wenn je­mand sei­ne men­schen­ver­ach­tung mit face­book­kri­tik mischt

felix schwenzel

falk lüke schrob (wit­zi­ger­wei­se er­laubt er nur face­book­mit­gie­dern den bei­trag zu le­sen, nor­ma­le, nicht bei face­book ein­ge­logg­te men­schen, dür­fen das nicht le­sen):

Face­book feels like a li­ving corp­se to me, ever­yo­ne's sen­ding, see­king even just a litt­le at­ten­ti­on for his/her life, a sad coll­ec­tion of lo­neli­ne­ss in mo­dern so­cie­ties. And tho­se who are lis­tening are the al­go­rith­ms of an ul­tra com­mer­cial plat­form run by a bunch of biz kids who never knew what they were do­ing. Dis­li­ke, strong - I'll be off this plat­form soon next year (as much as Face­book is al­lo­wing me and my con­tent to lea­ve it).

nach dem ers­ten kom­men­tar, in dem da­ni­el brö­cker­hoff sag­te, dass man das ei­gent­lich so für alle so­zia­len netz­wer­ke und all­ge­mein auch für das in­ter­net sa­gen könn­te, ant­wor­te­te falk lüke: „Wo­an­ders fin­det In­ter­ak­ti­on statt. Hier kaum.“

als ers­tes fiel mir auf, dass die von falk lüke ver­miss­te in­ter­ak­ti­on auch da­mit zu­sam­men­hän­gen könn­te, dass der der bei­trag auf eng­lisch ver­fasst ist und da­mit zu­min­dest ten­den­zi­ell an der in­ten­dier­ten ziel­grup­pe vor­bei­rauscht. denn auch wenn er das eng­lisch et­was schnip­pisch mit „weil ich hier nicht nur deutsch­spra­chi­ge Kon­tak­te habe...?“ er­klärt, sind doch alle kom­men­ta­re un­ter sei­nem bei­trag aus­nahms­los auf deutsch ver­fasst.

das pro­blem das falk lüke mög­li­cher­wei­se hat, ist das glei­che das ein pas­sio­nier­ter mau-mau-spie­ler in ei­ner bi­ker-knei­pe hat; den kon­text ei­ner mit­tei­lung oder ak­ti­vi­tät soll­te man nie aus den au­gen ver­lie­ren. wer das tut, ist am ende im­mer ent­täuscht.

mei­ne er­fah­rung mit face­book ist eine ganz an­de­re. im pri­va­ten kon­text funk­tio­niert face­book bei mir ganz her­vor­ra­gend. für mich fühlt sich face­book gar nicht wie eine „le­ben­de lei­che“ an, son­dern wie ein al­go­rith­misch op­ti­mier­ter blick durch ein schlüs­sel­loch auf das le­ben mei­ner freun­de, ver­wand­ten und men­schen die ich schät­ze und lie­be. tat­säch­lich fil­tert mir face­book freund­li­cher­wei­se die sta­tus­mel­dun­gen von leu­ten die mich we­ni­ger in­ter­es­sie­ren oder mir nicht son­der­lich nahe sind recht zu­ver­läs­sig aus. von falk lüke ist die­se sta­tus­mel­dung oben bei­spiels­wei­se die ers­te seit mo­na­ten die ich zu ge­sicht be­kam.

und auch falk lü­kes be­ob­ach­tung ei­ner „trau­ri­gen samm­lung von ein­sam­keit“ auf face­book kommt mir eher vor, wie eine pro­jek­ti­on der ei­ge­nen be­find­lich­keit, als eine ob­jek­ti­ve be­ob­ach­tung. ich füh­le auf face­book — oder ge­nau­er durch face­book — ver­bun­den­heit und nähe zu den leu­ten die mich in­ter­es­sie­ren. in­so­fern scheint mir das „bunch of biz kids“ ei­nen ganz gu­ten job zu ma­chen.

für mich ist falk lü­kes bei­trag eher ein grund face­book noch hem­mungs­lo­ser pri­vat zu nut­zen, also leu­te die ich nur vom hö­ren­sa­gen ken­ne zu ent­freun­den und mehr dar­auf zu ach­ten, nur mit leu­ten ver­bun­den zu sein, auf die ich pri­va­ten wert lege. für de­bat­ten und aus­ufern­de dis­kus­sio­nen schei­nen mir blogs eher ge­eig­net zu sein, oder — wie ich von zeit zu zeit höre, aber nicht zu recht glau­be — bei­spiels­wei­se goog­le-plus oder qu­o­ra.

was ich auch gar nicht an falk lü­kes bei­trag mag, ist sei­ne su­san­ne-gasch­ke-mäs­si­ge ver­ach­tung von bei­läu­fi­ger, tri­via­ler kom­mu­ni­ka­ti­on. leu­te wie su­san­ne gasch­ke sind scho­ckiert dar­über, dass je­der­mann das in­ter­net ein­fach voll­schrei­ben kann, auch mit ir­rele­van­ten, blöd­sin­ni­gen oder fla­chen ge­müts­äus­se­run­gen (oder kat­zen­bil­dern). die men­schen­ver­ach­tung die aus dem satz „ever­yo­ne's sen­ding, see­king even just a litt­le at­ten­ti­on for his/her life“ spricht, möch­te ich ger­ne eins zu eins an falk lü­cke zu­rück­ge­ben, den ich für eine der trau­rigs­ten und auf­ge­bla­sens­ten ge­stal­ten hal­te, die ich aus dem in­ter­net ken­ne. al­ler­dings erst nach su­san­ne gasch­ke — aber die nutzt ja eh kein in­ter­net aus­ser für wis­sen­schaft­li­che und hoch­re­le­van­te zwe­cke.

[nach­trag 02.01.2013, 11:30h]
falk lüke heisst jetzt falk stei­ner und hat sein face­book­pro­fil ge­löscht. da­mit funk­tio­niert der link oben auch nicht mehr. hier ist ein screen­shot des ar­ti­kels von ges­tern abend 19 uhr.