Regelmäßiges küssen erhöht die Lebenserwartung

Als ich heute Nacht zum wiederholten Male um 3.00 Uhr aufwachte, meine Wohnung aufgeräumt, meine Steuererklärung 2004 fertig gestellt und einen weiteren teuflischen Plan zum Ergattern einer 4-Zimmer-Wohung geschmiedet hatte, fiel mir in den folgenden schlaflosen Stunden auf, dass ich mehr Sport treiben sollte.
Allerdings haben sich alle Versuche, egal wie enthusiastisch sie starteten, nach einiger Zeit als langweilig erwiesen.
Da fiel mir ein, dass ein Kuss den Körper so anregt, wie 100 Meter joggen. Er bringt das Herz auf 150 Schläge pro Minute und lässt den Blutdruck auf 170 steigen.
Es ist also nur logisch mehr zu küssen, statt würdelos schwitzend durch Parks zu rennen.
In meinem Leben putze ich 2.737 Stunden Zähne, bügle 1.300 Stunden und koche sogar 750 Stunden Kaffee – verbringe aber nur 730 Stunden mit Küssen. Die absolute Küsshäufigkeit korreliert sogar negativ mit dem Vorhandensein einer festen Beziehung. Mehr Küssen alleine stellt natürlich keine befriedigende Lösung dar. Wichtig ist es, den Anteil des qualitativ hochwertigen Küssens im Verlaufe eines Lebens sukzessive zu erhöhen.
Die meisten beherrschen das angenehme Küssen mit zunehmendem Alter immer besser (wieder ein toller Vorteil des Alters). Das Exemplar grauenerweckender Küsser scheint mir in der Bevölkerung ohnehin relativ selten vorzukommen.
Von meinen Erfahrungen als Teenager abgesehen, musste ich 28 werden, bis ich einen Herren küsste, der so unfassbar schlecht küsste, dass ich es Mal um Mal nicht glauben konnte. Er spitzte bei jedem Kuss seine Lippen wie ein Vögelchen und gab mir kleine Schmatzerchen, die sich anfühlten wie zusammengeknüllte Alufolie. Wenn er seine Zunge einsetzte, legte er sie mir wie ein totes Tier in den Mund.
Das erinnerte mich an eine weitere Weisheit meiner sehr viel jüngeren Schwester: Zungenküsse bereiten das gleiche Gefühl wie Nacktschnecken ablecken.
Glücklicherweise habe ich nun schon seit längerem einen sehr angenehmen, ja geradezu profihaften Küsser an der sprichwörtlichen Hand.
Wenn ich aber an alle Fehlversuche der Jugendzeit zurückdenke, so kommt mir vor allem eine Art von Mangelküsser in Erinnerung. Der sogenannte "Propellerküsser". Das sind Menschen, die von sich selbst glauben besonders aufregend und gekonnt zu küssen. Leider ist dies ein Irrtum, denn das einzige was sie tun, ist ihre Zunge versteifen um dann propellerimitierend im fremden Mundraum rumzurühren. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an diese Küsse denke.
Pfui!
