die ver­sau­te ju­gend und das ur­he­ber­recht

felix schwenzel

heu­te war ich auf ei­ner ver­an­stal­tung der me­dia busi­ness aca­de­my (ei­ner toch­ter der G+J en­ter­tain­ment me­dia) mit dem et­was gross­spu­ri­gen und in ver­sa­li­en ge­set­zen ti­tel DER SCHUTZ DES GEIS­TI­GEN EI­GEN­TUMS.

am ende war ich aus ver­schie­de­nen grün­den et­was rat­los, was ich aber, glau­be ich, mit ei­ni­gen der teil­neh­mer auf dem po­di­um und im au­di­to­ri­um ge­mein­sam hat­te. er­feu­li­cher­wei­se hat­ten ei­ni­ge der teil­neh­mer auf dem po­di­um so­gar den mut, ihre rat­lo­sig­keit of­fen zu­zu­ge­ben.


am an­fang der ver­an­stal­tung war­fen zu­erst tho­mas lind­ner (ei­ner der ver­lags­ge­schäfts­füh­rer bei G+J) und dann carl ber­gen­gruen (vor­sit­zen­der der ge­schäfts­füh­rung bei stu­dio ham­burg) mit den üb­li­chen ideo­lo­gisch auf­ge­la­de­nen kampf­phra­sen um sich. sie be­ton­ten die sys­tem­kri­ti­sche re­le­vanz der krea­tiv­wirt­schaft als wirt­schafts­fak­tor, ver­gli­chen im­ma­te­ri­al­gü­ter und li­zenz­ver­let­zun­gen platt mit bröt­chen und dieb­stahl, be­klag­ten sich bit­ter über die un­tä­tig­keit der po­li­tik und ins­be­son­de­re der jus­tiz­mi­nis­te­rin und la­men­tier­ten über „gra­tis­men­at­li­tät“, „rechts­freie räu­me“ und rie­si­ge ma­te­ri­el­le schä­den durch ur­he­ber­rechts­ver­let­zun­gen im in­ter­net. carl ber­gen­gruen leis­te­te sich auch ei­nen wun­der­ba­ren freund­schen ver­spre­cher, als er sven re­ge­ner zi­tier­te und aus­ver­se­hen sag­te, dass eine ge­sel­le­schaft die so mit ih­ren kun­den um­ge­he nichts wert sei.

eben­falls un­wi­der­spro­chen blieb die stei­le the­se von ber­gen­gruen, dass der ge­setz­li­che schutz des geis­ti­gen ei­gen­tums eine der gröss­ten er­run­gen­schaf­ten der mensch­heit sei, und dass es ohne die­sen schutz kei­ne kul­tur ge­ben kön­ne. als ob die mensch­heit vor er­fin­dung des kon­zepts des geis­ti­gen ei­gen­tums völ­lig kul­tur­los ge­we­sen sei und als ob es un­ter dem schutz des des ur­he­ber­rechts nie­mals hun­gern­de und dar­ben­de künst­ler und krea­ti­ve ge­ge­ben hät­te. die üb­li­chen pau­scha­li­sie­ren­den, be­stands­wah­ren­den und angst­durch­wirk­ten sprü­che eben.

der di­rek­tor des hans-bre­dow-in­sti­tuts und mit­glied der en­quete-kom­mi­si­on in­ter­net und di­gi­ta­le ge­sell­schaft wolf­gang schulz er­de­te die dis­kus­si­on mit sei­nem vor­trag dann ein biss­chen. er wies dar­auf hin, dass im zwi­schen­be­richt ur­he­ber­recht der en­quete kom­mi­si­on be­reits ein brei­ter grund­kon­sens quer durch alle be­tei­lig­ten frak­tio­nen und in­ter­es­sens­grup­pen er­reicht wor­den sei. so sei in dem be­richt un­ter zu­stim­mung al­ler be­tei­lig­ten for­mu­liert wor­den, dass es der schutz­rech­te be­darf und dass die­se schutz­rech­te nicht aus der nut­zer­per­spek­ti­ve neu­for­mu­liert wer­den müss­ten. das ge­wohn­heits­mäs­si­ge ge­jam­mer der rech­te­ver­wer­ter, dass die po­li­tik oder die in­ter­es­sen­ver­tre­ter der nut­zer das ur­he­ber­recht ab­schaf­fen woll­ten und die ur­he­ber kalt ab­ser­vie­ren wol­le, sei also über­flüs­sig (mei­ne wor­te). wer will, kann das auch im be­richt der en­quete-kom­mi­si­on nach­le­sen:

