peaky blin­ders staf­fel 2

felix schwenzel in gesehen

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für die die ers­te staf­fel peaky blin­ders brauch­te ich mehr oder we­ni­ger ein wo­chen­en­de, für die zwei­te knapp ne wo­che. haupt­säch­lich, weil in den letz­ten 6 ta­gen kein wo­chen­en­de statt­fand. peaky blin­ders bie­tet, für mei­nen ge­schmack, ziem­lich per­fek­tes fern­se­hen. die ku­lis­sen und re­qui­si­ten sind mut­mass­lich his­to­risch aku­rat und sehr an­sehn­lich, auch wenn nach wie vor die ne­bel­ma­schi­nen für mei­nen ge­schmack ein biss­chen zu stark ein­ge­setzt wur­den. die hand­lung ist wie­der ge­schickt ver­schach­telt und nur in an­sät­zen vor­her­seh­bar und schau­spie­le­risch ist die zwei­te staf­fel noch­mal ei­nen ti­cken bes­ser, als die ers­te.

nach­dem tho­mas shel­by in der ers­ten staf­fel die ge­schäf­te der fa­mi­lie kon­so­li­diert und pro­fi­ta­bel ge­macht hat, geht es, im haupt­hand­lungs­strang der zwei­ten staf­fel, um die ex­pan­si­on der peaky blin­ders von bir­ming­ham nach lon­don. die­ser lose auf rea­len his­to­ri­schen er­eig­nis­sen be­ru­hen­de hand­lungs­rah­men, er­laubt den se­ri­en­ma­chern gleich zwei neue me­ga­bö­se­wich­ter ein­zu­füh­ren. der eine, charles sa­bi­ni, ist ein gangs­ter mit ita­lie­ni­schen wur­zeln, der wun­der­bar irre von noah tay­lor ge­spielt wird. an der an­de­ren, neu ein­ge­führ­ten gangs­ter­fi­gur al­fie so­lo­mons, fiel mir von an­fang an die fas­zi­nie­ren­de, schnodd­rig nu­scheln­de stim­me auf. vom ers­ten auf­tritt an, war ich fas­zi­niert von der fi­gur und no­tier­te mir, un­be­dingt nach­zu­se­hen, wer die­sen al­fie spielt. er­staun­li­cher­wei­se heisst der schau­spie­ler tom har­dy, der vor ein paar jah­ren bane in the dark knight ri­ses spiel­te und kürz­lich mad max.

auch sam neill ist in die­ser staf­fel wie­der da­bei, al­ler­dings um ei­ni­ges dunk­ler und sa­dis­ti­scher, als noch in der ers­ten staf­fel. die di­men­sio­nen sei­nes ra­che­feld­zu­ges, neh­men schon fast ta­ran­ti­o­noe­que züge an, mit dem ent­schei­den­den un­ter­schied, dass es schwer­fällt ir­gend­ei­ne art von sym­pa­thie für den, mitt­ler­wei­le vom in­spek­tor zum ma­jor be­för­der­ten ches­ter camp­bell zu emp­fin­den.


ich habe mich ja im­mer ge­fragt, war­um die BBC so vie­le dra­men ver­filmt, die im frü­hen 20. jahr­hun­dert spie­len. wahr­schein­lich wa­ren die re­qui­si­ten und ku­lis­sen aus dem frü­hen jah­ren des letz­ten jahr­hun­derts so teu­er, dass sie jetzt für jede sechs­te BBC-dra­ma­se­rie be­nutzt wer­den müs­sen, um sich be­zahlt zu ma­chen. an­de­rer­seits er­freut sich die pe­ri­ode auch in den USA gros­ser be­liebt­heit, bei­spiels­wei­se im gran­dio­sen the knick.

der wahr­schein­li­che­re grund ist wohl, dass das frü­he 20. jahr­hun­dert her­vor­ra­gend da­für eig­net, hand­lungs­rah­men wie im wes­tern-gen­re zu schaf­fen und gleich­zei­tig eine ge­wis­se ver­traut­heit bei­zu­be­hal­ten. das frü­he 20. jahr­hun­dert ist uns gleich­zei­tig fremd und ver­traut, sei­ne spu­ren las­sen sich noch über­all in eu­ro­pa fin­den — ganz be­son­ders in gross-bri­ta­ni­en. so ein set­ting, in der nicht all zu fer­nen ver­gan­gen­heit, er­laubt das di­stan­zier­te, aber nicht ganz exo­ti­sche aus­lo­ten der klas­si­schen wes­tern-the­men mann-ge­gen-mann, du­ell im son­nen­un­ter­gang oder grau­sa­me ge­walt ge­gen un­schul­di­ge.

so kann man die hand­lung der staf­fel mit männ­lich­keits­ri­tua­len, sinn­lo­ser ge­walt und hah­nen­kämp­fen fül­len, ohne völ­lig aus der zeit ge­fal­len zu wir­ken. gleich­zei­tig kann man den ein­druck von zeit­ge­mäss­heit ein­flies­sen las­sen, in­dem man hin und wie­der am ran­de die eine oder an­de­re weib­li­che rol­le aus­leuch­tet oder ge­le­gent­lich weib­li­che per­spek­ti­ven ein­impft und pol­ly grey sät­ze wie die­sen sa­gen lässt:

das soll jetzt gar nicht so ne­ga­tiv klin­gen, peaky blin­ders geht mit sei­nen weib­li­chen rol­len durch­aus be­dacht um und ich hat­te durch­aus das ge­fühl, dass die se­rie die schrei­en­den un­ge­rech­tig­kei­ten, grau­sam­kei­ten und männ­li­chen do­mi­nanz­ri­tua­le, die frau­en da­mals™ er­lei­den muss­ten, an­pran­gert. aber nichts des­to trotz, muss man sie am bild­schirm er­tra­gen.

