kurzktik mr. tur­ner

felix schwenzel in gesehen

noch ein film in dem in den ers­ten 30 mi­nu­ten so gut wie nichts pas­siert. das be­son­de­re an tur­ner, der ver­fil­mung des le­bens von wil­liam tur­ner: auch den rest des films pas­siert nichts.

der film fängt mit ei­ner wun­der­schö­nen land­schafts­ein­stel­lung an, die hol­län­di­sche hü­gel zeigt und zwei hol­län­de­rin­nen die sich (auf nie­der­län­disch) un­ter­hal­ten und lang­sam auf die ka­me­ra zu­ge­hen. als sie nach 3 mi­nu­ten die ka­me­ra er­reicht ha­ben und vor­bei­ge­hen, schwenkt die ka­me­ra auf ei­nen hü­gel, auf dem man sieht, wie tur­ner land­schafts­skiz­zen zeich­net. nächs­te ein­stel­lung: tur­ner kommt zu­hau­se an. das ist so un­ge­fähr das grund­re­zept des films: sze­nen aus tur­ners le­ben zei­gen, teil­wei­se mit schön kon­stru­ier­ten bil­dern ge­filmt, aber im­mer un­prä­ten­ti­os und un­pa­the­tisch, und dann ein schnitt, der wei­te­re sze­nen aus tur­ners le­ben zeigt, die ent­we­der ein paar se­kun­den, stun­den, tage oder jah­re aus­ein­an­der lie­gen kön­nen.

un­er­träg­lich sind die dia­lo­ge: die leu­te un­ter­hal­ten sich auf un­fass­bar ge­stelz­te wei­se, sind steif und in kon­ven­tio­nen ge­fan­gen. ich gehe da­von aus, dass die dia­lo­ge ei­ni­ger­mas­sen au­then­tisch zei­gen, wie man sich im 19ten jahr­hun­dert un­ter­hal­ten hat — was die dia­lo­ge nicht er­träg­li­cher macht, aber im­mer­hin in­ter­es­san­ter. mir ge­fiel das am an­fang nicht be­son­ders, aber nach und nach ge­wöhn­te ich mich dar­an und ver­folg­te das nicht-ge­sche­hen mit wach­sen­dem in­ter­es­se.

man be­kommt ei­nen gu­ten ein­blick in tur­ners (mög­li­cher­wei­se ge­führ­tes) le­ben und die zeit in der er leb­te. man sieht, dass er auf die kon­ven­tio­nen nicht viel gibt und statt sich ge­stelzt zu un­ter­hal­ten, lie­ber brummt oder schweigt. man sieht wie er wie am fliess­band malt, wie er (und sei­ne haus­häl­te­rin) von schnitt zu schnitt äl­ter wer­den und wie er am ende stirbt.

viel mehr als ein tur­ner-por­trait, ist der film ein por­trait der zeit in der tur­ner leb­te und des fort­schritts den er mit­er­leb­te. es ist die zeit, in der mo­der­ne ma­le­rei sich lang­sam ent­wi­ckel­te, un­ter kräf­ti­ger mit­hil­fe von tur­ner selbst, eine zeit in der die ers­ten ei­sen­bah­nen ge­baut wur­den und die fo­to­gra­fie sich lang­sam du­trch­setz­te — bei­des von tur­ner in­ter­es­siert und (ver­hal­ten) fas­zi­niert be­ob­ach­tet. am ende war ich froh den film zu­en­de ge­se­hen zu ha­ben ob­wohl — oder ge­ra­de weil — in dem film nichts pas­siert son­dern ein­fach nur das eine oder an­de­re ge­zeigt wird. von mir aus kön­nen viel mehr fil­me so auf­ge­baut sein.