Nach Auf­fas­sung der En­quete-Kom­mis­si­on bie­ten auch die Um­wäl­zun­gen, die das In­ter­net mit sich bringt, kei­nen An­lass, das Ur­he­ber­recht aus der Per­spek­ti­ve des Nut­zers her zu kon­stru­ie­ren und so vom – auch ver­fas­sungs­recht­lich ge­for­der­ten – not­wen­di­gen Schutz der ideel­len und wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen des Schöp­fers krea­ti­ver Gü­ter ab­zu­lö­sen. Es gibt auch kei­nen Grund, das Kon­zept grund­sätz­lich in Fra­ge zu stel­len, Im­ma­te­ri­al­gü­ter vor al­lem durch Aus­schließ­lich­keits­rech­te der Ur­he­ber markt­fä­hig zu ma­chen und dar­über die An­rei­ze, Wer­ke zu schaf­fen, zu er­hö­hen.

wolf­gang schulz for­der­te in sei­nem schluss­wort auch mehr hand­fes­te ar­gu­men­te. er mein­te die po­li­tik wäre durch­aus be­reit zu han­deln und lö­sun­gen zu su­chen, wenn die ver­wer­ter mit kon­kre­ten „ver­wer­tungs­pro­ble­men“ an sie her­an­tre­ten wür­den. er plä­dier­te auch da­für, mit ei­nem klei­nen sei­ten­blick auf den an­we­sen­den auf­sichts­rat­vor­sit­zen­den der GEMA, en­jott schnei­der, prag­ma­ti­sche lö­sungs­we­ge für die ak­tu­el­len streit­fra­gen zu fin­den und nicht im­mer gleich nach grund­sätz­li­chen lö­sun­gen zu su­chen.

en­jott schnei­der fühl­te sich dann be­müs­sigt im an­schluss an wolf­gang schulz vor­trag ei­nen lan­gen mo­no­log über die zie­le und zwe­cke der GEMA von sich zu ge­ben und da­bei zu be­to­nen dass man kein „mo­loch“ sei und vor al­lem die in­ter­es­sen der „klei­nen“ ur­he­ber ver­tre­te. er­staun­li­cher­wei­se lach­te ihn nie­mand aus, al­ler­dings wur­de ihm sein satz, dass of­fen­bar nie­mand die stra­te­gie der GEMA ver­ste­he im wei­te­ren lauf der ver­an­stal­tung mehr­fach um die oh­ren ge­hau­en. ne­ben der frag­wür­di­gen kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gie der GEMA frag­te ich mich auch, war­um die GEMA nicht trans­pa­ren­ter han­delt um ge­nau die­sen an­spruch für die „klei­nen“ ein­zu­ste­hen zu un­ter­mau­ern und für je­den sicht­bar dar­zu­stel­len. wenn ich die zah­len rich­tig lese, ist das was die GEMA für die „klei­nen“ kom­po­nis­ten und dich­ter (an­ge­schlos­se­ne mit­glie­der) aus­schüt­tet mit durch­schnitt­lich 100 euro pro mo­nat (zah­len von 2010) auch nichts was ein ru­hi­ges und be­schau­li­ches mu­si­kan­ten­le­ben er­mög­licht. da ste­hen die 3300 „or­dent­li­chen“ und stimm­be­rech­tig­ten mit­glie­der mit mo­nat­lich im schnitt 4800 euro deut­lich bes­ser da.

