pa­ta­long im glas­haus

felix schwenzel

frank pa­ta­long, eine wie sa­scha pal­len­berg kürz­lich mein­te, „tech­ni­sche Flach­pfei­fe“, der das netz­welt-res­sort von spie­gel on­line ver­ant­wor­tet, schrieb heu­te den wahr­schein­lich be­klopp­tes­ten ar­ti­kel sei­ner kar­rie­re.

den ar­ti­kel schrob er er auf eine sei­te, auf der es un­ten von be­zahl­ten und kryp­tisch als „Ser­vice­an­ge­bo­te von SPIE­GEL-ON­LINE-Part­nern“ ge­kenn­zeich­ne­ten spam wer­be­links wim­melt (klei­ne aus­wahl: rou­ten­pla­ner, „Ein Ser­vice von Nav­teq“, arzt­su­che, „Ein An­ge­bot von ime­do.de“, job­su­che, „Ein Ser­vice von Mons­ter.de“). pa­ta­long:

Sei­ne an­ge­kün­dig­te und in­zwi­schen er­folg­te Skan­dal-Ver­öf­fent­li­chung be­zieht sich auf eine in der Blog-Sze­ne weit ver­brei­te­te Pra­xis, den so­ge­nann­ten be­zahl­ten Back­link […]. Da­bei kas­sie­ren Blog­ger in der Re­gel klei­ne Sum­men da­für, be­stimm­te Web­sei­ten in ih­ren Blogs zu ver­lin­ken und so dazu bei­zu­tra­gen, das Ran­king die­ser Web­sei­ten in den Lis­ten der Such­ma­schi­nen zu ver­bes­sern. Denn Teil der Such­lo­gik von Craw­ler-Such­ma­schi­nen wie Goog­le ist das Prin­zip: je mehr Links dort­hin, des­to wich­ti­ger die Sei­te".

der spie­gel macht nichts an­de­res. be­zahl­te back­links, teil­wei­se ge­tarnt durch sub-do­mains wie spie­gel.mons­ter.de, manch­mal aber auch mons­ter.spie­gel.de, en mas­se, auf je­der ein­zel­nen re­dak­tio­nel­len sei­te. das ist nicht un­ge­wöhn­lich, denn die­se pra­xis ist in der me­di­en­sze­ne weit ver­brei­tet. die welt.de machts, die zeit.de machts — alle ma­chen es. da­bei kas­sie­ren die on­line­au­trit­te der me­di­en­häu­ser in der re­gel grös­se­re sum­men da­für, das ran­king die­ser web­sei­ten in den lis­ten der such­ma­schi­nen zu ver­bes­sern. vor nicht all­zu­lan­ger zeit wur­de der pa­ge­rank di­ver­ser web­sei­ten da­für von goog­le mas­siv zu­rück­ge­setzt, weil goog­le die­se art der wer­bung als spam und such­ma­schi­nen­ma­ni­pu­la­ti­on sieht.

aber im­mer­hin ist pa­ta­long auch an­satz­wei­se selbst­kri­tisch:

Die Stei­ge­rung die­ses Prin­zips ist die so ge­nann­te Pre-Sell-Page. Sie ist eine qua­si ein­ge­schleus­te Sei­te ei­nes Wer­be­kun­den in den re­dak­tio­nel­len Kon­text ei­nes Blogs - so wie die Son­der­bei­la­ge der Zei­tung zum The­ma "Au­to­früh­ling". Das ist okay, so­lan­ge "Wer­bung" dar­über­steht.

beim spie­gel steht „Ser­vice­an­ge­bo­te“ drü­ber oder „Win­ter­rei­fen­spe­cial“. ist das okay?

