blogo­ma­nie

felix schwenzel

das­nuf ana­ly­siert ein in­ter­es­san­tes fehl­ver­hal­ten, die blogo­ma­nie, auch blog­gen ge­nannt. sehr in­ter­es­sant, für mich ganz be­son­ders, weil auch ix drin vor­kom­me, wie ix fin­de ver­gleichs­wei­se in­tel­li­gent und gar nicht scheis­se:

Blogs un­ter der Lupe

Blogo­ma­nie ist ein in der Re­gel vor­rü­ber­ge­hen­der psy­chi­scher Def­fekt, bei dem da­von Be­trof­fe­ne re­gel­mä­ßig be­stimm­te Ge­dan­ken, Im­pul­se oder Hand­lun­gen in so­ge­nann­ten - meist öf­fent­li­chen - Web­logs schrift­lich hin­ter­le­gen. Cha­rak­te­ris­tisch ist da­bei, dass die Hand­lung durch die Be­trof­fe­nen als sinn­frei oder über­trie­ben er­kannt wird.

Epi­de­mio­lo­gie
Fast ein Zehn­tel Pro­zent der deut­schen Be­völ­ke­rung bloggt. Män­ner schei­nen et­was häu­fi­ger als Frau­en be­trof­fen zu sein. Be­glei­tend lei­den vie­le Men­schen mit Blog­wahn an In­ter­net und/oder Di­gi­tal­ca­me­ra.

Kli­nik und Ver­lauf
Das Blog­gen ist durch wie­der­keh­ren­de Ri­tua­le ge­kenn­zeich­net. Da­bei kann es sich um Wort- und/oder Bild­pos­tings han­deln. Ei­ge­ne Ideen, Vor­stel­lun­gen oder Im­pul­se, wer­den re­gel­mä­ßig zu „Pa­pier“ ge­bracht. Das Blog­gen er­for­dert ei­nen ho­hen Zeit­auf­wand und be­hin­dert den All­tag er­heb­lich. Blog­gen be­ginnt meist im spä­ten Er­wach­se­nen­al­ter vor dem 30. Le­bens­jahr. Es be­ginnt meist lang­sam zu­neh­mend und ver­schlim­mert sich ste­tig. Bei zwei Drit­teln der Be­trof­fe­nen wird das blog­gen chro­nisch, bei ei­nem wei­te­ren Drit­tel schub­wei­se mit aku­ten Ver­schlech­te­run­gen un­ter be­son­de­ren Be­las­tun­gen.

Ura­chen
Eine ein­zi­ge aus­lö­sen­de Ur­sa­che kennt man nicht. Wahr­schein­lich ist eine Kom­bi­na­ti­on von Ver­an­la­gung, Hirn­stoff­wech­sel­stö­run­gen und see­li­schen Ur­sa­chen für das Ent­ste­hen des Phä­no­mens ver­ant­wort­lich. Auch scheint blog­gen im höchs­ten Maße an­ste­ckend zu sein.

Dia­gno­se
Ge­mäss ICD-10, Code G53-625web, gel­ten fol­gen­de dia­gnos­ti­schen Leit­li­ni­en:
1. Die Pos­tings müs­sen vom Pa­ti­en­ten als sei­ne ei­ge­nen er­kannt wer­den.
2. Der Be­trof­fe­ne schreibt durch­schnitt­lich min­des­tens ei­nen Ein­trag pro Wo­che.
3. Der Pa­ti­ent sam­melt sei­ne Ge­dan­ken mit Vor­lie­be in ei­nem Heft­chen so­bald er sich wei­ter als 500 Me­ter von ei­nem Com­pu­ter auf­hält.

The­ra­pie
Un­be­kannt. In ei­ni­gen we­ni­gen Fäl­len soll Com­pu­ter­klau, Vi­ren­soft­ware oder das Ver­bin­den der Fin­ger hel­fen. Eine voll­stän­di­ge Hei­lung ist nur sel­ten zu er­rei­chen, eine Lin­de­rung der Be­schwer­den ist je­doch fast im­mer mög­lich.

Fall­stu­die ix
Das nä­her be­trach­te­te In­di­vi­du­um ist männ­lich, ca. mit­te dreis­sig. ix bloggt seit fast fünf Jah­ren bei­na­he täg­lich. Im Durch­schnitt er­reicht er 4 Pos­tings am Tag. Das Spek­trum um­spannt 0 bis ma­xi­mal 12 Bei­trä­ge. Da­bei ver­wen­det ix die ge­sam­te Band­brei­te der vi­su­el­len Hilfs­mit­tel (Schrift, Bild, Fa­kal­spra­che), die er zum Teil mit Ton un­ter­malt. Die durch­nitt­li­che Pos­tinglän­ge be­trägt 287 Zei­chen. ix hat Pro­ble­me sich im The­ma fest­zu­le­gen. Ei­ni­ge Wie­der­ho­lun­gen und Sys­te­ma­ti­ken sind trotz­dem er­kenn­bar.
ix schreibt ger­ne über Ta­bu­the­men und Schwei­ner­ein, was auf ei­nen im Al­ter re­gres­sie­ren­den Cha­rak­ter schlie­ßen lässt. ix täuscht so­zia­le Kon­tak­te im sog. Real Life vor, in­dem er bis­wei­len Ein­zel­per­so­nen stark her­vor­hebt und lob­hu­delt. Dies tut er ver­mut­lich im vol­len Be­wußt­sein, um sei­ne oft auf­tre­ten­den Selbst­be­lo­bun­gen we­ni­ger kon­trast­reich er­schei­nen zu las­sen. ix schreibt sel­ten bis gar nicht neu­tral son­dern be­wer­tet Ta­ges­ge­scheh­nis­se, an­de­re Web­log­ein­trä­ge oder sons­ti­ge Vor­komm­nis­se.
Die Aus­wer­tung er­gibt dass ne­ben der Nen­nung des Wor­tes „ix“ die häu­figs­ten Wort­ko­mi­na­tio­nen lau­ten: „trin­ken“, „fur­zen“, „Scheis­se“, „Blog­ger“, „in­tel­li­gent“, „ka­cken“ und „Ver­gleich“. Durch die sprö­de Art und Wei­se sich aus­zu­drü­cken sen­det ix in­ver­se Le­gi­ti­mi­täts­si­gna­le an sei­ne vir­tu­el­le Um­welt, die zum ei­nen an die tat­säch­li­che in­di­vi­du­el­le Rea­li­tät sei­ner Le­ser an­kop­pelt - zum an­de­ren je­doch ab­sto­ßend wirkt, da sie so­zia­le Ge­pflo­gen­hei­ten und Ri­tua­le des mensch­li­chen Zu­sam­men­seins igno­riert.
ix hat durch das Steh­len sei­ner Hard­ware be­reits ei­nen ers­ten Aus­stieg­ver­such aus der Blog­ger­sze­ne ver­sucht. Lei­der ge­lang ihm der Aus­stieg nicht nach­hal­tig.

Ab­schlie­ßend lässt sich sa­gen, dass ix zu den 40% ge­hört bei de­nen eine Hei­lung nicht sehr wahr­schein­lich ist.
(das­nuf)