auch die äus­se­run­gen von flo­ri­an drü­cke, dem ge­schäft­füh­rer des bun­des­ver­bands der mu­sik­in­dus­trie, im an­schluss von wolf­gang schul­zes vor­trag fand ich eher ver­stö­rend. er for­der­te un­ver­dros­sen eine wer­te­de­bat­te und pau­scha­le auf­klä­rungs­kam­pa­gnen, die die mu­sik­kon­su­men­ten zur ein­hal­tung von ge­set­zen an­hal­ten soll­ten. die for­de­rung nach sol­chen kam­pa­gnen aus dem mund des ge­schäfts­füh­re­res ei­nes ver­ban­des, des­sen mit­glie­der (auch) da­mit geld ver­die­nen mu­sik von kif­fern, ho­tel­ein­rich­tungs­zer­klop­pern oder ge­walt­ver­herr­li­chern zu ver­kau­fen, fand wie­der­um nur ich wit­zig.

die con­ten­an­ce ent­glitt en­jott schnei­der und flo­ri­an drü­cke dann ent­gül­tig wäh­rend des nächs­ten pa­nels, das üb­ri­gens wun­der­bar flap­sig, iro­nisch und wit­zig von knut foeck­ler mo­de­riert wur­de. in dem pa­nel be­rich­te­ten un­ter an­de­rem der 16 jäh­ri­ge schü­ler ja­kob meif­fert und die 18 jäh­ri­ge schü­le­rin (und schau­spie­le­rin) so­phie char­lot­te schirm­er über die men­di­en­nut­zung von ju­gend­li­chen; die meis­ten wüss­ten, dass das was sie tä­ten „nicht OK“ sei, tä­ten es aber trotz­dem. auch die be­quem­lich­keit der il­le­ga­len an­ge­bo­te sei ein wich­ti­ger fak­tor. die tat­sa­che dass ju­gend­li­che ei­ner­seits nicht viel geld hät­ten und an­de­rer­seits (aus­ser mit itu­nes-pre­paid­kar­ten) le­ga­le kauf­an­ge­bo­te kaum ohne die hil­fe ih­rer el­tern nut­zen könn­ten, spie­le auch eine gros­se rol­le bei der wahl der me­di­en­nut­zung. si­mon lan­ge von der pi­ra­ten­par­tei und ma­xim ku­phal-po­ta­pen­ko spra­chen die man­geln­de le­ga­le ver­füg­bar­keit von vie­len an­ge­bo­ten an. die be­ob­ach­tun­gen und be­rich­te der bei­den schü­ler, aber auch die man­geln­de di­stan­zie­rung und aus­blei­ben­de ver­dam­mung il­le­ga­ler me­di­en­nut­zung durch den mo­de­ra­tor knut foeck­ler brach­te schnei­der und drü­cke of­fen­bar in rage. il­le­ga­le me­di­en­nut­zung nicht klar zu ver­ur­tei­len und nur „la­pi­dar“ zu kom­men­tie­ren sei fahr­läs­sig und lies­se man­geln­de durch­drin­gung der ma­te­rie er­ken­nen. schliess­lich gehe es „um ver­dammt viel“. foeck­ler blieb la­pi­dar und stell­te fest, dass sich hier of­fen­bar vie­le „be­find­lich­kei­ten“ er­gies­sen wür­den, spe­zi­ell über ihn selbst.

die nächs­te äus­se­rung des pi­ra­ten si­mon lan­ge, dass die dis­rup­ti­on der mu­sik­bran­che ja auch po­si­ti­ve aspek­te habe, bei­spiels­wei­se dass jetzt eben vie­le mu­si­ker mu­sik aus pas­si­on und nicht aus wirt­schaft­li­chen grün­den mach­ten, er­zürn­te dann den ab­mahn­an­walt björn from­mer. der fand die hal­tung von lan­ge „le­bens­fremd“ und mein­te die dis­kus­si­on sol­le sich doch bit­te mal mit der fra­ge be­schäf­ti­gen, war­um sich nie­mand an die ge­set­ze hiel­te. dass aus die­ser fra­ge­stel­lung auch eine ge­wis­se le­bens­fremd­heit durch­scheint, hat dann lei­der nie­mand laut aus­ge­spro­chen. im lau­fe der im­mer hit­zi­ge­ren de­bat­te mein­te from­mer dann ir­gend­wann, dass die ju­gend „ver­saut“ sei und gar nicht mehr wis­se, dass man für geis­ti­ge leis­tun­gen an­de­rer be­zah­len müs­se. er ver­nein­te auch ve­he­ment die the­se, dass men­schen die il­le­gal me­di­en kon­su­mie­ren durch­aus auch le­ga­le an­ge­bo­te nut­zen wür­den.

