de­sign­klick­trends

felix schwenzel

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ganz gros­se qua­li­täts­of­fen­si­ve bei spie­gel.de. ma­thi­as mül­ler von blu­men­cron, wäch­ter und selbst­er­nann­ter ga­rant von qua­li­tät, er­bit­ter­ter geg­ner von schrott, stellt ja schon län­ger auch an­de­ren qua­li­täts­lie­fe­ran­ten sei­ne be­schei­de­ne, klei­ne do­main zur ver­fü­gung (gu­ten­berg, eh­ren­senf, schu­le, wet­ter, ser­vice). „de­sign­klicks“ heisst ein wei­te­res die­ser ehr­gei­zi­gen pro­jek­te un­ter der spie­gel.de do­main: de­sign­klicks.spie­gel.de.

auf der start­sei­te von de­sign­klicks liest man ei­nen auf­ruf an fo­to­gra­fen, il­lus­tra­to­ren, de­si­gner, ar­chi­tek­ten und „stu­den­ten künst­le­ri­scher fach­rich­tun­gen“ ihre bes­ten ar­bei­ten und in­spi­rie­ren­de „ein­drü­cke“ ein­zu­rei­chen. der deal ist klar: de­sign­klicks ver­öf­fent­licht ar­bei­ten von krea­ti­ven, die be­kom­men auf­merk­sam­keit, de­sign­klicks be­kommt in­hal­te und spie­gelon­line er­hofft sich mit der her­ga­be sei­nes mar­ken­na­mens als dach ein biss­chen image­ge­winn.

so­weit so gut. da aber das trend­bü­ro hin­ter den de­sign­klicks steht, kommt man nicht um­hin die­se platt­form ein­fach platt­form sein zu las­sen, son­dern muss das gan­ze noch mit et­was vor­ge­schal­te­tem web2.0-ge­sül­ze an­rei­chern:

Schwarm­in­tel­li­genz steht für eine Ent­schei­dungs­fin­dung, die sich aus dem ge­mein­sa­men Han­deln vie­ler In­di­vi­du­en er­gibt. Mit der In­tel­li­genz von vie­len löst sie die Auf­ga­ben des Ein­zel­nen. Denn die Mehr­hei­ten sind schlau­er als je­des ih­rer ein­zel­nen Mit­glie­der. Die­sen An­satz will De­sign­Klicks be­wei­sen und nut­zen, um dem Krea­ti­ven ein brei­tes Feed­back und den In­ter­es­sier­ten eine Idee von der Äs­the­tik von mor­gen zu ge­ben.

die­ses schwarm­ge­sül­ze be­deu­tet ei­gent­lich nur, dass man die in­tel­li­genz der be­nut­zer auf das kli­cken re­du­zie­ren möch­te, oder tren­dy aus­ge­drückt: aufs „vo­ten“. denn mehr als vo­ten darf der schwarm­in­tel­lek­tu­el­le be­nut­zer auf der site nicht tun. re­dak­ti­on, aus­wahl und qua­li­täts­kon­trol­le ob­lie­gen, ganz tra­di­tio­nell, web0.1-mäs­sig, den trend- und äs­the­tik-ex­per­ten des trend­bü­ros und von ih­nen er­nann­ten „ex­per­ten“:

Neue Bil­der wer­den vor der Frei­schal­tung vom Trend­bü­ro ge­sich­tet. Da De­sign­Klicks je­doch kein all­ge­mei­ner Fo­to­blog ist, son­dern sich mit sei­nen pro­fes­sio­nel­len Teil­neh­mern auf die Su­chen nach ei­ner neu­en Äs­the­tik be­gibt, wer­den nur Bil­der frei­ge­schal­tet, die wir in die­sem Kon­text als pas­send prä­sen­tiert an­se­hen. Wir sind der Auf­fas­sung, dass dies zur Wah­rung der Qua­li­tät not­wen­dig ist.

aber halt, stop. das kann es doch nicht ge­we­sen sein. krea­ti­ve la­den bil­der und ar­bei­ten auf eine site, eine aus­wahl­wird frei­ge­schal­tet, be­nut­zer „vo­ten“ da­für, alle be­kom­men auf­merk­sam­keit. das gibts ja schliess­lich schon tau­send­fach und vor al­lem tau­sen­fach bes­ser und auch ohne klug­scheis­ser die mei­nen sie al­lein könn­ten qua­li­tät von schund un­ter­schei­den. man müss­te das al­les noch ein biss­chen „wert­vol­ler“, grös­ser, be­deu­ten­der ma­chen, hat man sich im trend­bü­ro wohl ge­dacht, schliess­lich lässt sich der chef-spon­sor, ma­thi­as mül­ler von blu­men­cron nicht so ein­fach blen­den und ent­tarnt schrott mit ei­nem fe­der­streich. also wird flux ein wer­te­k­os­mos auf das gan­ze din­ge ge­flanscht:

