[Werbung] Scherzartikel

felix schwenzel

Be­vor ich mich für Tech­nik und Com­pu­ter in­ter­es­siert habe, war ich be­ses­sen von Scherz­ar­ti­keln. Ich er­in­ne­re mich noch gut, wie ich mit mei­ner Mut­ter zum ers­ten mal in Aa­chen zum Eu­len­spie­gel ging. Im Eu­len­spie­gel konn­te man zum Jah­res­wech­sel Feu­er­werks­kör­per kau­fen und ganz­jäh­rig Spiel­sa­chen und Scherz­ar­ti­kel (mitt­ler­wei­le ist in dem La­den ein Tee­ge­schäft). Im La­den gab es eine Glas­the­ke, un­ter der di­ver­se Scherz­ar­ti­kel aus­ge­stellt wa­ren. Die Klas­si­ker, die er­staun­li­cher­wei­se heu­te noch ver­kauft wer­den, wie Juck­pul­ver, In­stant-Wür­mer, fal­sche Hun­de­scheis­se, Stink­bom­bem oder Glä­ser mit Flüs­sig­keit, aus de­nen kei­ne Flüs­sig­keit raus­kommt.

Wenn man als Kind Scherz­ar­ti­kel kauft, ist die Wir­kung und Über­ra­schung die man mit den Scher­zen er­rei­chen kann na­tür­lich be­schränkt. Die­je­ni­gen die ei­nem die Ar­ti­kel ge­kauft ha­ben, las­sen sich da­mit nicht wirk­lich über­ra­schen. Und Stink­bom­ben lies­sen mich mei­ne El­tern als Kind nicht kau­fen, ob­wohl mei­ne Mut­ter als aus­ge­bil­de­te Che­mie­la­bo­ran­tin den Duft von Stink­bom­ben sehr an­ge­nehm fand. Der Ge­ruch von Schwe­fel­was­ser­stoff er­in­ner­te sie wohl an ihre Zeit im La­bor.

So un­ge­fähr mit 12 Jah­ren er­gänz­te sich mei­ne Lie­be zu Scherz­ar­ti­keln mit der Lie­be zu Zau­ber­tricks. Da­mit lies­sen sich un­ter Um­stän­den auch die Fi­nan­ziers der Tricks be­ein­dru­cken oder ir­ri­tie­ren. Am Ende ei­ner Rei­se durch den mitt­le­ren Wes­ten der USA fand ich in San Fran­cis­co an der Fi­sher­man’s Wharf ei­nen Zau­ber­la­den, in dem man alle mög­li­chen Zau­ber­tricks kau­fen konn­te. Rin­ge, Trick­kis­ten ge­zink­te Spiel­kar­ten, gros­se und klei­ne Tricks. Das war schon was an­de­res als die Plas­tik-YPS-Zau­ber­tricks oder die aus dem Ra­vens­bur­ger Ju­ni­or-Zau­ber­kas­ten. In San Fran­cis­co habe ich mir ein Spiel­kar­ten­set ge­kauft, bei dem man an den Rück­sei­ten der Kar­ten die Vor­der­sei­te ent­schlüs­seln konn­te. Das war irre kom­pli­ziert, die An­lei­tung eng­lisch, aber ich biss mich durch und die Über­ra­schun­gen die man mit die­sen Tricks er­zeu­gen konn­te, wa­ren be­ein­dru­cken­der als die mit den so­ge­nann­ten Scherz­ar­ti­keln.

Mit ei­nem mei­ner Kar­ten­tricks schaff­te ich es so­gar ein­mal die ge­sel­li­ge Run­de bei ei­nem Abend­essen zu dem mei­ne El­tern ge­la­den hat­ten zu spren­gen. Ich zeig­te ei­nen Kar­ten­trick, der Trick funk­tio­nier­te und ich wei­ger­te mich, wie das Zau­be­rer nun­mal tun, dem Be­such den Trick zu er­klä­ren. Das er­zürn­te den Be­such so sehr, dass er das Abend­essen ver­liess und sich für eine Wei­le in sein Auto setz­te. Das war ei­ner­seits ir­ri­tie­rend, aber es hat­te für mich als 12 oder 13 Jäh­ri­gen auch eine ex­trem be­frie­di­gen­de Wir­kung.