an die­sem punkt der dis­kus­si­on im­plo­dier­te mei­ne rat­lo­sig­kiet dann zu ei­ner tie­fen hoff­nungs­lo­sig­keit. rech­te­ver­tre­ter die ag­gres­siv und tief emo­tio­nal auf die le­bens­wirk­lich­keit von ju­gend­li­chen re­agie­ren. rechts­an­wäl­te die glau­ben mit rechts­durch­set­zung lies­sen sich alle ge­sell­schaft­li­chen pro­ble­me und um­wäl­zun­gen lö­sen. ein pi­rat der kaum zu wort kam und wenn er das wort hat­te, die for­de­run­gen sei­ner par­tei nicht klar rü­ber­brin­gen konn­te. ein GEMA-ver­tre­ter der ma­xi­mal­for­de­run­gen stellt, aber auch le­ga­le an­ge­bo­te wie spo­ti­fy als un­be­frie­di­gend und un­zu­rei­chend für die ur­he­ber dar­stellt. men­schen in lei­ten­den po­si­tio­nen in me­di­en­un­ter­neh­men und be­ra­ter die of­fen­bar rat­los sind. me­di­en­un­ter­neh­mer die von le­ga­len an­ge­bo­ten schwa­dro­nie­ren, aber selbst un­fä­hig sind at­trak­ti­ve an­ge­bo­te zu ent­wi­ckeln.

wie aus­ser­or­dent­lich aus­ge­prägt die un­fä­hig­keit mit den kun­den, der ziel­grup­pe zu kom­mu­ni­zie­ren bei den rech­te­ver­wer­tern, aber auch den in­ter­es­sen ih­rer ver­le­gern er­ge­be­nen jour­na­lis­ten ist, zeig­te sich dann an ei­ner zwi­schen­be­mer­kung aus dem pu­bli­kum, die im kras­sen kon­trast zu den bis­he­ri­gen theo­rie- und wunsch­durch­wirk­ten äus­se­run­gen der ver­tre­ter der krea­ti­ven stand: je­mand mit ein­deu­tig er­kenn­ba­rem mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund er­zähl­te wie er die „kids“ in sei­ner nach­bar­schaft frag­te, ob sie für ihre mu­sik zah­len wür­den. nie­mand von de­nen die er frag­te hat­te für die mu­sik die er hör­te geazhlt. als ihm dann vi­de­os mit rap­pern von di­cken au­tos und mit gold­ket­ten ge­zeigt wur­den, frag­te er, wie denn die rap­per, die sie so toll fän­den, die­se di­cken kis­ten be­zah­len soll­ten und ob sie woll­ten, dass die­se rap­per dem­nächst mit nem opel cor­sa po­sie­ren wür­den. mitt­ler­wei­le aber sei­en itu­nes-pe­paid­kar­ten zu klei­nen pres­ti­ge-sym­bo­len ge­wor­den. mit ei­ner klei­nen in­tel­li­gen­ten be­mer­kung hat hier je­mand wahr­schein­lich mehr er­reicht, als björn from­mer mit 100 ab­mah­nun­gen.

