„on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zer“

felix schwenzel

in der bun­des­tags­de­bat­te zum ge­setz­ent­wurf der re­gie­rung für das so­ge­nann­te zu­gangs­er­schwe­rungs­ge­setz zur kin­der­por­no­gra­phie, die ich mir heu­te abend im kreis mei­ner fa­mi­lie live an­ge­se­hen habe (selbst das 13jäh­ri­ge kind hat die de­bat­te von an­fang bis zum ende ver­folgt!) hat die ab­ge­ord­ne­te mi­chae­la noll sehr laut und schnell und of­fen­bar auch sehr er­regt ge­ze­tert ge­re­det und sich be­klagt, dass über die­ses schö­ne ge­setz so viel „ge­ze­tert“ und dis­ku­tiert wird. ge­gen ende ih­rer rede hat sie ein sehr schö­nes neu­es wort er­fun­den, als sie über die jüngs­te al­lens­bach-stu­die ge­re­det hat, die ir­gend­was be­le­gen soll. die aus­sa­ge­kraft der stu­die hat tors­ten kleinz heu­te be­reits ein biss­chen ana­ly­siert. so trau­rig die gan­ze de­bat­te vor al­lem hin­sicht­lich der re­de­bei­trä­ge der SPD und CDU/CSU-frak­ti­on war, so er­hei­ternd emp­fand ich die­sen neo­lo­gis­mus:

… und noch­mal den hin­weis ge­macht auf die al­lens­bach­stu­die. 91% der men­schen die sind über 16 sind dazu be­fragt wor­den, die hal­ten das für wich­tig und es gibt nur 9% der geg­ner und das sind die so­ge­nann­ten on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zer.

mal ab­ge­se­hen da­von, dass die for­mu­lie­run­gen se­man­tisch und gram­ma­ti­ka­lisch höchst frag­wür­dig sind, was wahr­schein­lich der auf­re­gung ge­schul­det war, die­ses wort ist gross­ar­tig und höchst be­scheu­ert.

ich habe die ent­schei­den­de stel­le von frau nolls re­de­bei­trag aus ei­ner auf­zeich­nung der de­bat­te her­aus­ge­schnit­ten: on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zer_lang.mp3. die gan­ze de­bat­te habe ich hier als .m4b-da­tei ge­fun­den [via].

die „per­sön­li­che er­klä­rung“ von jörg @tauss nach der ab­stim­mung fand ich üb­ri­gens ziem­lich über­zeu­gend und auf­rich­tig. er zeigt, dass in der SPD nicht al­les schlecht ge­we­sen ist, aber wie die­se „bun­des­tags­com­mu­ni­ty“ sei­ne 5mi­nu­ten rede quit­tier­te, die im­mer­hin die letz­te sei­ner par­la­men­ta­ri­schen kar­rie­re ge­we­sen ist, fand ich pein­lich. ak­kus­tisch hör­te es sich an, als ob ihm am ende nur 5 ab­ge­ord­ne­te ap­plau­diert hät­ten, @343max mein­te gar, dass ihm nur die FDP ap­plau­diert hät­te (spe­ku­la­tio­nen gibts dazu auch). schon er­staun­lich, dass es so­gar beim ap­plaus frak­ti­ons­zwang zu ge­ben scheint und sich die SPD-ab­ge­or­den­ten nicht zu scha­de sind, ge­schlos­sen so mit ei­nem frak­ti­ons-kol­le­gen um­zu­ge­hen.