im­mer­hin, die un­ge­rech­tig­keit, die da­mals üb­li­che will­kür­li­che ge­walt, be­kom­men nicht nur frau­en zu spü­ren, son­dern alle, die nicht das glück ha­ben in eine hö­he­re klas­se ge­bo­ren zu sein oder für ih­ren schutz be­zah­len kön­nen. die dar­ge­stell­ten ver­hält­nis­se in den bri­ti­schen ge­fäng­nis­sen des frü­hen 20. jahr­hun­derts glei­chen de­nen, die wir aus game of thro­nes ken­nen, die po­li­zei-wil­kür scheint bei­na­he gren­zen­los und selbst der noch-nicht-pre­mier­mi­nis­ter win­s­ton chur­chill wird als in­tri­gan­ter, mor­den­der schat­ten­bö­se­wicht dar­ge­stellt.


apro­pos chur­chill; wur­de der noch in der ers­ten staf­fel von andy ny­man dar­ge­stellt, wird er in der zwei­ten staf­fel, viel bes­ser und schlabb­ri­ger, von ri­chard mc­ca­be ge­spielt. eine an­de­re rol­le, de­ren schau­spie­le­rin nicht wech­sel­te, mach­te beim wech­sel in die zwei­te staf­fel eine er­staun­li­che wen­de durch. wur­de grace bur­gess (ge­spielt von an­na­bel­le wal­lis), in der ers­ten staf­fel noch als star­ke, furcht­lo­se, un­ab­hän­gi­ge frau dar­ge­stellt, wirkt sie in der zwei­ten staf­fel plötz­lich un­si­cher, ängst­lich und de­vot und wird ei­gent­lich nur noch als spiel­ball beim pim­melfech­ten zwi­schen shel­by und cam­pell ge­zeigt. aber grace bur­gess ver­liert in der zwei­ten staf­fel nicht nur ihre furch­lo­sig­keit und un­ab­hän­gig­keit, son­dern auch ihre mar­kan­te nase. das wie­der­um liegt nicht an den show­run­nern, son­dern an der schau­spie­le­rin, die of­fen­bar mit der aus­prä­gung ih­rer nase un­zu­frie­den war. rechts habe ich das pro­fil der staf­fel-eins-grace durch­ge­paust, links das der staf­fel zwei.

ich bin ja eher ein freund von mar­kan­ten na­sen. so ge­fiel mir ni­co­le kid­man mit ih­rer pro­the­ti­schen vir­gi­nia-woolf-nase in the hours viel bes­ser als die ori­gi­nal ni­co­le kid­man. für eine wei­le schien die nase auch ni­co­le kid­man sehr gut zu ge­fal­len: mit ihr er­kann­ten sie die pa­pa­raz­zi nicht mehr.

tat­säch­lich ist auch grace bur­gess in der zwei­ten staf­fel fast nicht mehr zu er­ken­nen. aber ei­nen vor­teil hat ihre neue, zu lieb­li­che und per­fek­te neue nase: sie wirkt nicht mehr wie eine be­su­che­rin aus dem 21. jahr­hun­dert.


ich rege mich ja neu­er­dings stän­dig über das hand­lungs­mus­ter von ja­mes-bond-fil­men auf. selbst das an­stän­dig ge­mach­te the night ma­na­ger woll­te sich im fi­na­le nicht von die­sem aus­ge­lutsch­ten, null­acht­fünf­zehn-vor­ge­hen lö­sen, in dem der held, nach ei­ni­gen rück­schlä­gen, schluss­end­lich mit for­tü­ne und ei­nem aus­ge­feil­ten, hell­se­he­ri­schen mega-plan, den bö­se­wich­tern und all ihre be­sitz­tü­mer in die luft jagd. peaky blin­ders läuft im fi­na­le auch auf die­sem weg ent­lang, ret­tet die glaub­wür­dig­keit aber da­durch, dass das fi­na­le eben nicht so glatt läuft wie uns das in agen­ten­fil­men ger­ne vor­ge­spielt wird. zu­mal tho­mas shel­bys plan aus­ge­feilt und raf­fi­niert ist, aber eben nicht über­kom­plex und da­mit un­glaub­wür­dig.

die hin­lei­tung zur drit­ten staf­fel, de­ren aus­s­rah­lung im mai be­ginnt, fand ich auch ge­lun­gen, vor al­lem, weil sie ohne cliff­han­ger oder über­flüs­si­gen span­nungs­schnör­kel aus­kam. trotz­dem zeigt der trai­ler, dass es in der drit­ten staf­fel be­stimmt nicht lang­wei­lig wird. ich freue mich sehr dar­auf.

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die zwei­te staf­fel peaky blin­ders gibt es (noch?) nicht ab mai auf net­flix, al­ler­dings auf sky on­line und wat­che­ver. we­gen der teil­wei­se wil­den ak­zen­te, muss­te ich die staf­fel gröss­ten­teils mit un­ter­ti­teln an­se­hen, ich kann aber ge­nau des­halb nur ra­ten, die se­rie im eng­li­schen ori­gi­nal an­zu­se­hen. al­lein we­gen des (mut­mass­lich) un­über­setz­ba­ren irisch von sam neill und dem fas­zi­nie­ren­dem ge­nu­schel von tom har­dy, lohnt sich das.

(die bil­der stam­men gröss­ten­teils von der peaky-blin­ders-face­book­sei­te)