„heut‘ wärs mir wurscht“

felix schwenzel

es heisst ja im­mer, blogs kau­en in­hal­te aus den me­di­en wie­der und sei­en nicht so son­der­lich ori­gi­nell. da­bei er­gän­zen sich „eta­blier­te“ me­di­en und blogs ganz aus­ser­or­dent­lich gut. dem re­cher­che- und schreib­schwa­che zeit-lüke, der in sei­nem „grund­skep­ti­schem“ pla­ti­tü­den-blog ja kürz­lich mein­te eine re­cher­che-all­er­gie bei blog­gern fest­ge­stelllt zu ha­ben („Schein­bar gibts in wei­ten Tei­len der deutsch­spra­chi­gen Blogo­sphä­re Be­den­ken ge­gen Re­cher­che zu ge­ben. Man könn­te dann ja zum Jour­na­lis­ten wer­den.“) muss ich an­satz­wei­se ein biss­chen recht ge­ben. als ich kürz­lich hel­mut mark­wort eit­len und bi­got­ten op­por­tu­nis­mus vor­warf hät­te ich — woll­te ich jour­na­lis­ti­schen mas­stä­ben ge­nü­gen — mark­wort fra­gen müs­sen wie er zu mei­nem vor­wurf stün­de. aber wäre das ei­ner­seits er­hel­lend ge­we­sen? hät­te ich eine ehr­li­che ant­wort be­kom­men? hät­te ich über­haupt eine ant­wort be­kom­men? ste­fan nig­ge­mei­er hat die jour­na­lis­ti­sche drecks­ar­beit er­le­digt und nach­ge­fragt und eine ant­wort be­kom­men (frank­fur­ter all­ge­mei­ne sonn­tags­zei­tung vom 19.02.2006, „die lie­ben kol­le­gen“):

Es klang ein we­nig hohl, als Hel­mut Mark­wort die­se Wo­che in sei­nem „Fo­cus“-ta­ge­buch die Mei­nungs­frei­heit auch dann be­schwor, wenn sie är­gert, wo er doch vor zehn Jah­ren „Zit­ty“ udn „Ti­ta­nic“ we­gen ei­ner Ka­ri­ka­tur ver­klagt hat­te, in der „Fak­ten“-drei­klang durch ein an­de­res F-Wort er­setzt wur­de. Um die Fra­ge, war­um man Mo­ham­med be­lei­di­gen darf, aber nicht Mark­wort, drückt er sich — schließ­lich habe er ja kei­ne ge­walt aus­ge­übt, son­dern nur ein Ge­richt an­ge­ru­fen, was doch je­der­manns Recht sei. Aber er sagt auch, heu­te wür­de er nicht mehr kla­gen, „heut’ wär’s mir wurscht“.

aha. nach mark­wort wird die pres­se- und mei­nungs­frei­heit aus­schliess­lich durch ge­walt ge­fähr­det? auf die­ses eit­le und hin­ter­fot­zi­ge, pseu­do-jo­via­le haa­re­spal­ten könn­te man ge­nau­so wie nig­ge­mei­er auf ein „via“ auf wir­res.net, ver­zich­ten.