vi­nyl s01e01 (pi­lot)

felix schwenzel in gesehen

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ich fands gräss­lich. der pi­lot ist spiel­film-lang (zwei stun­den) und nach un­ge­fähr ei­ner stun­de hab ich den scheiss nicht mehr aus­ge­hal­ten. mir macht es in der re­gel nicht viel aus, wenn ich der ge­schich­te ei­ner se­rie nicht fol­gen kann, aber bei vi­nyl konn­te ich nicht nur der ge­schich­te nicht fol­gen, ich hat­te auch den ein­druck, dass gar kei­ne ge­schich­te er­zählt wird, son­dern nur eine stim­mung eta­bliert wer­den soll­te. vi­su­ell klapp­te das ganz gut, die sieb­zi­ger jah­re, mit all ih­ren grau­sa­men kla­mot­ten, fri­su­ren und ko­te­let­ten le­ben in der se­rie in al­ler bru­ta­li­tät wie­der auf, auch wenn die ku­lis­sen mich ziem­lich oft an die se­sam­stras­se er­in­nert ha­ben.

in vi­nyl ist al­les hoch­emo­tio­nal. schon in der ers­ten sze­ne stöhnt und ächzt bob­by canna­va­le (als ri­chie fi­ne­s­tra), aus kei­nem er­sicht­li­chen grund, 15 mi­nu­ten in sei­nem in der se­sam­stras­se ge­park­ten auto. ir­gend­wann hebt er den te­le­fon­hö­rer sei­nes wähl­schei­ben­au­to­te­le­fons ab und fängt an noch stär­ker zu äch­zen und zu stöh­nen. die rest­li­che drei­vier­tel stun­de habe ich mir gräss­lich an­ge­zo­ge­ne und fri­ser­te men­schen an­ge­se­hen, die ent­we­der sin­gen, schrei­en, fi­cken, kok­sen, kif­fen oder — das ist ein durch­gän­gi­ges mo­tiv der se­rie — grab­schen und tät­scheln. es ver­ge­hen kei­ne 5 mi­nu­ten der se­rie, in de­nen nicht ein mann ir­gend­wel­che als un­ter­wür­fig und blöd dar­ge­stell­ten frau­en an­grab­scht oder an­bag­gert.

es gibt zwar auch eine (mit­tel) star­ke frau­en­rol­le (ziem­lich gut: juno temp­le als ja­mie vine), die im lau­fe der se­rie si­cher­lich noch zu ei­nem zen­tra­len cha­rak­ter auf­ge­baut wer­den wird, aber in die­ser fol­ge ein­fach „das sand­wich-girl“ ge­nannt wird. viel­leicht war das grab­schen und kon­se­quen­te se­xua­li­sie­ren und obe­jk­ti­fi­zie­ren von frau­en in den 70ern noch gang und gäbe, aber die kon­zen­tra­ti­on der se­rie dar­auf nervt tie­risch.

apro­pos ner­ven. ich habe in den vie­len jah­ren mei­nes me­di­en­kon­sums ge­lernt, dass man um fil­me oder se­ri­en, in de­nen zeit­lu­pen zur be­to­nung und emo­tio­na­li­sie­rung der hand­lung ex­zes­siv ein­ge­setzt wer­den, ei­nen gros­sen bo­gen ma­chen soll­te. in die­ser hin­sicht schrill­ten bei vi­nyl stän­dig mei­ne alarm­glo­cken.

schau­spie­le­risch ist vi­nyl teil­wei­se ziem­lich gut ge­ra­ten. wie oben er­wähnt, ge­fällt mir das bei­läu­fi­ge und wa­che spiel von juno temp­le sehr, ja­mes jag­ger, der sohn von mick jag­ger, spielt auch gut, aber ein paar ne­ben­rol­len, und lei­der auch bob­by canna­va­le, tra­gen et­was dick auf.

am an­fang der fol­ge trat eine band auf, de­ren sän­ger dem jun­gen mick jag­ger er­staun­lich ähn­lich sah, vor al­lem we­gen dem et­was ir­ri­tie­ren­dem rie­si­gen jag­ger-mund und schlab­ber­lip­pen. das war aber je­mand an­ders.

ich kann mir gut vor­stel­len, dass es ei­ni­ge gibt, de­nen die­se se­rie ge­fal­len könn­te. ich kann da­mit nichts an­fan­gen. das the­ma in­ter­es­siert mich nicht, die um­set­zung über­zeugt mich nicht und ich ver­ste­he die mo­ti­va­ti­on kei­ner ein­zi­gen der auf­ge­tre­te­nen fi­gu­ren. die er­zähl­wei­se er­scheint irre be­lie­big, zwi­schen den will­kür­lich aus­ge­such­ten sze­nen, sind hin und wie­der mu­sik­stü­cke wie wer­be­clips ein­ge­floch­ten — ohne er­kenn­ba­ren be­zug zur hand­lung. wie ge­sagt, knapp 60 mi­nu­ten habe ich un­ter schmer­zen durch­ge­hal­ten, dann muss­te ich ab­schal­ten. ich hat­te da schon so ne ah­nung.


jo­han­nes kuhn hat die se­rie ge­fal­len (er hat auch den trai­ler ein­ge­bun­den), an­dri­an kreye hats auch nicht ge­fal­len, er hat aber hoff­nung, dass sich die se­rie nach dem pi­lo­ten noch fängt. ich nicht. die zwei­te staf­fel ist üb­ri­gens schon ge­setzt.