Aber mei­ne lie­be zu Scherz­ar­ti­kel er­losch nie. An ei­nem mei­ner ers­ten Au­tos hing für eine Wei­le ei­ner die­ser Scherz­ar­me, die man aus dem Kof­fer­raum her­aus­hän­gen las­sen konn­te. Ich hat­te gros­ses Ver­gnü­gen, mir nach dem nie­sen fal­sche Schleim­trop­fen aus der Nase her­aus­hän­gen zu las­sen. Fal­sche Hun­de­scheis­se nahm ich stets auf Rei­sen mit. Von ei­nem spä­te­ren USA-Be­such, brach­te ich mir ein paar Blät­ter Py­ro­pa­pier mit, leicht ent­flamm­ba­res Pa­pier, mit dem man gros­se Stich­flam­men in sei­ner Hand zum Auf­leuch­ten brin­gen konn­te.

Ne­ben dem Py­ro­pa­pier war die bes­te An­schaf­fung die­ser Rei­se Penn und Tel­ler’s Buch How To Play With Your Food. Da­drin fin­det sich mein Lieb­lings-Scherz, des­sen ein­zi­ge Re­qui­si­ten eine klei­nes Kon­dens­milch­dös­chen und eine Ga­bel ist:

In der ei­nen Hand ver­steckt („pal­miert“) man die Kon­dens­milch, mit der an­de­ren nimmt man eine Ga­bel in die Hand und er­zählt sei­nen even­tu­ell vor­han­de­nen Tisch­ge­nos­sen (al­lei­ne kann man den Scherz auch ma­chen, macht aber we­nig Spass), dass man ei­nen su­per Trick mit sei­nem Auge ge­lernt habe. Wenn man das sagt und gleich­zei­tig die Ga­bel in die Nähe sei­nes Au­ges hält, be­kommt man re­la­tiv leicht die Auf­merk­sam­keit am Tisch. Man kann bei­spiels­wei­se auch die Haut un­ter dem Auge mit der Ga­bel ein biss­chen nach un­ten zie­hen, das sieht lus­tig aus und bringt ein biss­chen Ernst­haf­tig­keit zum Scherz.

Die Kon­dens­milch bringt man jetzt mit der an­de­ren Hand zum Auge, am bes­ten klappt das mit ei­ner Faust; man tut so als wür­de man durch sei­ne halb ge­öff­net Faust se­hen, aber in echt pla­ziert man die Kon­dens­milch vor dem Auge.

Nach­dem man noch ein biss­chen rum­ge­kas­pert hat, kommt jetzt der ent­schei­de­ne Mo­ment. Zi­tat Penn und Tel­ler (über­setzt von mir):

Die Alufolie vorsichtig mit der Gabel anpieksen — aber vorsichtig! Nicht ins Auge piecksen! Das Kondensmilchdöschen sehr, sehr fest mit der Hand quetschen. So laut wie möglich schreien.

Der Nach­teil die­ses Tricks ist, dass man da­nach un­ter Um­stän­den et­was Kon­dens­mich auf sei­nen Kla­mot­ten hat. Um den Trick nach un­ten ab­zu­run­den kann man sich noch fal­schen Schleim in die Nase hän­gen, Juck­pul­ver durch die Ge­gend wer­fen und ein paar Stink­bom­ben plat­zen las­sen.

Was ich üb­ri­gens nie ver­stan­den habe: was ist so wit­zig an die­sen Gum­mi­hüh­nern?


Scherz­ar­ti­kel-Kol­lek­ti­on auf Ebay.


[Für die Er­stel­lung und Be­wer­bung von ein paar Ebay-Kol­lek­tio­nen habe ich ein (pau­schal) Ho­no­rar be­kom­men. Et­was mehr zu den Ebay-Kol­lek­tio­nen habe ich hier ge­schrie­ben.]