eins der haupt­pro­ble­me in der ur­he­ber­rechts­de­bat­te ist ganz of­fen­bar die un­fä­hig­keit al­ler be­tei­lig­ten mit­ein­an­der auf au­gen­hö­he zu kom­mu­ni­zie­ren. die rech­te­ver­wer­ter wer­den ag­gres­siv und for­dern rechts­durch­set­zung und auf­klä­rung zur ge­set­zes­treue, wenn sie mit der le­bens­wirk­lich­keit der kund­schaft kon­fron­tiert wer­den. die ziel­grup­pe re­agiert mit un­ver­ständ­niss, wenn ihr ju­ris­ti­sches kau­der­welsch an den kopf ge­wor­fen wird und ab­mah­nun­gen ins haus flat­tern. die ei­nen for­dern re­spekt ge­gen­über den künst­lern, mei­nen aber ei­gent­lich re­spekt vor ih­ren ero­die­ren­den ge­schäfts­mo­del­len und be­han­deln ihre (po­ten­zi­el­len) kun­den wie ver­bre­cher oder dumm­köp­fe die auf­ge­klärt oder be­straft wer­den müs­sen.

be­son­ders hoff­nungs­los hat mich der irr­glau­be ge­stimmt, dass man die um­brü­che, die das in­ter­net in­i­tiert, al­lein mit ge­setz­li­chen re­ge­lun­gen und ih­rer durch­set­zung kit­ten könn­te. of­fen­bar ha­ben die rech­te­ver­wer­ter nicht nur nichts aus den pro­ble­men der mu­sik­in­dus­trie ge­lernt, son­dern auch nichts aus der pro­hi­bi­ti­on und der dro­gen­po­li­tik der letz­ten jahr­zehn­te ge­lernt. we­der die pro­hi­bi­ti­on, noch das ver­bot von dro­gen, noch auf­klä­rungs­kam­pa­gnen ha­ben den al­ko­hol- und dro­gen­kon­sum wei­ter ge­sell­schaft­li­cher schich­ten stop­pen kön­nen. wer­te­de­bat­ten, lob­by­is­mus oder stahl­har­te durch­set­zung von ge­set­zen lö­sen ge­sell­schaft­li­che (oder dro­gen-) pro­ble­me nicht, man kann sie le­dig­lich, wenn über­haupt, durch ge­sell­schaft­li­che nor­men ka­na­li­sie­ren oder ein­däm­men. aber das geht eben nicht mit ge­set­zen oder rechts­durch­set­zung al­lein, son­dern nur ge­mein­schaft­lich und ei­nem brei­ten ge­sell­schaft­li­chen kon­sens.


der nach­mit­tags­teil der ver­an­stal­tung war dann üb­ri­gens viel we­ni­ger emo­tio­nal. selbst björn from­mer konn­te mich in sei­nem et­was zu lan­gem vor­trag an man­chen stel­len über­zeu­gen. bei­spiels­wei­se mit sei­ner for­de­rung, dass be­stimm­te an­pas­sun­gen am recht­rah­men durch­aus hilf­reich sein könn­ten um bes­ser ge­gen ge­werbs­mäs­si­ge ur­he­ber­rechts­ver­let­zer oder pro­fi­teu­re von ur­he­ber­rechts­ver­let­zun­gen vor­ge­hen zu kön­nen. from­mer lie­fer­te auch pri­ma nutz­wert mit: wer bei vo­da­fone file­sha­ring be­treibt ist vor ab­mahn­an­wäl­ten si­cher, weil vo­da­fone kei­ne IP-adres­sen raus­rückt oder er­fasst (glaub ich zwar nicht so ganz, gebe ich aber ger­ne wei­ter).

sehr ge­fal­len hat mir auch die dif­fe­ren­ziert­heit und das de­tail­wis­sen von cars­ten bros­da von der ham­bur­ger staats­kanz­lei, der nicht nur die si­tua­ti­on und dis­kus­si­on rund um die ver­füg­bar­keit von game of thro­nes kann­te, son­dern auch ein or­dent­li­ches th aus­spre­chen konn­te. selbst flo­ri­an dü­cke konn­te am nach­mit­tag auf dem po­di­um sei­ne emo­tio­nen im griff be­hal­ten und teil­wei­se ganz schlüs­sig ar­gu­men­tie­ren. und auch wenn er wort­reich und in zwei­tau­send va­ria­tio­nen im­mer den glei­chen satz sag­te (die GEMA, die kom­po­nis­ten und die au­toren brau­chen irre viel geld), konn­te ich bei en­jott schnei­der ne­ben sei­ner be­ton­funk­tio­närs­hal­tung auch ech­te lei­den­schaft für die sa­che er­ken­nen.