pa­ta­long scheint an ei­ner art of­fen­le­gungs­all­er­gie zu lei­den. aber er hat nicht nur den fin­ger in der nase, wäh­rend er das na­sen­boh­ren kri­ti­siert, er lässt auch an­de­re das sa­gen, was er ger­ne selbst sa­gen wür­de, weil er aus jour­na­lis­ti­schen grün­den um ob­jek­tiv zu wir­ken, das nicht selbst sa­gen kann:

Ein von uns kon­tak­tier­ter Blog­ger woll­te dazu öf­fent­lich nichts sa­gen, um sich nicht mit dem als kon­flikt­freu­dig be­kann­ten "Dis­ser" Pal­len­berg an­zu­le­gen.

na gut, muss er ja nicht ver­ra­ten, dass pal­len­berg ihn ver­letzt hat. trotz­dem liest sich dass jetzt wie eine bil­li­ge re­tour­kut­sche und ein be­lei­dig­tes ab­wat­schen, weil pal­len­berg nicht mit pa­ta­long spre­chen woll­te:

Die 'Qua­li­tae­t' des Con­tents (von SPIE­GEL ON­LINE, Red.) laesst mich ein­fach nicht ueber mei­nen Schat­ten sprin­gen, um sie bei ih­rer Re­cher­che auch nur an­nae­hernd zu un­ter­stuet­zen.

also flott un­ter die fuss­mat­te gu­cken, um zu se­hen, ob da viel­leicht et­was dreck liegt:

Uns la­gen In­for­ma­tio­nen vor, dass Pal­len­bergs Mo­ti­ve nicht ganz un­ei­gen­nüt­zig sein könn­ten.

na­tür­lich! pal­len­berg bet­telt, ganz ei­gen­nüt­zig, um auf­merk­sam­keit und an­er­ken­nung. wie je­der jour­na­list das auch tut. und ja, er stellt sich im vor­feld un­ge­schickt, gross­kot­zig und un­pro­f­fe­sio­nell an, wie er mitt­ler­wei­le selbst ein­räumt. aber oh schreck! es „ru­mort in Blog­ger­krei­sen“! pa­ta­long raunt: eine kam­pa­gne, ge­gen ei­nen wett­be­wer­ber könn­te das gan­ze sein! und pal­len­berg sitzt laut pa­ta­long im glas­haus, weil er sel­ber links zu un­ter­neh­men setzt, goog­le-an­zei­gen ein­bin­det, „in de­nen die Pro­duk­te, über die er schreibt, be­wor­ben wer­den“, ge­winn­spie­le ver­an­stal­tet und af­fi­lia­te-wer­bung macht. al­les din­ge die das glas­haus, in dem pa­ta­long sitzt und schreibt, na­tür­lich nie­mals ma­chen wür­de.

ach je, ich habe pil­le­pal­len­berg (sor­ry) auch ans bein ge­pin­kelt, weil ich ge­nervt war von sei­nem tscha­ka-ge­tue und sei­nen auf­ge­bla­se­nen an­kün­di­gun­gen und sei­nem un­ge­schick­ten ge­zap­pel. aber so eine bil­li­ge re­tour­kut­sche, ohne jede selbst­re­flek­ti­on und ele­ganz ist noch­mal ne num­mer pein­li­cher. ich plä­die­re für eine straf­ver­set­zung von pa­ta­long zu on­line­kos­ten.de.

al­lein für die­sen satz, soll­te pa­ta­long bei der wort­spiel­po­li­zei an­ge­klagt wer­den und zur stra­fe sechs wolf schnei­der bü­cher le­sen:

Doch ist das wirk­lich ein Skan­dal?
Wenn, dann ist wäre es ein sze­ne­wei­ter, denn na­tür­lich sind die Zei­ten der un­be­fleck­ten In­for­ma­ti­ons­emp­fäng­nis auch in Blog­ging­hau­sen lan­ge Zeit vor­bei.

ich glau­be ernst­haft, dass ein schwach­sin­ni­ge­rer satz in­halt­lich, wie sprach­lich, noch nie ge­sagt wur­de.