der marktführer

felix schwenzel, , in wirres.net    

so beschreibt DHL sich selbst:

Als Marktführer bietet DHL professionelle und weltweite Express-Leistungen sowie kundenspezifische Logistiklösungen an. Mit unseren Paket-, Express- und Logistikangeboten verbinden wir jeden Tag Menschen und vereinfachen und verbessern das Leben unserer Kunden.

ich bin mir relativ sicher, dass die selbstdarsteller von DHL das nicht ironisch meinen. wer schonmal zuhause sass und auf ein paket wartete und dann über die sendungsverfolgung erfährt, dass er zuhause nicht angetroffen wurde, fragt sich natürlich, inwiefern das sein leben gerade verbessert hat. ich habe immer wieder gehört, dass der grund für solche phantomzustellversuche oft in der völligen überlastung der paketzusteller liegt, die ihr tagespensum nur erfüllen können, wenn sie täglich eine gewisse anzahl pakete unbearbeitet zurücklegen und behaupten, der empfänger sei nicht anwesend gewesen.

ich hätte da auch ein gewisses verständnis für, wenn zustellfahrer aus überlastung lügen würden und behaupteten, dass die sendung nicht zugestellt werden konnte, obwohl sie das gar nicht probiert haben. das vereinfachte und verbesserte auf gewisse weise auch das leben der fahrer.

ich bin mir auch sicher, dass logistikanbieter unter höchstem druck stehen, sowohl unter konkurenz- und preisdruck, als auch druck von kunden. aber ein gewisses mass an professionalität möchte ich von einem „Marktführer“ doch erwarten können. also zum beispiel, klare und nachvollziehbare kommunikation.

grundsätzlich ist es ja eine tolle idee, ein paket nachverfolgen zu können und dem logistikdienstleister bei der arbeit zusehen zu können. aber warum, um himmels willen, lässt man dann den eindruck enstehen, dass es sich bei DHL, dem „Marktführer“, um einen aufgeregten, planlosen hühnerhaufen handelt?

paketverfolgung mit logistik- und logikproblemen

kann natürlich auch sein, dass DHL das leben der kunden durch dramatische zustell-inszenierungen verbessern will. so nach dem motto: „we love to entertain you.“ qualitätsfernsehserien sollen ja auch eine erquickliche wirkung haben.

und dramatisch liest sich dass ja schon, wenn ein kleines paket nach 2-3 tagen reise, auch nach zwei zustellversuchen nicht sein ziel erreicht und dann erkennt, dass es „fehlgeleitet“ ist und seine existenz offenbar keinen sinn ergibt. in einer solchen situation hilft es offenbar, sich auf ein mehrtägige reise durch das land nach speyer zu begeben, um zu sich selbst zu finden. das hat, glaube ich, auch schon karl der grosse so gemacht.

als logistik-laie freut man sich natürlich, wenn ein paket irgendwann wieder zu sich selbst findet und erkennt, dass es keinesfalls fehlgeleitet war. ich weiss nicht wie es in börnicke so ist (sieht nett aus), aber dem paket schien es dort zu gefallen. drei tage lang das leben in börnicke geniessen und von den strapazen speyer-reise erholen. ich möchte das dem paket das von herzen gönnen.

traurig wurde es dann wieder, als wir beobachteten, dass das paket nach einer siebenstündigen fahrt durch berlin wieder in eine identitätskrise geriet und (nach 12 tagen!) erkannte, dass es gar nicht den versandbedingungen entspricht und zurück nach hause will. ob es dann gegen seinen willen am 19. und 20. wieder verladen wurde?

immerhin gab es am 20. (gestern) dann auch ein happy-end. obwohl jetzt mal wirklich niemand zuhause war, wurde das paket, trotz fehleitung und unkonformität, zugestellt. das happy end lässt sich auch nicht durch die mitteilung trüben, die uns der versandhändler heute früh um drei uhr zugestellt hat:

Ich habe gerade eine Nachricht von DHL erhalten undmuss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Paket auf dem Rückweg zu uns sich befindet.

* * *

man kann das jetzt (wie ich) alles total lustig finden, wenn sich der marktführer als verpeilter paket-hin-und-herschieber darstellt. aber das problem ist: niemand fühlt sich zuständig. der versandhändler (der nicht amazon war) will mit den versandproblemen nichts zu tun haben und nicht intervenieren. DHL schiebt die schuld auf den kunden (weil der kunde nicht anwesend war, mussten wir das paket nach speyer fahren und die rücksendung ankündigen). der kunde (wir) fühlt sich von DHL verarscht. die auslieferungsfahrer sind überfordert und unglücklich. am ende hat der versandhändler kunden verloren, DHL hat niemandem das leben verbessert und alle kaufen bei amazon, weils da meistens klappt und amzon wegen seiner schieren grösse den effektivsten druck auf die logistikdienstleister ausüben kann. das kann doch auch keine lösung sein.