kul­tur­för­de­rung für cur­ry­wurst­stän­de

felix schwenzel

ka­tia kelm:

die jury der kul­tur­stif­tung lehn­te un­ser pro­jekt ab. auf nach­fra­ge be­ka­men wir die er­klä­rung, dass wir zu alt sei­en. man för­de­re eher jün­ge­re kunst.
das er­staun­li­che dar­an war, dass sich die­se äus­se­rung nicht auf ir­gend­ei­ne off­zi­el­le al­ters­gren­ze be­zieht. die gibt es im be­wer­bungs­ver­fah­ren der stif­tung näm­lich nicht. man weiss also gar­nicht, was für die kul­tur­stif­tung “jun­ge kunst” be­deu­tet. (wei­ter­le­sen)

kul­tur­för­de­rung be­deu­tet in ham­burg meis­tens ge­le­gen­hei­ten zu schaf­fen, bei de­nen sich die leu­te be­sin­nungs­los be­sau­fen kön­nen (ha­fen­fest, welt­as­tra-tage, har­ley da­vid­son-tage). oder, wie da­ni­el rich­ter es mal sehr schön ge­sagt hat, kul­tur­po­li­tik in ham­burg führt zu

kon­glo­me­ra­ten aus mist, in de­nen man cur­ry­wurst es­sen kann und nen ham­bur­ger es­sen kann, wo ne blues-rock-band spielt oder ein feu­er­werk statt­fin­det.

bil­den­de kunst in ham­burg wird nach dem tröpf­chen­prin­zip ge­för­dert und die tröpf­chen kom­men kaum bei den künst­lern an. dass bei den künst­lern kaum was an­kommt hat auch hier nichts mit dem ver­korks­ten ur­he­ber­recht oder der po­li­tisch ge­woll­ten be­vor­zu­gung der ver­wer­ter zu tun, son­dern vor al­lem mit ei­nem ver­korks­ten kul­tur­ver­ständ­nis und dass sich die po­li­tik zum gröss­ten teil nicht um künst­ler schert.

po­li­ti­ker for­dern in ih­ren sonn­tags­re­den ger­ne mass­nah­men zur ret­tung von zei­tun­gen, tun aber nichts da­für jour­na­lis­ten ge­gen­über ver­wer­tern zu stär­ken. mu­si­ker sol­len ge­för­dert wer­den, in­dem die ver­wer­ter ge­stärkt wer­den, die wie­der­um trick­reich da­für sor­gen, dass von den ein­nah­men nicht all­zu­viel nach un­ten durch­tropft.

ähn­lich ver­hält es sich bei der kunst, die wird in ham­burg oft ge­ra­de mal so ge­för­dert, dass ein paar räu­me zur ver­fü­gung ste­hen, aber die aus­stel­lun­gen müs­sen die künst­ler dann meist selbst fi­nan­zie­ren. und selbst um die räu­me müs­sen sie kämp­fen.

da hört es sich doch sehr höh­nisch an, wenn man im haus­halts­plan der stadt ham­burg liest:

Die För­de­rung von Kul­tur ist ein un­ver­zicht­ba­rer Teil der öf­fent­li­chen Da­seins­vor­sor­ge und macht eine kul­tu­rel­le Viel­falt und Le­ben­dig­keit jen­seits markt­ge­steu­er­ter Be­lie­big­kei­ten erst mög­lich.

(wo­bei der spruch nicht nur den ein­druck von text­bau­stein­li­te­ra­tur macht)