und auch der zwei­te teil­neh­men­de ver­tre­ter des stu­dio ham­burg, ro­bin hou­cken, er­staun­te mich mit sei­ner mit­un­ter sehr dif­fe­ren­zier­ten hal­tung und ver­nünf­ti­gen sät­zen, nach­dem sein kol­le­ge carl ber­gen­gruen am vor­mit­tag noch ohne be­son­ders stich­hal­ti­ge ar­gu­men­te aus­kam. ro­bin hou­cken sah lö­sun­gen für die ur­he­ber­rechts­pro­ble­ma­tik nicht in den haus­hal­ten, son­dern bei den mit­tels­män­nern. so wür­den ka­bel­netz­be­trei­ber schliess­lich auch für die ein­spei­sung von fern­seh­pro­gramm­ern zah­len, war­um soll­ten die rech­te­ver­wer­ter also ihr geld nicht bei den zu­gangs­pro­vi­dern ho­len? dass er de­men­spre­chend auch ein leis­tungs­schutz­recht be­für­wor­tet, bei dem sich die ver­wer­ter ihr geld bei den ver­tei­lern ih­rer wer­ke ho­len, fand ich schlüs­sig (aber auch falsch). hier hät­te ich mir vom mo­de­ra­tor flo­ri­an güß­gen die zwi­schen­fra­ge ge­wünscht, was er denn zum ame­ri­ka­ni­schen markt sagt, wo die rech­te­inha­ber den ka­bel­netz­be­tei­bern geld für die ein­spei­sung zah­len.

das zwei­te pa­nel dau­er­te mit from­mers vor­trag ins­ge­samt fast zwei­ein­halb stun­den, wes­hahlb ich es an die­ser stel­le we­der wie­der­ge­ben möch­te, noch kann. zu­mal ich lern­te, dass das al­lens­bach in­sti­tut her­aus­ge­fun­den ha­ben will, dass dis­kus­sio­nen über ur­he­ber­rech­te die mehr­heit der men­schen nicht in­ter­es­siert und die sa­che dem­entspre­chend auch nicht als wahl­kampf­the­ma funk­tio­nie­ren wür­de. ich ver­mu­te das the­ma funk­tio­niert auch als blog­ar­ti­kel nicht be­son­ders gut, zu­mal der jetzt ja auch schon un­er­träg­lich lang ge­wor­den ist.


ab­ge­se­hen da­von konn­te ich ein­deu­ti­ge sty­ling­trends bei füh­rungs­kräf­ten aus der me­di­en- und rechts­bran­che fest­stel­len: gros­se schwar­ze kunst­stoff­bril­len, lan­ge grau­me­lier­te haa­re, die un­auf­fäl­lig über kah­le stel­len ge­kämmt wer­den. schlips muss nicht sein. dunk­le an­zü­ge ge­hen im­mer, brau­ne schu­he las­sen sich auch mit brau­nen schlip­sen kom­bi­nie­ren.


mar­tin oet­ting schrieb üb­ri­gens ges­tern zu ei­nem ganz an­de­ren the­ma fol­gen­des:

Mei­ne ein­fa­che Faust­re­gel lau­tet da­her: hö­ren Sie auf dar­auf zu hof­fen und zu war­ten, dass ir­gend­wel­che Kon­su­men­ten Sie mö­gen. Fan­gen Sie lie­ber da­mit an, Ihre Kon­su­men­ten zu mö­gen.

das könn­te auch der gol­de­ne tipp für alle füh­rungs­kräf­te in der un­ter­hal­tungs- und in­for­ma­ti­ons­in­dus­trie sein.