De­sign­Klicks zeigt nicht nur schö­ne Ober­flä­chen, son­dern fragt auch nach den dar­un­ter lie­gen­den Wer­ten. Je­dem Bild wird vom Ein­stel­ler eine Po­si­ti­on im se­mio­me­tri­schen Raum, dem so ge­nann­ten Wer­te­k­os­mos zu­ge­wie­sen, wel­che die vor­herr­schen­de Stim­mung des Mo­tivs be­schreibt. Im na­vi­gier­ba­ren Wer­te­k­os­mos er­schei­nen alle Mo­ti­ve ge­ord­net nach ih­rer Bild­aus­sa­ge zwi­schen den Po­len Lust und Kon­trol­le, Har­mo­nie und Kon­flikt. An Pro­zent­zah­len lässt sich er­ken­nen, ob die ein­ge­stell­ten Bil­der der­zeit über­wie­gend ro­man­tisch, tech­nisch oder fremd­ar­tig sind – eine Art Stim­mungs­ba­ro­me­ter für die Bild­spra­che.

ganz klar. ich als „ein­stel­ler“ die­ses blog­ein­tra­ges wür­de die un­ter de­sign­klicks lie­gen­den wer­te ganz ein­deu­tig in rich­tung lust­lo­se, über­re­gu­lier­te, auf­ge­hübschte trend­ka­cke ver­or­ten. ver­wun­der­lich ist ei­gent­lich nur, dass sich dort zwar kei­ne neue äs­the­tik, wohl aber ein paar ganz an­stän­di­ge wer­ke fin­den las­sen. mehr trend­ge­sül­ze kann man in den de­sign­klick-faqs le­sen, wo­bei dort auch steht:

Feed­back und An­re­gun­gen bit­te aus­schließ­lich per Email an: de­sign­klicks@trend­bue­ro.de

oh je! hät­te ich die­sen ar­ti­kel even­tu­ell gar nicht hier ver­öf­fent­li­chen dür­fen? hät­te ich die­sen mit schwarm- und schwamm­in­tel­li­genz ge­füll­ten ar­ti­kel bes­ser nur ans trend­bü­ro zur eva­lu­ie­rung ge­schickt? hof­fent­lich gibt das kei­ne ab­mah­nung. lie­gen ja auch ge­ra­de voll im trend.

eins noch. in­ter­views gibts auf de­sign­klicks auch:

De­sign­Klicks lädt re­gel­mä­ßig und in­ter­dis­zi­pli­när Ex­per­ten ein, im In­ter­view State­ments zur Bild­spra­che, ih­ren Vi­sio­nen und In­spi­ra­tio­nen ab­zu­ge­ben.

un­ter an­de­rem gibts auch ein in­ter­view mit ca­ro­la say­er, die zu­sam­men mit rai­ner ben­der eh­ren­senf macht. zur bild­spra­che und zu ih­ren vi­sio­nen liest man nicht all­zu­viel, wohl aber zur in­spi­ra­ti­on von eh­ren­senf, ro­cket­boom und zu den ers­ten er­geb­nis­sen der eh­ren­senf/spie­gelon­line ko­ope­ra­ti­on: ein sprung von 15 000 auf 62 000 zu­schau­er/down­loa­der pro tag. wäh­rend die­ses in­ter­view also eher dem lob­prei­sen des ko­ope­ra­ti­ons­part­ners spie­gelon­line ge­wid­met ist und we­ni­ger der bild­spra­che und der asthe­ti­schen vi­si­on, dürf­te das in­ter­view mit mike mei­re tat­säch­lich um eben die­se the­men ge­hen. mir fehlt nach all dem trend­ge­sül­ze al­ler­dings die kraft das in­ter­view zu le­sen, spä­ter viel­leicht.

und noch eins. neu­er trend, mut­mass­lich vom trend­bü­ro ent­deckt: al­les ohne er­schei­nungs­da­tum ver­öf­fent­li­chen. ka­len­der­da­ten schei­nen auf der gan­zen site ver­pönt zu sein, we­der die ar­bei­ten, noch die in­ter­views tra­gen ein da­tum. nur im „log“ fin­det sich das eine oder an­de­re da­tum.

[via gies­bert da­maschke per jo­net]

[nach­trag]
der wer­be­blog­ger nennt das ge­schwa­fel „Ge­brauchs­an­lei­tung für das flickr der Ju­ro­ren und Ku­ra­to­ren“.