­tig tan­ken oder so. ich be­kom­me das manch­mal mit, weil un­ser schlaf­zim­mer ei­nen blick auf den ha­fen er­laubt und ich manch­mal von mei­nem lap­top auf­ste­he wenn ich län­ger als 5 mi­nu­ten ne­bel­horn­ge­tu­te höre. ne­bel­hör­ner kön­nen be­deu­ten, dass ein schiffs­füh­rer kei­ne aus­rei­chen­de sicht hat, dass eine schiffs­kol­li­si­on be­vor­steht oder dass ein eit­les, fet­tes kreuz­fahrt­schiff in den ha­fen ein- oder aus­fährt. al­les drei sehe ich mir ger­ne aus dem fens­ter an, ob­wohl es bis­her je­des­mal ein kreuz­fahrt­schiff war. ne­bel hab ich bis­her auch nur ein­mal in ham­burg er­lebt.


ei­gent­lich woll­ten wir am sonn­tag kir­schen pflü­cken ge­hen. da mein te­le­fon aber von ho­her re­gen­wahr­schein­lich­keit aus­ging (die aber nicht wirk­lich ein­traf), sind wir dann in die deich­tor­hal­len ge­gan­gen. dort gab es frei­en ein­tritt zum ho­ri­zon field von ant­o­ny gorm­ley und schlaich ber­ger­mann und part­ner. das ho­ri­zon field ist eine fuss­ball­feld gros­se platt­form die sie­ben­ein­halb me­ter hoch in ei­ner der deich­tor­hal­len an acht sei­len auf­ge­hängt ist.

wenn man be­reit ist, sich die schu­he aus­zu­zie­hen, kann man das feld be­tre­ten. ich fand das ziem­lich un­an­ge­nehm, weil nicht nur die platt­form selbst schwang, son­dern auch der bo­den ex­trem fe­der­te und sich an­fühl­te wie eine leich­te lat­ten­kon­struk­ti­on. ich habe zwar gros­ses ver­trau­en in bau­in­ge­nieu­re, aber leicht­bau ist mei­ne sa­che nicht. ich mags mas­siv, zu­min­dest wenn ich drauf rum­lau­fen soll.

auf der platt­form ver­liess mich dann doch das ver­trau­en in die bau­in­ge­nieu­re, als ich die hal­ter sah, mit de­nen die sei­le an der dach­kon­struk­ti­on an­ge­flanscht wa­ren. ob­jek­tiv si­cher zu un­recht, sub­jek­tiv aber, wie ich fin­de, to­tal nach­voll­zieh­bar.


nach dem ho­ri­zon field sind wir dann durch die spei­cher­stadt nach hau­se ge­lau­fen. dort lag am ende ei­ner fuss­gän­ger­zo­ne, die mich ein biss­chen an main street in dis­ney­land er­in­ner­te, die queen mary 2.

die spei­cher­stadt war höl­lisch voll, am baum­wall stau­ten sich au­tos und men­schen­mas­sen beim ver­such die spei­cher­stadt wie­der zu ver­las­sen. die bei­fah­re­rin be­merk­te mehr­fach sehr ge­nervt, dass es kei­ne gute idee war, durch die spei­cher­stadt nach hau­se zu ge­hen. glück­li­cher­wei­se war es dies­mal ihre ei­ge­ne idee.


am sonn­tag abend war ich dann re­la­tiv früh er­schöpft und schlief aus­nahms­wei­se mal so ge­gen halb elf ein. ich muss mon­tags ja früh raus um den sechs-uhr-zug nach ber­lin zu neh­men. aus mei­ner ers­ten tief­schlaf­pha­se riss mich dann aber das kind, so ge­gen halb zwölf: das kind hat­te sei­nen schlüs­sel ver­ges­sen und rief an, um sich die türe öff­nen zu las­sen.

ich schlief re­la­tiv flott wie­der ein — bis mich so ge­gen ein uhr ein schreck­li­cher ope­ret­ten-alp­traum aus dem schlaf scheuch­te. nur die ope­ret­ten-mu­sik hör­te nicht auf als ich die au­gen auf­schlug. es hör­te sich an, als hiel­te an­drew llyod web­ber ei­nen voll auf­ge­dreh­ten mu­si­cal-blas­ter vor un­ser (ge­öff­ne­tes) schlaf­zim­mer­fens­ter. tat­säch­lich hat­te man wohl so eine art ab­schieds­fei­er an den lan­dungs­brü­cken für die queen mary 2 vor­be­rei­tet und dach­te, das schiff wür­de sich freu­en, wenn es zur aus­fahrt aus ham­burg mit et­was ge­spreiz­ter, kit­schi­ger ope­ret­ten- oder mu­si­cal­mu­sik be­schallt wür­de. um ein uhr nachts! sonn­tags! mit­ten in der stadt! voll auf­ge­dreht!

im­mer­hin hielt sich das schiff selbst zu­rück und trö­te­te nur eine mi­nu­te statt der üb­li­chen fünf auf sei­nen ne­blhör­nern rum. als die mu­sik und das ge­trö­te vor­bei war, konn­te man deut­lich hö­ren, wie un­ge­fähr vier leu­te hef­tig ap­plau­dier­ten und „bra­vo“ rie­fen. ich ver­mu­te das wa­ren olaf scholz und der lei­ter des ham­bur­ger ord­nungs­amts mit ih­ren frau­en.

als ich ein­schlief, dach­te ich noch kurz, hof­fent­lich schi­cken die heu­te nacht nicht noch ne kunst­flie­ger­staf­fel über den ha­fen. war dann aber ru­hig.